Gestern Abend hat Google erneut damit überrascht, nicht nur auf die vielen Pixel 4-Gerüchte zu reagieren, sondern aktiv neue Informationen zu verbreiten. Nun ist die Radarsteuerung und Gesichtserkennung offiziell bestätigt und es gibt sogar erste Einblicke darin, wie diese beiden Neuerungen dem Nutzer im Alltag helfen sollen. Der Konkurrenz dürfte man damit voraus sein, es gibt allerdings auch ein ABER…
Google wird mit den Pixel 4-Smartphones in diesem Jahr richtig auftrumpfen, denn nach den schlechten Verkaufszahlen der Pixel 3-Generation muss man nun liefern – und glücklicherweise sind nun mindestens zwei Technologien soweit ausgereift, dass sie verbaut werden können. Damit möchte man offenbar auch nicht zu lange hinter dem Berg halten und hat nun einfach jetzt schon die beiden großen Neuerungen angekündigt. Schauen wir uns die Details an.
Pixel 4: Google kauft notwendige Gesichter für 5 Dollar & spricht über Schwierigkeiten und Datenschutz (Video)
In den vergangenen Tagen hatte es sich bereits durch viele Hinweise abgezeichnet, dass sowohl die starke Gesichtserkennung als auch der Radarchip Soli tatsächlich an Bord sein werden. Das ist nun offiziell und Google hat neben der Bestätigung auch einige Einblicke darin gegeben, wie das Ganze funktionieren soll. Beide Features bieten zwar unterschiedliche Vorteile und Möglichkeiten, arbeiten aber auch Hand in Hand.
Im oberen Rand über dem Display sind nicht weniger als acht Komponenten verbaut, womit auch die Frage endgültig geklärt ist, warum Google in diesem Jahr nicht auf ein möglichst weit nach oben gezogenes Display setzt bzw. setzen kann. Die Entschuldigung dafür ist mehr als eindeutig und dürfte auch viele Kritiker verstummen lasen. Andersherum könnte es auch dazu führen, dass Google diesen Trend wieder umdreht und auch andere Hersteller wieder vermehrt auf Innovationen statt nur große Displays setzen.
Sowohl der Radarchip Soli als auch die Komponenten zur Gesichtskennung benötigen viel Platz und können nicht so einfach unter dem Display platziert werden – zumindest nach dem heute bekannten Stand der Technik. Das heißt natürlich nicht, dass das beim Pixel 5 oder 6 nicht schon gelingen könnte.
Radarchip Soli
Der Soli-Radarchip befindet sich direkt neben dem Lautsprecher und kann Bewegungen und Gesten des Nutzers erkennen, die dieser vor dem Smartphone ausführt. Im weiter unten eingebunden Video könnt ihr sehen, das dies etwa ein Wischen in der Luft ermöglicht, worauf das Smartphone entsprechend reagiert. In der Ankündigung heißt es, das damit zunächst nur sehr einfache Funktionen in Form dieses Wischens gesteuert werden sollen.
So könnt ihr mit nur einer Handbewegung zwischen Songs hin- und herwechseln, den Wecker snoozen und Anrufe stummschalten – ohne dabei euer Smartphone zu berühren. Diese Features sind nur der Anfang, denn genauso wie Pixel stetig besser wird, wird auch Motion Sense sich weiterentwickeln.
So etwa gab es vor Jahren auch schon bei anderen Smartphones, aber es ist nur der Anfang. Der Radarchip Soli ist zu sehr viel mehr in der Lage, als nur einen Wisch mit der ganzen Hand zu erkennen. Tatsächlich lassen sich auch präzise Bewegungen mit einzelnen Fingern durchführen, die von Soli erkannt werden. Ob diese Möglichkeit auch im Smartphone-Chip steckt oder dieser abgespeckt ist, ist derzeit leider noch nicht bekannt. Beeindruckende Beispiele seht ihr unter folgenden Links:
» Project Soli: Forschungsprojekt zeigt, was mit Googles neuer Radar-Eingabe alles möglich ist (Video)
Gesichtserkennung
Die Gesichtserkennung soll zur stärksten und zuverlässigsten Methode zur Erkennung des Nutzers werden und somit auch den Fingerabdruck ablösen – denn das Pixel 4 besitzt nach aktuellem Stand keinen Fingerabdruckscanner mehr. Dazu werden nicht weniger als vier Sensoren (!) über dem Display eingesetzt, die das Gesicht des Nutzers erkennen und dafür sorgen, dass es blitzschnell von allen Seiten erkannt wird. Die Zeiten, in denen man starr in die Kamera blicken muss wie in einem Foto-Automaten sind definitiv vorbei.
Die Gesichtserkennung und Soli werden verknüpft sein, sodass die Komponenten erst dann eingeschaltet werden, wenn die Näherung einer Person erkannt wird.
Andere Smartphones müsst ihr in die Hand nehmen, ganz genau ausrichten und dann noch swipen, damit ihr es entsperren könnt. Wenn ihr nach Pixel 4 greift, aktiviert Soli bereits die Sensoren zur Gesichtserkennung und entsperrt das Smartphone im Anschluss – alles in einer fließenden Bewegung und blitzschnell. Das Beste daran: Face Unlock funktioniert aus fast jedem Winkel – auch wenn ihr es auf den Kopf stellt.
» Google-App: Gesichtserkennung für Smartphones und Smart Displays soll noch flexibler werden (Videos)
Pixel 4: Google bestätigt ‚Kauf von Gesichtern‘ auf der Straße & spricht über Schwierigkeiten und Datenschutz
https://www.youtube.com/watch?v=KnRbXWojW7c
Kommt die Radarfunktion auch nach Deutschland?
Es gibt ein dickes ABER, das Google natürlich kaschiert, aber dennoch mehrfach vermeldet – sowohl im Video als auch in Textform. „Motion Sense wird in ausgewählten Ländern verfügbar sein, in denen Pixel erhältlich ist„. Das bedeutet, dass es auch Länder geben wird, in denen Motion Sense bzw. die Radarfunktion nicht funktionieren wird. Welche Länder das sein werden und warum es nicht global angeboten werden kann, bleibt derzeit noch offen.
Weil Radar zum Einsatz kommt, könnte ich mir aus meiner laienhaften Sicht vorstellen, dass das möglicherweise nicht überall genehmigt werden kann bzw. auf Frequenzen setzt, die in einzelnen Ländern nicht genutzt werden dürfen. Leider konnte ich zu einem solchen Genehmigungsprozess nur wenige Details finden, sodass sich genau sagen lässt, ob vielleicht auch Deutschland unter den Ländern sein könnte, die auf diese Funktion verzichten müssten. Im Verzichten sind die Deutschen ja leider sehr gut geübt.
Dass Google die Funktion in deutscher Sprache ankündigt, mag ein Indiz für die Verfügbarkeit sein, aber es ist nur ein übersetzter Blogpost und es wurden schon häufiger Features in deutscher Sprache angekündigt, die schlussendlich nicht verfügbar waren. Also bremst die Euphorie und Vorfreude lieber ein bisschen ein 😉