Der Inkognito Modus des Chrome-Browsers kann für viele Dinge sehr praktisch sein, ist aber mit Sicherheit kein „Porno-Modus“, als das er gerne verschrien wird – aber das wissen viele Nutzer nicht. Eine neue Studie zeigt nun, dass die Nutzung für diesen Zweck nur lokal die gewünschte Wirkung erzielen kann, denn auf über 90 Prozent aller Porno-Webseiten befinden sich Tracker von Google oder sogar Facebook. Das sollte eigentlich niemanden überraschen.
Der im Chrome-Browser und vielen anderen Browsern integrierte Inkognito Modus ist nicht so sicher, wie die meisten Nutzer glauben. Noch lässt es sich nachvollziehen, ob die Nutzer diesen Modus verwenden, aber das wird sich schon in wenigen Wochen ändern, denn die neueste Version des Browsers wird dieser Erkennung einen Riegel vorschieben. Das ist aber noch längst nicht alles, denn viele Nutzer glauben tatsächlich, dass sie in diesem Modus vollkommen unerkannt surfen – ein manchmal folgenschwerer Irrtum.
Eine neue Studie hat nun 22.000 Porno-Webseiten ausgewertet und sich die dort installierten Tracker angesehen. Ein Großteil davon stammte von Google und Facebook, sodass die Unternehmen sehr genau tracken könnten, welche Webseiten die Nutzer dort gerade besuchen – ob mit oder ohne Inkognito spielt dabei absolut keine Rolle. Ohnehin hat der Inkognito Modus nur lokale Auswirkung, in dem die besuchten Webseiten und Cookies nicht gespeichert werden – nicht mehr und nicht weniger.
Auf 74 Prozent aller Webseiten befanden sich Tracker von Google, Oracle war immerhin mit 24 Prozent vertreten und immer noch jeder zehnte Tracker „arbeitet“ für Facebook. Das ist im Grunde keine große Überraschung, denn im restlichen Web dürfte das nicht anders aussehen. Aber in diesem Fall ist es den Nutzern vielleicht nicht ganz so angenehm, wenn diese Besuche erfasst werden.
Google und Facebook haben recht schnell auf diese Berichte reagiert und beteuert, dass sie die Daten nicht zur Auswertung des Nutzerverhaltens verwenden oder die besuchten Seiten in das Profil des Nutzers aufnehmen – auch wenn sie es theoretisch könnten. Google betont zusätzlich, dass das eigene Werbenetzwerk auf solchen Webseiten nicht genutzt werden darf.
Tracker bezieht sich in dem Fall aber nicht auf eine reine Datenauswertung, sondern es geht einfach nur darum, dass Daten von den Servern Googles oder den anderen Anbieten angefordert werden. Gerade Google bietet Webmastern sehr viele Möglichkeiten, viele Dinge auszulagern und auch außerhalb des Werbeprogramms Inhalte einzubinden. Vermutlich wird es auch Werbung von Google auf solchen Seiten geben, die aber in den meisten Fällen wohl schnell wieder gesperrt wird.
Beispiele für solche Google-Tracker wären etwa Google Analytics, das sehr viele Webmaster zur Auswertung der Besucherströme einsetzen, aber auch Googles gehostete Schriftarten, ausgelagerte jquery- und weitere API-Bibliotheken und einiges mehr. Natürlich wird das alles protokolliert, aber die Daten werden nicht zusammengeführt.
Überraschen sollte diese Studie eigentlich niemanden, aber drumherum kommt man eben auch nicht – außer wenn man starke Blocker einsetzt. Da aber eben auch APIs über Google-Server bezogen werden, würden die Webseiten hinterher nicht mehr funktionieren.
Siehe auch
» Vermeintlicher Tracking-Schutz: Viele Nutzer verstehen Google Chromes Inkognito-Modus nicht
» Unerkannt erkannt: Google Chrome wird die Erkennung des Inkognito Modus wieder unterbinden