Google Maps: Endlich neue Streetview-Aufnahmen für Deutschland? Apple-Fahrten setzen Google unter Druck
Ab Montag wird Apple Maps mit Kamerawagen durch Deutschland fahren und Aufnahmen für die kürzlich vorgestellte neue Look Around-Funktion machen. Apple wird Google Maps Streetview mit weltweit Konkurrenz machen, aber in Deutschland haben die Aufnahmen eine besondere Brisanz und könnten vielleicht dafür sorgen, dass auch Google die jahrelange Blockadehaltung überdenken wird. Das wird für Google aber wohl nicht ganz so einfach werden.
Als Google vor mittlerweile 12 Jahren die Maps-Erweiterung Streetview vorgestellt hat, waren viele Menschen von den neuen Möglichkeiten begeistert und haben das Angebot ab dem ersten Tag rege genutzt – auch aus Deutschland. Doch als dann die ersten Kamerafahrzeuge in Deutschland aufgetaucht sind, sah das plötzlich ganz anders aus, denn jeder möchte sich die Straßen ferner Länder zwar ansehen, aber bitte nicht das eigene Haus bzw. den eigenen Straßenzug auf den Aufnahmen sehen. Die Folgen in Deutschland sind bekannt.
Apple wird ab Montag erstmals mit den Apple Maps-Kamerafahrzeugen durch Deutschland fahren und im Laufe der kommenden sechs Wochen wohl alle deutschen Großstädte und viele weitere Gebiete abfotografieren. Dabei sollen nicht weniger als 80 Fahrzeuge zum Einsatz kommen, die in dieser Zeit und bei schönem Wetter große Teile des deutschen Straßennetzes abdecken könnten. Jede Straße wird wohl nicht dabei sein können, aber mit diesen Ressourcen ist eine großflächige Abdeckung doch realistisch.
Offiziell hat Apple noch nicht verkündet, ob die Aufnahmen auch für Look Around verwendet und den Nutzern zur Ansicht angeboten werden sollen – man behält sich dieses Recht aber vor. Derzeit spricht man davon, die Kartenqualität durch die Aufnahmen verbessern zu wollen, bietet aber gleichzeitig ein Formular an, einzelne Aufnahmen zu entfernen. Es wird also sehr stark auf die öffentliche Reaktion der kommenden Wochen ankommen, ob die Bilder Online gehen – oder eben nicht.
Man kann wohl davon ausgehen, dass Apple feste Pläne hat, diese Bilder auch zu verwenden und das größte europäische Land und einen der wichtigsten iPhone-Märkte der Welt mit solchen Aufnahmen versorgen zu wollen. Die Hintertür ist nur dafür gedacht, bei einer möglichen Nicht-Veröffentlichung den folgenden „Skandal“ Apple-typische klein zu halten.
Endlich wieder aktuelle Aufnahmen aus Deutschland
Es gibt alternative Anbieter wie Mapillary, die halbwegs aktuelle Aufnahmen aus Deutschland bereithalten – nicht umsonst konnte man eine Kooperation mit Amazon erreichen – aber eine volle Abdeckung in hoher Qualität aus Sicht eines wirtschaftlichen Produkts kann man derzeit nicht bieten. Apple Maps würde also auf einen Markt stoßen, der nur darauf wartet, endlich wieder hochqualitative und aktuelle Bilder zu erhalten. Sehr verlockend für das Unternehmen aus Cupertino.
Was macht Google?
Die große Frage ist, wie Google darauf reagieren würde. Seit die Streetview-Fahrten vor vielen Jahren abgebrochen worden sind, waren die Fahrzeuge zwar immer wieder Mal unterwegs – auch heute noch – aber sie haben offiziell nur Daten für den internen Gebrauch und die Verbesserung der Kartendaten gesammelt. Google hat versprochen, diese in Deutschland aufgenommenen Bilder nicht für Streetview zu verwenden und zeigt weiterhin, wie das Land zum Ende des ersten Jahrzehnts des jungen Jahrhunderts ausgesehen hat.
Und hier steht Google vor einem Problem: Apple würde das deutlich bessere Angebot haben und Google zwar über die Daten für eine schnelle Antwort verfügen – kann diese aber nicht verwenden. Würde Google die Bilder nun doch verwenden, könnte man sich vor öffentlichem Ärger, Post von Datenschützern und Bürgen sowie Klagen wohl kaum retten. Google müsste also im kommenden Jahr neue Fahrten unter neuen Bedingungen starten. Nicht billig, weil man ja gerade erst monatelang hierzulande unterwegs gewesen ist.
„Streetview“ hat ein schlechtes Image
Aber selbst wenn Google nun wieder Fahrten ankündigen würde, bei denen Fotos zur offiziellen Verwendung geschossen werden, könnte das öffentliche Echo sehr negativ ausfallen. Bei Apple spürt man derzeit nur sehr wenig Gegenwind, was einfach am Namen „Apple“ bzw. auch „Apple Maps“ liegt. Das Wort „Streetview“ hingegen ist nach dem damaligen Skandal in Deutschland aber bis heute sehr negativ behaftet. Kamerafahrzeuge JA, Streetview NEIN. So schnell vergisst das kollektive Gedächtnis nicht.
Google steckt also in einer Zwickmühle, die man sich selbst zuzuschreiben hat. Die wenig transparente Kommunikation, die mangelnde Aufklärung und die damalige „WLAN-Affäre“ haben ihren Teil dazu beigetragen, dass Google als Pionier auf diesem Gebiet ein schlechtes Image aufgebaut hat. Die darauf über viele Jahre folgende völlige Ignoranz hat ebenfalls nicht zu einem besseren öffentlichen Bild beigetragen. Tatsächlich werden Streetview-Fahrer bis heute beschimpft und bedroht, wie ein Fahrer vor einigen Monaten selbst berichtet hat.
Aber Google hat nicht nur in Deutschland eine neue Herausforderung zu meistern, sondern auch global liefert Apple eine Qualität, die Streetview bisher nicht erreicht. Das fällt besonders auf, wenn der Nutzer virtuell durch die Straßenzüge fährt, wie in obigem Video und den vielen weiteren Beispielen zu sehen ist. Im Vergleich zum recht ruppigen Wechsel bei Google Maps, fährt Apple Maps butterweich durch die Straßen.
Für den Nutzer ist ein globaler und starker Konkurrent aber nur begrüßen, denn Konkurrenz belebt das Geschäft. Google zeigt zwar immer wieder neue beeindruckende Streetview-Aufnahmen, hat sich aber sonst gefühlt auf der Streetview-Technologie ausgeruht. Das wird nun nicht mehr möglich sein und man kann nur hoffen, dass auch Google an der Qualitätsschraube dreht. Insbesondere durch die Verwendung bei der Augmented Reality-Navigation sind vielleicht weitere Sprünge zu erwarten.
Siehe auch
» Apple Maps schlägt Google Maps: Hier sind die Kamera-Fahrzeuge in Deutschland unterwegs (offizielle Listen)
» Google Maps: 12 Tipps für Fahrradfahrer – so holt ihr als Biker alles aus der Kartenplattform heraus
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Durch den Datenschutz Blödsinn (seit wann fallen öffentlich einsehbare Wohnblöcke unter Datenschutz?!? Das hat bis heute keiner verständlich erklärt) ist Deutschland so ziemlich das letzte Land in dem es seit Jahren kein street view gibt. Bei Apple wird das dann wieder euphorisch gesehen..
Google hat nichts falsch gemacht, die Deutschen haben einfach ein Rad ab. Apple ist gut, Google ist böse.