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Huawei: Google wird zum großen Verlierer – Huawei wird wohl am eigenen Android-Ersatz Ark OS festhalten

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Es ist noch nicht vollständig in trockenen Tüchern, aber sehr wahrscheinlich wird Huawei weiter Geschäfte mit US-Unternehmen machen dürfen und somit auch Komponenten und Software für die Smartphones beziehen. Die ganze Geschichte könnte also genauso schnell zu Ende sein, wie sie begonnen hat – aber sie wird nicht folgenlos bleiben. Vor allem Google könnte als großer Verlierer aus der Sache hervorgehen und noch lange an den Folgen zu knabbern haben.


Kurz vor der großen Sommerpause ist es in der Smartphone-Welt abgesehen von einigen Leaks normalerweise recht ruhig – doch in diesem Jahr war bzw. ist alles anders. Durch das Blacklisting von Huawei durch die US-Regierung kam richtig Bewegung in den Markt, denn plötzlich schien vieles möglich. Ein Ausstieg des weltweit zweitgrößten Herstellers? Wer sollte die Lücke füllen? Wird Huawei auf vielen Millionen Smartphones ersetzt? Schlussendlich wird wohl doch zunächst alles beim Alten bleiben.

Als vor gut fünf Wochen die Nachricht aufschlug, dass Google Huawei die Android-Lizenz entzogen hat, sahen viele das schnelle Ende des Smartphone-Herstellers gekommen, denn kurz darauf kündigten auch reihenweise andere US-Unternehmen ihre Verträge mit dem chinesischen Hersteller. Obwohl sich Huawei, das hatte man schon Monate zuvor immer wieder betont, schon seit langer Zeit auf diese Situation vorbereitet hat, war man von der Wucht und den Ausmaßen doch selbst überrascht. Auch das musste man kürzlich zugeben.

Dennoch gab sich Huawei auch in den folgenden Wochen erstaunlich gelassen und versucht den Anschein zu bewahren, alles unter Kontrolle zu haben. Klar, öffentlich in Panik zu verfallen hilft niemandem, aber dennoch das Selbstbewusstsein sehr erstaunlich. Das Krisen-Management hat ganze Arbeit geleistet, die Kunden in Ruhe über mögliche Folgen informiert und mit Gerüchten sowie Spekulationen aufgeräumt und das Unternehmen hat sogar weiterhin neue Geräte vorgestellt und produziert. Sogar das Update-Versprechen auf Android Q wurde weiter hochgehalten, obwohl niemand so genau wusste, wie das funktionieren soll.

Und nun kann sich die ganze Situation sehr schnell beruhigen, denn Donald Trump hat den Huawei-Bann zurückgenommen und ermöglicht es dem Unternehmen nun wieder, Komponenten bei US-Unternehmen einzukaufen – das gilt auch für Android von Google. Also Ende gut, alles gut? Bei weitem nicht.



Eigentlich ist gar nichts passiert
Schaut man sich den zeitlichen Verlauf an, dann kann man sagen, dass eigentlich gar nichts passiert ist. Google hat Huawei die Android-Lizenz mit sofortiger Wirkung entzogen, aber schon wenige Tage später gab es eine 90-Tages-Frist der US-Regierung, mit der die Geschäfte erst einmal weiterlaufen konnte. Diese Frist läuft noch bis etwa Ende August, das Embargo wird aber in voller Wirkung bereits viel früher aufgehoben. Grundsätzlich kann man also sagen, dass gar nichts passiert ist.

Weil die ganze Geschichte aber nicht hinter den Kulissen ablief, sondern durch alle Medien ging, haben das natürlich auch alle Huawei-Kunden mitbekommen. Die Huawei-Verkäufe sind extrem eingebrochen, das Unternehmen rechnet aufgrund dessen mit einem Umsatzausfall von über 30 Milliarden Dollar und die Marke ist erst einmal beschädigt. Kein Kunde kann sich sicher sein, dass sich diese Situation nicht wiederholt bzw. Huawei wurde als böses spionierendes Unternehmen dargestellt (was längst nicht belegt ist!) – möchte man von diesem Unternehmen ein Smartphone kaufen?

Huawei kann nicht mehr auf Google vertrauen
Google und Huawei haben beide während der beginnenden Krise und auch in späteren Statements die gute bisherige Zusammenarbeit gelobt und stehen sehr freundschaftlich gegenüber. Schlussendlich sind beide aber an die Gesetzgebung gebunden, sodass auch die beste Partnerschaft nicht viel ausrichten kann, wenn eine Kampfansage von oben kommt. Huawei muss allein schon aus Sicherheitsgründen und Verantwortung gegenüber den Anlegern und Mitarbeitern eine Alternative im petto haben. Die hat man auch, aber man kann sie nicht weiter auf Sparflamme kochen.

Huawei hatte stets betont, ein Alternativ-Betriebssystem in Reserve zu haben und die Arbeiten an diesem Projekt wurden in den vergangenen Wochen intensiviert. Das fährt man nun nicht einfach zurück, sondern wird Ark OS weiter pflegen, denn schon jetzt hatte sich abgezeichnet, dass es Android in einigen wichtigen Punkten überlegen ist und es mit Googles Android-Version aufnehmen kann. Das einzige große Problem, der App Store, lässt sich durch eine enge Zusammenarbeit mit Xiaomi & Oppo dahingehend lösen, dass man zusammen eine riesige Reichweite hat und ohnehin in China lokale App Stores betreibt. Die Entwickler kommen dann von ganz alleine.

Wenn die kritische Masse erst einmal erreicht ist, was mit den großen Smartphone-Marken trotz Verzicht auf Android möglich sein kann, finden auch die App-Entwickler sehr schnell ihren Weg in den neuen App Store. Da US-Unternehmen wieder Geschäfte mit Huawei machen dürfen, könnten auch Facebook und Microsoft die Gunst der Stunde nutzen und ihre Apps dort anbieten. Ab einem gewissen Marktanteil müsste auch Google die hauseigenen Apps bei Huawei anbieten, um nicht den Anschluss zu verlieren, würde damit aber gleichzeitig den Play Store und das eigene Ökosystem schwächen.



Huawei sitzt jetzt am längeren Hebel
Huawei hat eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass man ein US-Embargo nicht fürchten muss – vor allem nicht nach den ersten Erfahrungen. Da die Trump-Deals bekanntlich auf dem Schaukelpferd entstehen, kann es sehr schnell wieder zu einer Eskalation kommen, auf die man nicht erneut halb unvorbereitet hereingehen wird. Nicht nur, dass Huawei sich im Hintergrund weiter von US-Unternehmen lossagen wird, sondern auch alle anderen Hersteller haben nun entsprechende Pläne und Möglichkeiten in der Tasche. Und warum warten, bis die Situation erneut eskaliert?

Für Google ist diese Situation mehr als beunruhigend, denn die chinesische Allianz ist eine große Gefahr für Android und damit auch für die gesamten mobilen Pläne des Unternehmens. Dabei kam man wie die Jungfrau zum Kinde, denn eigentlich hat Google mit der gesamten Geschichte nichts zu tun und votierte mehrmals öffentlich gegen den Bann und wollte eine Ausnahmegenehmigung beantragen. Das wird nun nicht mehr notwendig sein. Dennoch hat man nun die starke Verhandlungsposition verloren, die man bisher inne hatte.

Bisher konnte Google bei Verstößen mit Android-Entzug drohen, jetzt kann eher Huawei mit Android-Verstoß drohen. Auch wenn es zu dieser Eskalation nie kam, ist das ein gewichtiges Argument bei Verhandlungen, wer hier eigentlich von wem profitiert. Und so bleibt es nun weiter spannend, wie das Embargo zu Ende geht – denn Huawei kann die neue Einigkeit natürlich auch ablehnen. Die Formulierung, dass US-Unternehmen an Huawei verkaufen dürfen, suggeriert nämlich, dass das andersherum nicht der Fall ist – und das bietet genügend Zündstoff für weitere Eskalationen.

Siehe auch
» Huawei kann Android weiter nutzen: Donald Trump gibt Lieferungen von US-Unternehmen an Huawei wieder frei

» Donald Trump: Huawei ist sehr gefährlich, könnte aber dennoch Teil eines Handelsabkommens werden

» HONOR: Huawei-Marke antwortet auf die wichtigsten Fragen & diese Smartphones bekommen Android Q


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