Google Maps: Probleme auf der Karte führen immer wieder zu kleinen Katastrophen & Chaos– Teil 2
Google Maps hat sich bei vielen Nutzern zentral im Alltag positioniert und kommt für immer mehr Zwecke zum Einsatz. Allerdings zeigt sich auch immer wieder, dass man sich nicht zu sehr und vor allem nicht blind auf die Kartenplattform verlassen sollte. Vor knapp drei Wochen hat dieses blinde Vertrauen 100 Autofahrer in die Pampa geschickt, in Berlin werden sogar nicht existierende U-Bahn-Linien angezeigt und auch in der Vergangenheit kam es zu chaotischen Zuständen und Problemen durch fehlerhafte Angaben. In der vergangenen Woche haben wir euch drei Google Maps Katastrophen vorgestellt und heute geht es weiter mit Teil zwei.
Die Datenqualität von Google Maps ist in den vergangenen Jahren vor allem durch die Mithilfe der Local Guides stark gestiegen, sodass Fehler wie die hier vorgestellten nur noch selten geschehen. Bei dem enormen Datenmaterial ist es aber kein Wunder, dass sich ab und an auch mal Fehler einschleichen. Auch in jüngster Vergangenheit gab es einige Fälle, die es durch ihre reine Kuriosität in die Medien geschafft haben:
- Google Maps: Kurioser Irrtum – Büro der Berliner AfD wurde auf Google Maps zum ‚Karnevalsverein‘
- Google Maps: Navigation führte ins Chaos – knapp 100 Autofahrer blieben auf Feldweg stecken
- Google Maps: Britische Schule wird zur ‚Hölle auf Erden‘ – Schüler erlaubte sich offenbar einen Scherz
- Google Maps: Fehler im Kartenmaterial sorgen in deutschem Stadtteil für scheinbar unlösbare Probleme
- Probleme bei Google Maps: Viele Millionen gefälschte Business-Profile & neun Milliarden Kontakte pro Monat
- Google Maps: Verwirrungen für Pendler – die ÖPNV-Darstellung zeigt auch ungenutzte Linienführungen an
Google Maps-Grenzen führen zu diplomatischen Spannungen
Grenzverläufe haben in der Geschichte immer wieder zu Kriegen geführt und sind in einigen Fällen auch heute noch Streitthema bzw. zwischen mehreren Staaten ungeklärt. Doch manchmal ist auch einfach das Datenmaterial von Google nicht ganz korrekt und zeichnet Grenzen nicht exakt an der Stelle, an der sie verlaufen. Das hat im Jahr 2010 dazu geführt, dass das Militär von Nicaragua in Costa Rica eingewandert ist, ohne es selbst zu bemerken. Das war praktisch eine Kriegserklärung.
Warum der Gruppenführer sich ausgerechnet auf Google Maps statt auf offizielle Karten verlassen hat, ist nicht klar, aber tatsächlich hatte es kurzfristig zu diplomatischen Spannungen geführt, da das Militär einen Stützpunkt errichtet und sogar Flaggen von Costa Rica entfernt und gegen eigene ausgetauscht hat. Tatsächlich war die Grenze bei Google Maps um gut 3 Kilometer verschoben – was mittlerweile aber behoben wurde.
Wegen solchen Fällen und einigem diplomatischen Druck ist Google bei Streitfällen dazu übergegangen, die Grenzen an der Stelle anzuzeigen, wo sie laut Ansicht des Herkunftslandes des Nutzers sein sollte. Ein Beispiel: Ruft man Google Maps aus Russland auf, wird die Krim als russisches Territorium angezeigt. Ruft man die gleiche Karte aus den USA auf, befindet sich dort eine gestrichelte Grenze, die darauf hinweist, dass das Ganze umstritten ist.
Falsche Angaben führten zu Insolvenzen
Viele Menschen verlassen sich auf die Angaben in Google Maps und machen sich, wenn Informationen zur Verfügung stehen, nicht die Mühe, weiter zu recherchieren. Das kann aber nicht nur bei den Bewertungen problematisch sein, sondern auch bei einfachen Angaben wie den Öffnungszeiten. Da die Öffnungszeiten für viele Einträge direkt zur Verfügung stehen und sowohl in Maps als auch in der Websuche angezeigt werden, vertraut der Großteil der Nutzer wohl darauf.
In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Fälle, dass falsche Angaben der Öffnungszeiten auf den Google Maps zu großen Problemen geführt haben. In zwei bekannten Fällen haben Hacker sich den Zugriff auf einen Business-Eintrag gesichert und haben die Öffnungszeiten manipuliert. So wurde bei einem Restaurant eingetragen, dass es ausgerechnet von Samstag bis Montag geschlossen hat und ein Juwelier wurde sogar als „permanent geschlossen“ eingetragen. In beiden Fällen sollen Konkurrenten dahinter stecken.
In beiden Fällen haben die Geschäfte anschließend Insolvenz anmelden müssen und wurden geschlossen. Der Besitzer des Restaurants konnte sich den plötzlichen Besucherrückgang nicht erklären und erfuhr erst von der Manipulation, als es finanziell schon zu düster aussah. Selbst kam er wohl nicht auf die Idee, auch den Maps-Eintrag zu überprüfen. Heute ist es mehr denn je ratsam, die Kontrolle über den Google Maps-Eintrag zu übernehmen.
Mittlerweile sind solche Fälle nicht mehr ganz so leicht möglich, denn durch Features wie Popular Times, der Aufenthaltszeit und Wait Times ist sehr genau zu sehen, wie viele Menschen sich an einem Ort aufhalten. Möglich wird das erst durch die vielen Daten des Google Standortverlaufs.
Mehr zum Standortverlauf
» Google Maps: Diese praktischen Funktionen wären ohne die ständige Standorterfassung nicht möglich
» Google Maps: So lässt sich die ständige Aufzeichnung des Standortverlaufs automatisiert löschen
Eine Frau verklagte Google wegen zu intimer Einblicke
Viele Menschen haben Angst davor, dass Googles Fahrzeuge über ihren Gartenzaun fotografieren und schützen sich dementsprechend im Nachhinein mit Verpixelungen. Im Normalfall ist das aber eher Verfolgungswahn statt ein ernsthaftes Problem, doch für eine Frau in Kanada gab es eine böse Überraschung. Als das Streetview-Fahrzeug vorbeifuhr, saß sie leicht gebückt auf der Treppe vor ihrem Haus und trug offenbar ein sehr freizügiges Top.
Als sie später ihr Haus bei Streetview angesehen hat, war die Überraschung groß: Die Kombination aus ihrem Top, ihr Sitzwinkel und die Höhe der Kamera führte dazu, dass ihr Busen auf dem Foto zu sehen war. Googles Algorithmen haben zwar ihr Gesicht verpixelt, aber die Sittenwächter-KI war wohl noch nicht ganz soweit, sodass der Rest ihres Körpers weiterhin sichtbar war. Auf Anfrage wollte Google das Foto aber nicht entfernen, da sie durch das verpixelte Gesicht ausreichend geschützt ist.
Ein Gericht sah das allerdings anders und sprach der Frau tatsächlich eine Entschädigung von 2.250 Euro zu, die Google schlussendlich für das veröffentlichte Foto gezahlt hat. Anschließend wurde die gesamte Aufnahme bei Streetview gepixelt, so dass das Problem aus der Welt geschaffen wurde. Wie „schlimm“ das Foto nun wirklich war – bei hoher Zoomstufe ist bekanntlich nicht mehr viel zu erkennen – lässt sich leider nicht rekonstruieren.
» Google Maps: Fehler auf der Karte führten immer wieder zu kleinen Katastrophen & Problemen – Teil 1
Siehe auch
» Google Maps: Routenplanung warnt nun auch vor Naturkatastrophen und symbolisiert sie auf der Karte
GoogleWatchBlog bei Google News abonnieren | GoogleWatchBlog-Newsletter