Google Maps legt seit einigen Monaten einen Schwerpunkt auf den ÖPNV und erhofft sich eine rege Nutzung unter Pendlern. Die täglichen Nutzer des Öffentlichen Verkehrs bekommen dazu auch immer neue Funktionen spendiert, die sie an die Plattform binden sollen. Das verwendete Datenmaterial stammt aber nicht vollständig von den Verkehrsbetrieben, sondern wird auch von Googles Algorithmen erzeugt – und das kann zu Missverständnissen führen, wie ein Fall in Berlin zeigt.
Pendler wissen normalerweise sehr genau, wann der nächste Zug oder Bus kommt, wie lange dieser bei welcher Verkehrslage bis zum Ziel benötigen wird bzw. auch, welche Alternativrouten es in den Städten gibt. Sie sind vielleicht, abgesehen von den Live-Zeiten, nicht unbedingt auf die technischen Hilfsmittel angewiesen, Gelegenheitsfahrer und Touristen dafür aber umso mehr. Und dann sollten die von Google Maps zur Verfügung gestellten Informationen auch korrekt sein.
Google Maps bezieht die öffentlichen Verkehrsmittel nicht nur in die Routenplanung mit ein, sondern stellt dessen Stationen und Linienverläufe auch direkt auf der Karte da, damit sich der potenzielle Fahrgast einen schnellen Überblick verschaffen kann. Dann wäre es natürlich schön, wenn die Informationen auch korrekt sind. Googles Kartenplattform erhält die Linien-Informationen direkt von den Verkehrsbetrieben und rechnet sich selbst noch weitere dazu. Aber offenbar möchte man sich nicht vollständig darauf verlassen.
In Berlin gibt es ein Beispiel, bei dem es besser gewesen wäre, wenn sich Google Maps auf die offiziellen Daten verlassen würde. Es wird eine Abzweigung von zwei U-Bahn-Linien (U2 und U3) angezeigt, die jeweils das Gleis der anderen Linie nutzt. Das wird aber nur in den seltensten Fällen genutzt. Die korrekte Linienführung wird dargestellt, aber die Abzweigung – die offiziell gar nicht befahren wird – ebenso. Wer als Tourist also hofft, diese Abzweigung nutzen zu können, wird das kaum schaffen.
Grundsätzlich ist die von Google zusätzlich eingeblendete Linienführung nicht falsch und physisch auch vorhanden, aber sie wird eben nur bei Bedarf genutzt.
Diese Abzweigung wird nur bei Einschüben genutzt, wenn ein Wagen der einen Linie auf die andere versetzt wird, um die Rush Hour zu unterstützen. Um keine Leerfahrten zu haben, können die Fahrgäste auf der selten genutzten Strecke mitfahren und kommen so dennoch ans Ziel – aber das nur wenige Male pro Tag, wenn überhaupt. Weil es aber keine Regel gibt, sondern dies bei Bedarf genutzt wird, kann Google Maps dies auch nicht nur temporär oder zu bestimmten Zeiten anzeigen.
Und an dieser Stelle kann man nun dazwischen schwanken, ob Google Maps diese in der Realität zu 99 Prozent nicht existierende Linie anzeigen sollte oder nicht. Befahrbar ist es in der Regel nicht: Also nicht anzeigen. Manchmal fährt die Bahn dort aber schon: Also anzeigen. Die beste Lösung wäre es aber wohl, sich in puncto Linienführung vollständig auf die offiziellen Daten zu verlassen und keine Strecken anzuzeigen, die von den Algorithmen erfasst und erstellt worden sind.
Ob man das nun als Problem bezeichnen kann, lässt sich also diskutieren. Erst vor wenigen Tagen haben wir euch darüber berichtet, wie 100 Autofahrer wegen Google Maps stecken geblieben sind und auch gezeigt, dass die Fehler in Google Maps sogar schon zum Abriss des falschen Hauses und einigen anderen Katastrophen geführt haben.
Siehe auch
» Google Maps: Großes ÖPNV-Update – Pendler sehen nun Live-Auslastung der Fahrzeuge & Live-Verspätungen
[Golem]