Google Maps: Kuriose Manipulation – Parteizentrale wird zum ‚Aktenvernichtungsdienst‘ (Screenshot)
Google Maps unterhält eine riesige Datenbank über nahezu alle Orte und jegliche Einrichtungen dieser Erde und kann sehr viele dazugehörige Details liefern. Diese Datenbank will natürlich auch aktuell gehalten werden, sodass man auf die Hilfe der großen Community setzen muss, um Änderungen zeitnah zu erfassen. Jetzt haben sich einige Nutzer erneut einen Scherz erlaubt und bringen die österreichische „Schredder-Affäre“ zu Google Maps.
Die Welt verändert sich ständig und wer einen Katalog über alle Orte und Business-Einträge dieser Welt führt, hat eben auch sehr viel damit zu tun, diese Daten stets aktuell zu halten. Google setzt dafür sowohl auf offizielle Quellen, die Daten der eigenen Streetview-Fahrzeuge, weitere von den Algorithmen angezapfte Datenquellen sowie auch die Hilfe der großen Local Guides-Community. Aber auch alle anderen Nutzer können Änderungen vorschlagen, die dann sehr häufig – aber nicht immer – von den Local Guides bestätigt oder abgelehnt werden können. Das erweist sich immer wieder sowohl als Stärke als auch als Schwachstelle von Google Maps.
In der Zeit des Sommerlochs sind die Medien über jede Story dankbar und so können auch kleinere Geschichten schnell zu einer „Affäre“ aufgebauscht werden – das geschieht derzeit mal wieder in Österreich. Im Zuge der „Ibiza-Affäre“, das dürften auch alle Deutschen mitbekommen haben, ist die Regierung nach einem Misstrauensvotum abgetreten und hat gleichzeitig einige Festplatten mit Daten schreddern lassen. Ob das ein üblicher Vorgang ist oder nicht, wird seit Tagen diskutiert. Aber das nur als kleine Stütze für den Vorfall auf Google Maps.
Gleich mehrere Einträge von Büros der betroffenen ÖVP-Partei wurden in den vergangenen Tagen auf Google Maps manipuliert und mit falschen Kategorisierungen versehen. Aus der Parteizentrale wurde tatsächlich ein „Aktenvernichtungsdienst“, andere Büros hatten die gleiche oder sehr ähnliche Kategorisierungen erhalten, die offenbar ohne große Probleme bei Google Maps freigeschaltet worden sind. Bei einem Eintrag soll außerdem der Titel manipuliert worden und das „ÖVP: Die neue Volkspartei“ gegen „ÖVP: Die neue Schredderpartei“ ausgetauscht worden sein.
Das ist kein Drama, zeigt aber die Schwäche eines Systems auf, an dem viele Nutzer mitarbeiten und schnell eine große Reichweite erzielen können. Eigentlich muss eine solche Änderung an einem fremden Eintrag von mehreren Local Guides bestätigt werden, aber offenbar hielten auch diese das ebenfalls für witzig oder es gab keine weitere Kontrollinstanz. Wie dem auch sei, der Eintrag ist wieder korrigiert und um einige unterhaltsame Bewertungen reicher.
Interessanterweise soll die ÖVP von Sebastian Kurz gewissermaßen selbst daran schuld sein, dass es überhaupt zu dieser Manipulation kommen konnte: Die Partei hat es bisher versäumt, die Inhaberschaft über diese Einträge zu übernehmen und somit zu verhindern, dass andere Nutzer dort Fakten bearbeiten oder überhaupt Änderungen vorschlagen können. Dabei ist die Übernahme eines solchen Eintrags sehr einfach und schnell erledigt.
Und während viele Unternehmen ihre Einträge bei Google Maps unter Kontrolle haben, scheinen politische Parteien das offenbar nicht ganz so ernst zu nehmen. Erst vor wenigen Wochen wurde die Parteizentrale der AfD zum Karnevalsverein und vor einigen Monaten wurde aus einer britischen Schule die Hölle auf Erden.
Siehe auch
» Google Maps: Fehler auf der Karte führten immer wieder zu kleinen Katastrophen & Problemen – Teil 1
» Google Maps: Probleme auf der Karte führen immer wieder zu kleinen Katastrophen & Chaos– Teil 2
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