Google Base: Die riesige Datenbank für alles und jeden & ohne jeden Plan (vergessene Google-Produkte)
In unserer losen Reihe vergessene Google-Produkte blicken wir immer wieder auf Google-Angebote zurück, die bereits vor mehreren Jahren eingestellt wurden und vielen jüngeren Nutzern möglicherweise gar nicht mehr bekannt sind. Das Unternehmen hat eine lange Liste von längt eingestellten Produkten, aber keines davon dürfte so viele Fragezeichen – auch nachträglich – aufwerfen, wie die heute vorgestellte Plattform: Google Base.
Langjährige Google-Nutzer haben schon sehr viele Produkte kommen und gehen gesehen und immer wieder muss man sich fragen, warum bei manchen Angeboten der Stecker gezogen wurde – vor allem rückblickend ist das nur selten nachvollziehbar. In den vergangenen Wochen haben wir uns Googles erstes Social Network Orkut angesehen und auch einen Blick auf den ersten Messenger Google Talk geworfen, die beide damals sehr gute Produkte waren. Ein etwas kurioseres Beispiel hingegen ist Google Base.
Google ist insgesamt ein sehr innovatives Unternehmen, das immer wieder Produkte auf den Markt bringt, die erst beim Kunden reifen und sich ihre Zielgruppe erst noch suchen müssen. Vermutlich passt diese Beschreibung auf kein Produkt so gut, wie auf Google Base. Worum es sich dabei genau handelte, kann man rückblickend eigentlich kaum noch sagen. Gestartet ist Base als eine „Datenbank für Alles“, in der jeder Nutzer beliebige Dinge in strukturierter Form eintragen konnte. Der Nutzer war allerdings fraglich.
Google Base stand von Beginn an allen Nutzer offen und war eine riesige offene Datenbank, die von jedem gefüllt und durchsucht werden konnte. Nach Auswahl einer groben Kategorisierung konnte beliebig große Tabellen bzw. Formularfelder angelegt werden, die dann wiederum mit den Einträgen gefüllt werden konnten. Dabei konnten sowohl Texte als auch Zahlen, Datumsbereiche oder Bilder und andere Medien verwendet werden. Alles wurde in Base gespeichert und ließ sich über das Base-Portal durchsuchen.
Base war aber auch in der Google Websuche integriert, die einige Base-Inhalte finden konnte und aufgrund der angelegten Struktur der Nutzer Daten auslesen konnte. Das war aber eher Selten der Fall, denn später wurde Base vor allem als eigene Suchmaschine gesehen und wurde zur Grundlage der Produkt-Suche.
Das Ziel von Base dürfte es gewesen sein, die Nutzer zum Aufbau von strukturierten Daten und Datenbanken einzuspannen. Ob die Informationen relevant waren oder nicht, konnte man später noch immer von den Algorithmen bestimmen lassen. Echte Fakten, wie man sie heute im Knowledge Graph oder Wikipedia findet, waren genauso willkommen wie private Datenbanken der Nutzer, die einfach beliebige Werte eintragen konnten. Wer seine Einkaufsliste über Base verwalten wollte, konnte das tun – wenn auch extrem umständlich.
Durch diese offene Plattform war von Beginn an nicht absehbar, in welche Richtung Base eigentlich steuern soll – und vermutlich hat auch Google es nicht immer gewusst. Base hätte mit jedem Datenbanksystem konkurrieren können, wurde aufgrund vieler eingetragener Produkte sogar als ebay-Killer gesehen und hätte auch sonst alle denkbaren Rollen einnehmen können. Einige Nutzer haben Base tatsächlich auch genutzt, um Produkte zu verkaufen. Einfach Titel, Bild, Preisangabe und fertig – und im besten Falle war es sogar in der Websuche zu finden.
Doch Google hat Base niemals in eine echte Richtung gesteuert, sodass auch die Nutzer kaum dazu gewillt waren, willkürliche Daten einzutragen. Es hätte sicher das Potenzial gehabt, semantische und strukturierte Daten aufzunehmen und zu einer zentralen Anlaufstelle zu werden – aber dafür war es dann wieder ZU offen gestaltet. Wenig später hatte Google ähnliches, aber diesmal im Volltext, mit dem Wikipdia-Konkurrenten Knol versucht.
Später wurde Base an die Produkt-Suchmaschine Froogle angeschlossen und war die Grundlage für die Datenbank der Produktsuche. Grundlegend ist das bis heute der Fall und irgendwo in der Infrastruktur der Produktsuche schlummern vielleicht noch Reste von Google Base. Mit der Einstellung von Base sind allerdings auch alle Daten gelöscht worden, die aber zuvor natürlich in die neue Datenbank übernommen worden sind.
Google Base existierte von 2005 bis 2010 und war damit überraschend lange Online. Wer sich dafür interessiert, findet übrigens die Ankündigung von Google Base bis heute im offiziellen Blog des Unternehmens. Schon in der Ankündigung liest man innerhalb weniger Sätze, dass es einfach eine Datenbank für ALLES gewesen ist. Erklärtes Ziel war es, eine riesige Datenbank an strukturierten Informationen aufzubauen und diese durchsuchbar zu machen. Exakt dieses Ziel hat man bis heute nicht erreicht, auch wenn die Websuche nah dran ist.
Google Base enables content owners to easily make their information searchable online. Anyone, from large companies to website owners and individuals, can use it to submit their content in the form of data items. We’ll host the items and make them searchable for free.
Ich persönlich habe Google Base damals immer wieder genutzt, auch um mich für den damals noch recht frischen GoogleWatchBlog zu informieren. Einen sehr ausführlichen Bericht zu Google Base von mir aus dem Jahr 2005 findet ihr in diesem Artikel. Wofür ich es genutzt habe, kann ich aber leider beim besten Willen heute nicht mehr sagen. Ob es Schade um Base ist? Keine Ahnung… Eigentlich nicht, aber eine solche offene Fakten-Datenbank ist auch heute noch etwas, das bisher nicht umgesetzt werden konnte.
Vergessene Google-Produkte
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