In wenigen Wochen wird die finale Version von Android Q erscheinen und das Betriebssystem damit bereits auf die Version 10.0 bringen. Freuen dürfen sich in den folgenden Monaten aber nur ein sehr kleiner Prozentsatz aller Nutzer, denn der Großteil der Nutzer wird die neue Version wohl erst dann nutzen können, wenn ein neues Smartphone angeschafft wird. Aber muss es wirklich immer die neueste Version sein? Ein Test vieler alter Versionen bringt nun interessante Erkenntnisse.
Google veröffentlicht mit einer kurzen Ausnahme im Mai keine aktuellen Zahlen mehr zur Verbreitung der einzelnen Android-Versionen. Eine offizielle Begründung dafür gibt es nicht, aber vielleicht war man es auch einfach leid, den Kritikern die zumeist sehr schlechten Zahlen auf dem Silbertablett zu servieren. Es wird also vorerst in Erinnerung bleiben, dass die aktuellste Version nach gut neun Monaten gerade einmal auf 10 Prozent aller Smartphones lief. Kein gutes Bild.
Seit Monaten freuen sich Smartphone-Nutzer, wenn sie endlich das Update auf Android Pie bekommen (Nokia ist aktuell der König der Updater) und somit auf der neuesten Version des Betriebssystems unterwegs sind. Doch diese Freude wird spätestens im September wieder getrübt, denn dann ist Pie plötzlich nicht mehr aktuell, sondern nur noch das zweitbeste Betriebssystem – im Bezug auf das Alter. Die Oreo-Nutzer sind dann schon zwei Generationen hinterher und allen ab Android Nougat ist das sowieso schon fast egal.
Klar, wer stets auf dem neuesten Stand bleiben möchte, muss Android Q sehr schnell haben und besitzt hoffentlich ein Pixel-Smartphone, um dies auch zu gewährleisten. Aber ist es wirklich so schlimm, wenn das Smartphone bei Android Pie oder Android Oreo verweilen wird? Diese Frage dürften vor allem Benutzer beantworten können, die selbst von diesen beiden Versionen nur träumen können und mit deutlich älteren Jahrgängen unterwegs sind. Tatsächlich ist das ab einem gewissen Punkt auch noch halbwegs problemlos möglich.
Die Redakteure von Der Standard haben sich alte Nexus-Smartphones geschnappt und das System jeweils mit der damals ausgelieferten Android-Version neu aufgesetzt. Dabei haben sie bis auf das Nexus S mit Android 2.3 Gingerbread zurückgegriffen, das bis heute von 0,3 Prozent aller Nutzer verwendet wird.
Android 2.3 Gingerbread
Der Login in das Google-Konto ist möglich, allerdings nur dann, wenn ein neues auf dem Smartphone erstellt wird – ansonsten verwehren die Sicherheitsmechanismen bereits direkt nach dem Start den tieferen Einstieg in das Betriebssystem. Nach dem ersten Start eines älteren Geräts werden normalerweise erst einmal alle bereits installierten Apps aktualisiert und auf den neuestmöglichen Stand gebracht. Allerdings nicht bei Gingerbread, denn damals hieß der Play Store noch Android Market – der mittlerweile abgeschaltet wurde und auch kein automatisches Update mehr auf den Play Store durchführt.
Weil die meisten Apps schon damals zu großen Teilen Online arbeiten, wird der Nutzer bei sehr vielen zur Aktualisierung aufgerufen und kann sie teilweise auch nicht nutzen – aber das ist durch den fehlenden Play Store eben nicht mehr möglich. Abhilfe schafft eine Möglichkeit, den Play Store nachträglich zu installieren – was tatsächlich gelingt. Anschließend laufen dann doch viele Updates durch, aber die neueste App-Version wird in den meisten Fällen nicht mehr angeboten.
YouTube, Google Earth oder auch die Sprachsuche ist nicht nutzbar. Google Maps oder GMail hingegen tun tadellos ihren Dienst, aber zumeist mit zuletzt im Jahr 2014 aktualisierten Versionen. Auch Facebook muss lobend erwähnt werden, denn tatsächlich sind Facebook, Instagram und WhatsApp nutzbar – zwar nur noch bis voraussichtlich Anfang 2020 – aber immerhin.
Android 4.1 Jelly Bean
Bei Jelly Bean zeigt sich Googles Produkt-Strategie sehr deutlich, denn gleiche eine ganze Reihe von vorinstallierten Apps wurde längst eingestellt und ist nicht mehr nutzbar. Dazu gehört Google+, der Google+ Messenger oder auch „News and Weather“. Alle Apps sind vorinstalliert, lassen sich auf normalem Wege aber nicht entfernen. Reine Datenleichen. Besonders interessant ist das bei der App „Currents“, mit denen Magazine gelesen werden konnten.
Currents funktioniert erst nach einem Update über den Play Store. Allerdings verweist die App nur darauf, dass sie durch den Google Play Kiosk ersetzt wurde. Dieser wiederum wurde im vergangenen Jahr eingestellt und durch die Google News-App ersetzt. Und die steht nicht für Android 4.1 zur Verfügung. Klassiker.
Android 4.4 KitKat
Android KitKat ist eine der letzten halbwegs nutzbaren Versionen auf der nach unten offenen Skala. Viele Apps haben bis zum vergangenen Jahr mindestens Android 4.4 vorausgesetzt, sodass praktisch alle modernen Apps nutzbar sind und teilweise auch bis heute mit Updates versorgt werden oder zumindest das letzte reguläre Update im Jahr 2018 erhalten haben. Das ist nicht schön, aber für Nutzer eines alten Knochens derzeit noch akzeptabel.
Das Problem der alten vorinstallierten Google-Apps besteht hier zusätzlich auch mit Google+ Photos und sogar Quickoffice – ja, das war tatsächlich ein Google-Produkt und wurde bereits 2014 eingestellt. Ansonsten sind praktisch alle Apps verfügbar und nutzbar, aber ausgerechnet Google-Apps machen aufgrund des fehlenden Google+ ein paar Probleme. Weil das Netzwerk tief in viele Apps integriert war und die letzten Updates aus der Zeit stammen, in denen es noch existierte, muss man mit einigen Fehlermeldungen und Update-Aufforderungen leben.
Android 5.0 Lollipop
Android 5.0 Lollipop ist tatsächlich noch ein sehr komfortables Betriebssystem, denn es ist die aktuelle Untergrenze vieler Apps, sodass alle großen Entwickler bis heute Updates liefern. Alle Google-Apps bis auf Play Movies werden aktualisiert, Facebook-Apps werden wohl noch einige Jahre nutzbar sein und auch die Auswahl im Play Store könnte mit Android Pie kaum größer sein. Weil mit diesem Betriebssystem das Material Design eingeführt wurde, ist es sogar optisch noch einigermaßen auf der Höhe der Zeit.
Vermutlich wird sich das aber schon kurz nach dem Android Q-Release ändern und Google entsprechend die Mindestanforderung auf Android 6.0 Marshmallow heraufsetzen. Android 5.x ist auch die erste ältere Version, die noch immer einen Anteil von über 10 Prozent hat.
Dass die Smartphones mit den alten Versionen noch nutzbar sind, ist nicht überraschend, denn so lange mit nicht Online gehen muss und nur die alten lokalen Apps verwendet, spielt das Alter gewissermaßen keine Rolle. Sobald dann aber die Online-Verbindung benötigt wird, wird eben eine aktuelle Plattform vorausgesetzt, was dann zu unvorhergesehenen Ergebnissen führt. Vielleicht testen die ganz großen Entwickler ihre Apps noch mit den historischen Versionen, aber Rücksicht können sie darauf natürlich nicht mehr nehmen.
Was ebenfalls nicht vergessen werden darf, selbst wenn das Uralt-Gerät nur als besserer Taschenrechner verwendet wird, ist die Sicherheit. Als diese Geräte auf den Markt kamen, war von monatlichen Sicherheitsupdates noch nicht einmal zu träumen und natürlich würden sie ohnehin längst nicht mehr aktualisiert. Das gesamte Betriebssystem, die Hardware und auch alle Apps sind also Einfallstore für jegliche Gefahren – und eh man sich versieht, ist das eigene Smartphone Teil eines Botnetzes.
Natürlich sollte man darauf achten, halbwegs auf dem aktuellen Stand zu bleiben, aber wer nun nach Pie kein Update mehr erhält oder noch bei Oreo steckt, muss noch nicht in Panik verfallen. Welche Smartphones das Update auf Android Q erhalten werden, wurde von den ersten Herstellern bereits verkündet, die Details findet ihr unter folgenden Links:
Android Q – diese Smartphones bekommen das Update
» Huawei (17 Geräte) | HONOR (5 Geräte) | Xiaomi (13 Geräte)
Siehe auch
» Kein gutes Vorbild: Microsoft integriert Werbung für hauseigene Apps in das Android Teilen-Menü
» Shoelace: Google startet schon wieder ein neues Social Network – auf den Spuren von Google+
» Dein verstecktes Google-Profil: So lässt sich das kaum bekannte Google-Profil finden und bearbeiten