Wer sein Smartphone direkt beim Mobilfunkanbieter kauft, bekommt häufig eine gebrandete Version, die zusätzliche Apps des Providers oder seiner Partner enthält. Vorinstallierte Apps des Herstellers oder von Google werden normalerweise nicht angerührt, aber genau das scheint nun bei T-Mobile USA passiert zu sein. Der Nutzer gewinnt den Eindruck, dass der wohlbekannte und beliebte Google Discover Feed verändert und mit T-Mobile Branding versehen wurde. Das ist aber nur die halbe Wahrheit.
Google lässt die Smartphone-Hersteller je nach Region eine ganze Reihe von hauseigenen Apps vorinstallieren, die standardmäßig bei jedem Nutzer auf dem Gerät landen und auch sehr häufig von den Nutzern erwartet werden. Dazu gehört immer häufiger auch die Integration des Google Discover Feed, der sich neben den ersten Homescreen einklinkt und durch einen einfachen Swipe zur Seite aufrufen lässt. Diese Popularität weckt Begehrlichkeiten.
Einige Smartphone-Hersteller haben ebenfalls bereits den nullten Homescreen für sich entdeckt und binden dort eigene News-Portale in Kooperation mit lokalen Anbietern ein. Das ist soweit nichts Besonderes und kommt immer wieder mal vor, auch wenn die Nutzer davon nicht immer begeistert sind. Doch T-Mobile USA kam nun auf eine neue Idee, mit der man wohl die eigenen Interessen durchsetzen, aber dennoch die Nutzer glücklich machen kann.
T-Mobile hat, so wirkt es auf den ersten Blick, den Discover Feed mit einem eigenen Branding versehen und zeigt das eigene Logo ganz oben direkt neben dem Google-Logo an. Mit einem Touch auf das Logo gelangt der Nutzer in einen T-Mobile eigenen Bereich und sieht dort viele Videos, basierend auf den eigenen Interessen. Das Konzept ist dem vom Discover Feed also sehr ähnlich, hat aber dennoch aufgrund der Videos und der Verwendung eigener Inhalte nicht viel miteinander zu tun.
Aber wie konnte T-Mobile diese App branden?
Die Antwort ist ganz einfach: Es gibt kein Branding. Es handelt sich hier nicht um den Google Discover Feed, sondern um die eigene App T-Mobile Play. Diese bindet Discover direkt von Google ein und hat auch die Optik des Google-Produkts übernommen. Der Nutzer bemerkt also im besten Falle (für T-Mobile) nicht, dass hier gar nicht der Discover Feed, sondern ein alternatives Produkt zum Einsatz kommt. Das Marketing darf sich auf die Schulter klopfen.
Wie das genau funktioniert und ob das mit Google abgesprochen ist, lässt sich derzeit schwer sagen. Aktuell liefert T-Mobile diese App nur auf zwei speziellen Smartphone-Linien aus, spricht in der App-Beschreibung aber bereits davon, dass es schon bald „auf sehr viel mehr Smartphones“ zum Einsatz kommen wird. Da T-Mobile (bzw. T-Online) auch hierzulande ein großes Nachrichten-Portal betreibt, ist es gut denkbar, dass es auch international genutzt werden könnte.
Was haltet ihr von dieser Form des Brandings? Meiner Meinung ist das aus Unternehmenssicht clever gelöst, aus Nutzersicht aber eine unschöne Entwicklung und vielleicht auch eine Form der Täuschung. Erst kürzlich ist Microsoft mit einer anderen Methode negativ aufgefallen, die dem Nutzer Apps vortäuscht, die gar nicht installiert sind.
Siehe auch
» Kein gutes Vorbild: Microsoft integriert Werbung für hauseigene Apps in das Android Teilen-Menü