Gigantische Datenmengen für die Ewigkeit: Wie viel Speicherkapazität haben Googles Server?
Google erzieht die eigenen Nutzer wie kein zweites Unternehmen seit vielen Jahren dazu, möglichst viele Daten in die Cloud auszulagern und von der ständigen globalen Verfügbarkeit und den Organisationsmöglichkeiten zu profitieren. Dieses Angebot nehmen Milliarden von Nutzern sehr gerne an, doch das erfordert natürlich auf Seiten von Google eine gewaltige Infrastruktur. Das wirft die Frage in den Raum, wie groß eigentlich Googles gesamte global verfügbare Speicherkapazität sein muss.
Vor weit über 20 Jahren hatte Google-Gründer Larry Page als Student seinem Professor von der Idee erzählt, das gesamte Internet herunterladen und durchsuchbar machen zu wollen. Das klang schon damals nach einer Mammut-Aufgabe und dementsprechend wurde die Idee, aus der wenige Jahre später die Google Websuche entstand, nicht ernst genommen. Heute wäre der damalige Umfang des Web ein Witz gegen das, was mittlerweile auf Googles Servern rund um die Welt gespeichert ist.
Google betreibt rund um den Globus offiziell 15 Rechenzentren, über die zwar sehr transparent berichtet wird, doch tiefe technische Details sind natürlich nicht bekommen und gehören zum Firmengeheimnis. Betrachtet man die gesamten von Google verwalteten Datenmengen, muss man sich fast schon darüber wundern, dass man mit dieser doch recht überschaubar klingenden Anzahl an Rechenzentren auskommt, selbst wenn sie teils gigantische Ausmaße haben.
Die vielen Google-Dienste bzw. die Nutzer erzeugen Tag für Tag gigantische Datenmassen, die in den Rechenzentren nicht nur für die Ewigkeit gesichert werden sollen, sondern von denen aufgrund der Ausfallsicherheit auch noch mehrere Backups oder Spiegelungen in anderen Rechenzentren bestehen. Man muss also davon ausgehen, dass jedes einzelne von den Nutzern hochgeladene Byte mindestens zwei Mal – in der Realität aber wohl eher vier bis fünf Mal – bei Google gespeichert wird. In der Masse kommt da ganz schön was zusammen.
Leider lässt sich Google überhaupt nicht in die Karten gucken und macht weder offiziell noch in technischen Dokumentationen Angaben über die Datenmassen, die jeden Tag anfallen bzw. über die man mittlerweile verfügt. In diesem Artikel kann es also nur um Schätzungen gehen, aber basierend auf anderen offiziellen Angaben.
Die größten Datenfresser
YouTube
Laut einem Whitepaper aus dem Jahr 2016 ist bzw. war YouTube der größte Speicherfresser in den Google-Rechenzentren und benötigt alleine 1 Petabyte pro Tag zusätzlichen Speicherplatz. Wir wissen, dass die Nutzung von YouTube nach wie vor ansteigt, die Anzahl der hochgeladenen Videos pro Stunde weiter explodiert und auch die Videoqualität immer weiter ansteigt. Sind wir also nach über drei Jahren einmal optimistisch und sagen, dass YouTube nun gut 1,5 Petabyte Speicherplatz pro Tag benötigt – jeden Tag oben drauf.
Google Fotos
Vielleicht kommt Google Fotos mittlerweile schon an zweiter Stelle, denn die Plattform hat nun eine Milliarde aktive Nutzer, von denen der überwiegende Teil das Auto Backup eingeschaltet haben dürfte. Mittlerweile werden mit Smartphones etwa vier Milliarden Fotos pro Tag geschossen und ein guter Teil davon dürfte auch bei Google Fotos landen – denn man löscht ja heut nichts mehr. Sagen wir, dass ein durchschnittliches Smartphone-Foto (wir wollen ja gute Qualität) 2 Megabyte groß ist und dass nur jedes vierte Foto bei Google hochgeladen wird. Dann sind wir bei weiteren 2 Petabyte pro Tag. Und da sind die hochauflösenden Fotos und vielen Videos noch gar nicht dabei!
Google Cloud
Ein nicht abschätzbarer Bereich. Knapp sechs Millionen Kunden nutzen mittlerweile die Dienste der Google Cloud in Form der G Suite im Büro sowie als Datenspeicher im professionellen Bereich. Natürlich zahlen die Unternehmen für diesen Speicherplatz, aber das ist für diese Erhebung unerheblich, denn den Speicherplatz muss Google trotzdem zur Verfügung stellen. Aber auch viele Dienste wie bspw. Snapchat oder auch Apples iCloud legen alle ihre Daten in die Google Cloud Schätzen wir das einfach Mal auf 3 Petabyte an zusätzlichen Daten pro Tag. Gerne andere Meinungen in die Kommentare.
Google Drive
Google Drive hat über eine Milliarde Nutzer, die wohl längst nicht nur Dokumente in dieser Cloud speichern, sondern dort auch große Datenmengen ablegen. Standardmäßig bietet Google jedem Nutzer 15 Gigabyte Speicherplatz kostenlos an, die natürlich in den seltensten Fällen voll ausgenutzt werden. Obwohl es DER Cloudspeicher von Google ist, schätze ich den Datenverbrauch mal mit gut gemeinten 500 Terabyte pro Tag ein.
GMail
GMail zählt ebenfalls in die 15 GB-Regel und ist ein besonders langfristiger Datenspeicher. Viele Menschen löschen keine E-Mails mehr und nicht wenige versenden auch heute noch größere Anhänge über GMail. Aber allein der Speicherplatz für die Text- oder HTML-Mails ist in der gigantischen Masse nicht zu unterschätzen – man denke nur an Newsletter. Das lässt sich sicher wunderbar komprimieren und vielleicht auch intelligent auf den Servern zusammenfassen (immerhin kommt der gleiche Newsletter-Text bei Tausenden Nutzern an), aber dennoch würde ich auch hier auf 500 Terabyte am Tag gehen, die die mehr als zwei Milliarden GMail-Nutzer täglich generieren.
Der ganze Rest
Das waren jetzt nur die großen Speicherfresser. Aber auch die Google Websuche wird riesige Datenmengen benötigen, Google Earth sowieso und die Datenmengen von Google Maps, Streetview und den vielen Nutzerfotos- und Videos für alle Orte dieser Welt sind ach kein Pappenstiel. Vergessen wir aber auch nicht die enorme Masse an Logdaten für Google Analytics, das Google Ads-Werbeprogramm, die Android-Backups, die Chrome-Synchronisierung und die vielen weiteren Apps vom Kalender über Keep bis zu den Kontakten oder den Medien und Apps im Play Store.
Legen wir für alles das, was an „Kleinzeugs“ (in fetten Anführungszeichen) anfällt, einfach nochmal großzügige 10 Petabyte pro Tag drauf. Gefühlt viel mehr, aber wir wollen es mal nicht übertreiben. In der Summe kommen wir dann auf global 17 Petabyte pro Tag. Diese Datenmengen müssen also jeden Tag zusätzlich gespeichert werden – 365 Tage im Jahr und das dauerhaft für die Ewigkeit (oder bis der Nutzer sie löscht bzw. das Konto aus diversen Gründen geschlossen wird. Im Jahr kommen wir dann auf 6.200 Petabyte pro Jahr, dezimal gerechnet also 6,2 Exabyte.
Nehmen wir nun mal geschätzt an, dass das in den vergangenen fünf Jahren ebenso hoch war und in den 15 Jahren zuvor durchschnittlich die Hälfte inklusive Sicherheitsreserven gebraucht wurde, sind wir bei 80,6 Exabyte Speicherplatz. Nun machen wir aufgrund der Ausfallsicherheit mindestens zwei Spiegelungen bzw. Backups – rechnen wir also Mal drei. Gesamt kommen wir also auf eine Speicherkapazität von 240 Exabyte Ist das zu viel? Oder viel zu wenig? Natürlich ist das eine absolute Milchmädchenrechnung mit vielen Unbekannten, aber vielleicht passt dieser Wert annähernd. Vielleicht ist es auch naiverweise vollkommen falsch gerechnet.
Meinungen und andere Rechnungen gerne in die Kommentare 🙂
Siehe auch
» Globale Infrastruktur: Hier befinden sich Googles 15 Rechenzentren – und so werft ihr einen Blick hinein
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Wahnsinn das sind 251.658.234,9 TB also ganz schön viele Terabyte Festplatten, was sind die größten Festplatten die Google hat. Wo nimmt man den Strom her?
Also Fotos werden extrem komprimiert bei Google gespeichert, so hat ein über 2MB großes Ursprungsbild deitlich unter 500kB. Für immer!
Für die App-Oberfläche werden sie komprimiert, das ist korrekt, sie lassen sich aber jederzeit wieder im Original (wenn sie die Grenzen nicht überschreiten oder der Nutzer die volle Qualität eingestellt hat) herunterladen. Sie müssen also weiterhin gespeichert sein.
Ich halte die Wahrscheinlichkeit, dass der zweit- und drittgrößte Verbraucher MEHR als der größte verbraucht doch für eher gering…
Die Angabe von YouTube stammt aus dem Jahr 2016, damals war Google Fotos gerade erst gestartet. Das Cloud-Business ist ebenfalls stark gewachsen, wird aber auch nicht direkt als Google-Produkt gezählt und war damals nicht mit eingeschlossen.