Android Auto ist heute schon weit verbreitet, erfreut sich immer größerer Popularität und hat Google die Tür in das Auto der Menschen geöffnet – und da will man natürlich auch bleiben. Es soll aber nicht bei der vom Smartphone gesteuerten Oberfläche bleiben, sondern das neue Android Automotive soll die Google-Dienste fest im Fahrzeug verankern. Während sich einige Hersteller davon wenig begeistert zeigen, schließt Google im Hintergrund sehr wichtige Partnerschaften.
Mit Android Automotive will Google einen großen Sprung im Auto machen, der weit mehr als nur die Oberfläche verändert und weitere Möglichkeiten auf die Smartphone-Displays bringt. Automotive ist kein Aufsatz mehr für das bestehende Infotainment-System, sondern ein vollständiger Ersatz, der Google die Vorherrschaft in den damit ausgestatteten Fahrzeugen sichert. Dabei lässt man sich durchaus auch von Tesla inspirieren, wie wir euch vor wenigen Tagen im Android Automotive vs. Tesla-Vergleich gezeigt haben.
Anfang des Jahres wurde mit dem Volvo Polestar 2 das erste Fahrzeug angekündigt, bei dem Android Automotive zum Einsatz kommen und Premiere feiern wird. Doch bei diesem einen Showcar soll es natürlich nicht bleiben und so konnte Google erst kürzlich wieder einen wichtigen Deal mit einem großen Autobauer verkünden, der ebenfalls auf Android Automotive setzen wird: General Motors bzw. GM. Allerdings wird das noch etwas länger dauern.
General Motors möchte ab 2021, also ein Jahr nach dem Volvo Polestar, Android Automotive in sehr vielen Fahrzeugen einsetzen. Das gilt für viele ab 2021 vorgestellten neuen Modelle, je nach Bedarf auch für bereits am Markt befindliche Modelle und schließt nur China explizit aus. Ob Automotive im Rahmen einer Sonderausstattung verfügbar ist oder zum Standard für alle Modelle erklärt wird (auch ein Infotainment-System ist längst noch keine Serienausstattung, aber das kann sich ja bis 2021 ändern), ist noch nicht bekannt. Gut möglich, dass Google in diesem Punkt subventionierend einspringen könnte.
Ob GM für Android Automotive die eigene Software hinten anstellen wird, geht aus der ersten Ankündigung ebenfalls noch nicht hervor. Die Frage ist natürlich, welches System dann in China zum Einsatz kommen würde.
Die Partnerschaft mit General Motors ist für Googles Android Automotive-Team ein extrem großer Schritt, denn immerhin sprechen wir von einem der größten Autohersteller der Welt. In Europa hat GM allerdings spätestens seit dem Verkauf von Opel und Vauxhall an die PSA-Gruppe keine große Bedeutung mehr. Im US-amerikanischen Markt und vielen weiteren Regionen dieser Welt sieht das aber etwas anders aus, denn GM verfügt über hohe Marktanteile.
Interessant ist, dass GM den chinesischen Markt explizit ausschließt, obwohl das erste Android Automotive-Fahrzeug, der Volvo Polestar, von einem chinesischen Hersteller kommt. Volvo hat seine Wurzeln zwar in Schweden und hat mehrmals den Besitzer gewechselt, war auch schon in amerikanischer Hand, gehört aber mittlerweile zur chinesischen Geely-Gruppe ist nur eine Marke von sehr vielen. Gut möglich, dass sich Geely den chinesischen Automotive-Markt erstmal exklusiv gesichert hat. Auf der anderen Seite stehen sehr viele Google-Dienste in China nicht zur Verfügung.
Renault-Nissan-Mitsubishi
Insbesondere für Europa konnte Google erst vor einigen Monaten eine umfangreiche Partnerschaft mit Renault-Nissan-Mitsubishi verkünden, wobei nicht konkret gesagt wurde, worin diese Kooperation besteht. Man darf aber davon ausgehen, dass Android Automotive bei den Fahrzeugen der hierzulande und in Asien bedeutenden Gruppe zum Einsatz kommen wird. In welchem Umfang, das bleibt abzuwarten, genau wie ein möglicher Zeitplan für die ersten Fahrzeugmodelle mit Android Automotive.
Zu Renault-Nissan-Mitsubishi gehören folgende Marken:
- Renault
- Nissan
- Mitsubishi
- Dacia
- Renault Samsung
- Lada
- Infiniti
- Datsun
- Alpine
- Venucia
Mindestens die Hälfte dieser Marken ist auch hierzulande auf den Straßen zu finden, sodass sich Android Automotive auch in Deutschland, Österreich und Schweiz verbreiten kann. Man kann davon ausgehen, dass an weiteren Kooperationen mit anderen großen Marken gearbeitet wird.
Eine große deutsche Marke hat Google allerdings schon durch die Blume abgesagt und möchte vorerst nicht auf Android Automotive und die Google-Software setzen: Volkswagen hat vor einigen Wochen verkündet, eigene Software entwickeln zu wollen und sich nicht von Google abhängig zu machen. Vermutlich ging es hinter den Kulissen bereits heiß her und Google dürfte einige Forderungen gestellt haben, sodass den Wolfsburgern die Hutschnur geplatzt ist. Das heißt umgekehrt aber auch, dass es mit vielen anderen Marken weitere Verhandlungen geben dürfte.
Android Automotive wird also (sehr wahrscheinlich) vorerst nicht bei Volkswagen, Audi, Seat, Skoda, Bentley, Bugatti und einigen Nutzfahrzeugherstellern zu finden sein. Wie es mit der eng verbandelten Marke Porsche aussieht, ist noch nicht bekannt. Je nachdem wie man es sieht, kann das für andere große deutsche Hersteller eine weitere Chance sein, dem weltweit größten Autokonzern das Leben schwerzumachen. Gut möglich, dass sich Mercedes, BMW und Co. aber auch erstmal Zeit lassen. Auch Apple entwickelt bekanntlich in diese Richtung.
Vermutlich werden wir im nächsten Jahr sehr viel mehr von Automotive und den zukünftigen Partnern hören. Bis dahin findet ihr in folgenden Artikeln alle wichtigen Informationen:
Siehe auch
» Waymo & Renault-Nissan-Mitsubishi: Mit diesen Marken hat Waymo bereits zusammengearbeitet