Nach einigen Jahren des Stillstands kommt langsam wieder Bewegung in den Browsermarkt: Im Chrome-Browser stehen einige große Änderungen bevor, Microsoft versucht es mit einem ganz neuen Anlauf und nun stehen auch beim Firefox-Team die Zeichen auf Veränderung: Mozilla hat angekündigt, schon bald Premium-Funktionen in den Browser bringen zu wollen, für die die Nutzer in Form eines Abos zur Kasse gebeten werden sollen.
Google führt den Browsermarkt mit Chrome bereits seit einigen Jahren an und hat sich sowohl auf dem Desktop als auch Mobil eine sehr komfortable Position aufgebaut, steht aber dennoch vor einigen großen Veränderungen – allen voran mit One Chrome und dem kommenden Werbeblocker-Blocker. Der Firefox ist für viele Nutzer eine attraktive Alternative, allerdings weht auch dort bald ein anderer Wind, der vielen nicht gefallen wird.
Firefox war zum Start des Browsers der weiße Ritter, der die Nutzer endlich vom Internet Explorer befreien konnte – zumindest hat man das gerne so dargestellt. Heute hat der Browser deutlich geringere Marktanteile als zur damaligen Hochzeit, hat aber noch immer das Retter-Image – nur eben jetzt vor Chrome. Dabei steht man allerdings vor der merkwürdigen Situation, dass der Hauptkonkurrent Google gleichzeitig auch der größte Geldgeber ist. Diese Abhängigkeit soll in Zukunft durch neue Einnahmequellen zurückgefahren werden.
In einem Interview hat der Mozilla Chris Beard nun angekündigt, dass das Firefox-Team aktuell an einer Premium-Version des Browsers arbeitet, die schon im Herbst vorgestellt werden soll. Der CEO kann sich vorstellen, zum Beispiel VPN-Dienste anzubieten, für die der Nutzer per Abo zur Kasse gebeten werden soll. Aus den einzelnen Statements geht allerdings noch nicht hervor, ob es sich dabei um Einmalkäufe, viele Mini-Abos oder eine große Premium-Version im Abo handeln soll. Intern dürfte das allerdings, wenige Monate vor dem Start, bereits geklärt sein.
Der Mozilla-CEO und die Presseabteilung stellen vorsorglich klar, dass es sich dabei nur um kostenpflichtige Zusatzfunktionen handeln soll, die bereits bestehende Features nicht betreffen soll. Konkret heißt es: „Es gibt keinen Plan, für Dinge Geld zu verlangen, die jetzt kostenlos sind„. Keinen Plan kann natürlich auch bedeuten, dass das jetzt noch nicht so ist.
Wir können feststellen, wenn du in einem öffentlichen WLAN bist und Onlinebanking machen willst und sagen: „Wow, du solltest wirklich VPN benutzen.“ Du kannst dir vorstellen, dass wir eine Lösung anbieten werden, bei der wir allen eine gewisse Menge an freier VPN-Bandbreite geben und dann noch eine Premium-Ebene über ein monatliches Abo anbieten. Wir wollen mehr Abo-Services in unseren Mix aufnehmen und uns mehr auf die Beziehung zum Nutzer konzentrieren, um in Business-Fragen resilienter zu werden.
Diese Aussage spielt darauf an, dass Mozilla sowohl mit Google konkurriert, als auch auf die Einnahmen der Suchmaschine angewiesen ist. Aktuell machen die Einnahmen aus Suchmaschinen 90 Prozent der Umsätze aus.
Mit den Suchmaschinen, speziell Google, würde ich sagen, ist es der Begriff „Coopetition“ (eine Mischung aus Cooperation und Competition). Wir kooperieren in vielen Dingen und wir sind scharfe Konkurrenz.
Es bleibt abzuwarten, wie sich dieses Geschäftsmodell entwickeln wird, denn nur die wenigsten Nutzer dürften dazu bereit sein, für einen Browser Geld auszugeben. Zwar handelt es sich vorerst nur um kostenpflichtige Zusatzfunktionen, aber die kostenlose Konkurrenz kann natürlich nachziehen und diese Features Gratis anbieten – soweit es auf andere Art und Weise finanzierbar ist. Gewissermaßen würde sich Firefox dadurch auch selbst schaden, wenn neue Features künftig Geld kosten.
Das wird auch ein interessantes Experiment, da viele Nutzer immer alles kostenlos wollen und auch Werbung blocken. Wenn sie statt mit Daten nun mit Geld zahlen soll, könnte sich die Sichtweise vielleicht etwas ändern.
Siehe auch
» Adblocker bedrohen das Kerngeschäft: Google warnt Aktionäre vor den Folgen von Werbeblockern
[t3n]