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YouTube hat ein YouTuber-Problem: Der Spagat der verschiedenen Interessen wird für Google immer größer

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YouTube gehört seit vielen Jahren zu den wichtigsten Plattformen im Google-Universum und ist auch aus finanzieller Sicht längst eine tragende Säule für das gesamte Unternehmen. So wie alle anderen Online-Plattformen auch, lebt YouTube vor allem von den Nutzern und den Inhalten, die die Nutzer dort hochladen. Im Umgang mit den Nutzern und auch den YouTubern beweist die Videoplattform aber nicht immer das notwendige Fingerspitzengefühl und scheint immer häufiger daran zu scheitern, den Spagat beim Tanz auf vielen Hochzeiten zu schaffen.


YouTube ist im Jahr 2005 als Videoplattform für Amateurvideos gestartet worden und war in dieser Form ein Vorreiter der Branche, sodass das Unternehmen sehr schnell wachsen konnte und nur zwei Jahre später von Google übernommen wurde. Spätestens mit der Übernahme wurde aber auch klar, dass nun sehr viel Geld in der Plattform steckt und noch viel mehr vom neuen Besitzer zu holen ist. Diese Probleme sind längst im Griff, aber dafür hat man immer mehr mit den vielen verschiedenen Zielgruppen der Plattform zu kämpfen.

Auf YouTube trifft sich die Welt: Bis heute sind dort echte Amateurvideos zu finden, es gibt die YouTuber in allen möglichen Qualitätsklassen, größere Unternehmen sind vertreten und vor allem für die Medien- und Musikbranche ist YouTube ein wichtiges Standbein. Die Herausforderung ist es nun, all diese völlig unterschiedlichen Typen mit jeweils unterschiedlichen Interessen unter einen Hut zu bringen und die Hausordnung entsprechend zu gestalten. Gerade erst gab es wieder eine Anpassung der Richtlinien gegen Hass und Lügen.

Und dann ist da natürlich noch die Werbung, mit der sich die gesamte Plattform finanzieren muss. Die (vergleichsweise) paar Nutzer, die ein Premium-Abo abgeschlossen haben, können die Plattform nicht finanzieren und dürften sogar ein Verlustgeschäft sein. (Hinweis: Seit wenigen Tagen gibt es auch ein Studenten-Abo zum halben Preis). Neben den vielen Uploadern muss man es auch den Werbepartnern recht machen und dabei natürlich auch nicht die Interessen der vielen zuschauenenden Nutzer wahren. Ein Drahtseilakt.

Immer wieder gibt es Fälle, in denen sich Videos mit fragwürdigen Inhalten auf der Plattform verbreiten, die dann zu allem Übel auch noch monetarisiert sind. Aber natürlich möchte kein Werbepartner sein Produkt mit solchen Videos in Verbindung bringen, sodass es häufig Fälle gibt, dass ganze Konzerne und Werbeagenturen ihre Kampagnen vollständig stoppen. Zwar nur vorübergehend, aber der aufgebaute Druck führt häufig zu schnellen Reaktionen seitens YouTube.



YouTube ist also, so wie das halbe Web, von seinen Werbepartnern abhängig und muss dafür sorgen, dass diese ein optimales Umfeld vorfinden. Genau das ist aber nicht so leicht, wenn die Nutzer hochladen können, was sie wollen. Hier käme das böse Wort Uploadfilter ins Spiel, die aber auch sehr schnell den Zensur-Stempel tragen können. Damit beglückt man dann die Werbepartner, vergrault aber die YouTuber – das wichtigste Kapital der Plattform.

Erst vor wenigen Tagen hat eine Studie herausgefunden, dass YouTuber von YouTube kaum noch gefördert werden und sich die Plattform stärker auf die Promotion von Kanälen mit harmloserem Content konzentrieren. Das ist aus den bereits genannten Gründen verständlich, sorgt aber nicht gerade für Begeisterung bei den „YouTube-Stars“. Problematisch daran ist, dass man damit vor allem die Kanäle trifft, die sehr viel Aufwand und Geld in die Produktion ihrer Inhalte stecken. Manche Videos haben heute bereits das Level von TV-Produktionen erreicht.

Unvergessen ist auch die massive Kritik am YouTube Rewind 2018-Video, in dem YouTuber kaum eine Rolle gespielt haben.

YouTube muss nun also aufpassen, dass man die großen YouTuber bei der Stange hält, obwohl sie sich vielleicht manchmal Dinge leisten, die nicht wirklich werbefreundlich sind. Doch bekanntlich gilt: Je polarisierender, desto mehr Klicks und Aufmerksamkeit bekommt man. Und so lassen sich dann auch Kanäle wie der von Logan Paul erklären, der im vergangenen Jahr mit seinem Video aus dem Suizid-Wald für sehr viel Aufsehen gesorgt und die ganze Videoplattform in Krisenstimmung gebracht hat.

Das nächste große Problem ist es, dass immer mehr YouTuber große Erfolge feiern und teilweise auf einer Stufe mit Hollywood-Stars stehen – sowohl finanziell als auch von der Popularität und Fanbasis (noch nicht AAA, aber bei A kamen einige schon an). Das weckt Begehrlichkeiten und so ist heute bei vielen Menschen der einzige Berufswunsch „YouTuber“. Dadurch hat es sich ergeben, dass Eltern bis zu 1000 Dollar die Woche zahlen, um ihre Kinder auf die YouTube Star Academy zu schicken, mit dem einzigen Ziel, dass das Kind zu einem YouTube-Star wird. Dadurch sinkt in den meisten Fällen die Gesamt-Qualität.



Brauchen wir ein YouTuber-YouTube?
YouTube hat also ein YouTuber-Problem, das immer schwerer zu lösen scheint. Die Professionalisierung der Plattform schreitet noch immer weiter voran und mit dem Einzug von Filmen, Premium-Inhalten und dem baldigen starken Fokus auf Spiele, wird das nicht besser. Wird es also vielleicht Zeit, darüber nachzudenken, die YouTuber einfach in eine separate Plattform auszulagern? Premium-Netzwerke sind längst etabliert, warum nicht also auch den großen YouTubern eine eigene Plattform bieten?

Durch eine Abtrennung würden sich einige Probleme lösen, denn man könnte gezieltere Regeln für beide Plattformen aufstellen, die den jeweiligen Bedürfnissen gerecht werden. Aber auch den Werbepartnern könnte man eine Möglichkeit bieten, auf der einen ODER der anderen Plattform zu werben. Wer dann bei der YouTuber-Plattform wirbt, muss eben ein kleines Risiko in Kauf nehmen, hätte aber insgesamt eine wohl attraktivere Werbefläche als auf der gesamten Plattform.

Vielleicht denkt man YouTube-intern ohnehin schon über eine solche Lösung nach, denn die immer stärkeren Social Funktionen, die interne Trennung von YouTubern und professionellen Kanälen sind ein Zeichen dafür, dass es eine solche Trennung geben könnte.
Mit YouTube Gaming hat eine solche Abspaltung
zwar nicht funktioniert, dafür ist es aber mit YouTube Kids um so erfolgreicher, denn auch hier hatte man das Problem, nicht alle Zielgruppen unter einen Hut bekommen zu können.

Siehe auch
» Ein Drahtseilakt: YouTube führt neue Richtlinien gegen Hassreden und Lügen ein – das ist jetzt verboten

» Schallmauer: Der erste YouTube-Kanal hat die magische Marke von 100 Millionen Abonnenten durchbrochen

» YouTube Music für 4,99 Euro im Monat: YouTube führt neue Studententarife für das Premium-Abo ein


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