Der Google Play Store ist das Herzstück von Googles Android-Version und ist der Grund, warum viele Hersteller auf diese Version statt auf das freie Android setzen. Dennoch gibt es natürlich Alternativen, vor allem für die Märkte, in denen sich Smartphones ohne Googles App-Quelle größerer Beliebtheit erfreuen. Einer davon ist der Aptoide Store, der gerade erst in den Schlagzeilen war und nun wieder durch eine neue Kampagne auf sich aufmerksam macht.
Android ist grundsätzlich ein Open Source-Betriebssystem, das jedem Nutzer und Hersteller frei zur Verfügung steht, doch Google hat sehr früh das eigene Ökosystem darüber gestülpt und mit dem Play Store und den vielen Google-Apps einen Standard geschaffen, den die Nutzer in Europa, USA und großen Teilen von Asien sowie dem Rest der Welt erwarten. Dieses nur im Paket angebotene Konstrukt sorgt zwar immer wieder für Diskussionen, hat sich aber dennoch für alle Seiten bewährt.
Der Aptoide war erst kürzlich in den Schlagzeilen, weil Huawei ihn angeblich als Play Store-Ersatz ins Auge gefasst hat und entsprechende Gespräche führen soll. Das wird von Aptoide nun dementiert, wohl weil noch nichts Spruchreif ist, aber dennoch spricht man davon, mit drei der sechs größten Smartphone-Hersteller der Welt zusammenzuarbeiten. Tatsächlich ist Aptoide der global drittgrößte App Store nach Google Play und Apples App Store.
Der Aufbau eines alternativen App Stores neben Google Play ist zwar möglich, aber sehr beschwerlich und bisher noch nie von Erfolg gekrönt. Selbst Größen wie Amazon oder Samsung konnten ihre Stores bisher nicht global etablieren, sondern nur eine vergleichsweise kleine Gruppe von Nutzern erreichen. Daran sind auch der Google Play Store und Androids Sicherheitsrichtlinien nicht ganz unschuldig, die alle Apps außerhalb des Play Stores als gefährlich einstufen.
Genau für dieses Vorgehen hat Aptoide nun eine Kampagne gegen Google gestartet, die den bezeichnenden Namen Google, Play Fair! trägt und sehr schnell in einer offiziellen Beschwerde an die Behörden enden könnte. Natürlich wird man sich aber erhoffen, eine offizielle Reaktion von Google zu erhalten.
Aptoide wirft Google vor, den eigenen App Store unnötig viele Steine in den Weg zu legen. Google Play Protect hat den Store als unsicher eingestuft und empfiehlt den Nutzern die Deinstallation. Lehnt der Nutzer dies ab, gibt es dennoch ständige Warnungen vor dem Start der App, die auch immer wieder automatisch versteckt wird. Aptoide spricht davon, dass dieses Verhalten dem Store bis zu 20 Prozent der Nutzer gekostet hat – obwohl es nach eigenen Angaben unbegründet ist.
Aptoide gibt an, dass die eigenen Store-APKs vom Online-Scanner VirusTotal gescannt und als 100%ig sicher eingestuft werden – bezeichnenderweise ist VirusTotal ein Google-Produkt, das nur nicht als solches bekannt ist. Bisher war es Aptoide nicht möglich, mit Google Kontakt aufzunehmen und weitere Informationen über die Sperre zu erhalten – großen Unternehmen geht es da also nicht anders als kleinen App-Entwicklern. Selbst einen portugiesischen Gerichtsbeschluss gegen diese Sperre ignoriert Google bisher.
Mit der neuen Kampagne wird nun für viel Aufmerksamkeit gesorgt, sodass nicht nur Aptoide erneut in die Medien kommt, sondern Google sich wohl auch äußern muss – gerade in Zeiten der vielen Verfahren gegen das Unternehmen. Erst kürzlich wurde ein Verfahren in Indien gegen Android gestartet und auch in den USA gibt es erste Untersuchungen gegen Googles Marktmacht.
Siehe auch
» Verlust der Android-Lizenz: Huawei will den Google Play Store durch Aptoide ersetzen