Adblocker bedrohen das Kerngeschäft: Google warnt Aktionäre vor den Folgen von Werbeblockern
Die Alphabet-Quartalszahlen haben gezeigt, dass das gesamte Unternehmen sehr stark von Werbung abhängig ist und über 90 Prozent der Umsätze durch Werbeklicks erzielt. Obwohl dieses Geschäftsmodell seit zwei Jahrzehnten sehr erfolgreich ist und stetig wächst, warnt Alphabet dennoch in den Risikofaktoren für Aktionäre davor, dass aktuelle und neue Technologien diese blockieren könnten. Das erklärt auch einige Schritte der jüngsten Vergangenheit.
Das Geschäftsmodell Werbung ist bekanntlich nicht im Internet entstanden, sondern funktioniert seit Jahrhunderten und sorgt dafür, dass Zeitungen und Magazine kein Vermögen kosten müssen, Stadtmöbel finanziert werden, das private Free-TV entstehen konnte und vieles mehr. Dieses Modell wurde 1:1 auf die Onlinemedien übertragen und hat sich sehr schnell etabliert – was auch daran lag, dass es in den Boomjahren kaum eine andere Möglichkeit gegeben hat. Aber das System ist schon lange angeknackst.
Vor einigen Monaten hat Alphabet die Risikofaktoren für das Unternehmen veröffentlicht und beschreibt darin, welche Gefahren der Cash-Cow Google drohen könnten. Darin wurde nicht nur vor den Gefahren der Künstlichen Intelligenz gewarnt, sondern auch vor Adblockern. Darin heißt es, dass aktuelle und neue Technologien dafür sorgen können, dass Werbung nicht mehr angezeigt wird und dementsprechend auch keine Klicks mehr generiert werden können.
New and existing technologies could affect our ability to customize ads and/or could block ads online, which would harm our business.
Technologies have been developed to make customizable ads more difficult or to block the display of ads altogether and some providers of online services have integrated technologies that could potentially impair the core functionality of third-party digital advertising. Most of our Google revenues are derived from fees paid to us in connection with the display of ads online. As a result, such technologies and tools could adversely affect our operating results.
Mit diesen Technologien sind sowohl die klassischen Werbeblocker gemeint als auch die vielen erweiterten Möglichkeiten bis hin zum systemweiten Block oder gar dem Blocken in Hardwareform. Die Nutzer und Entwickler werden bekanntlich sehr erfinderisch, wenn es darum, Inhalte kostenlos zu bekommen und keine Werbung sehen zu müssen. Das bedroht die Existenz von praktischen allen Online-Medien und im Großen und Ganzen somit auch die Existenz von Googles Geschäftsmodell.
Um dem entgegenzuwirken hat sich Google im Laufe der Jahre in die sehr komfortable Position gebracht, die wichtigsten Plattformen anzubieten, mit denen die Nutzer im Internet surfen. Der Chrome-Browser ist sowohl auf dem Desktop als auch Mobil der meistgenutzte Browser, die Google Websuche ist für viele das Tor zu allen Informationen und Android ist die meistgenutzte Plattform. Dadurch verschafft sich Google zumindest in der aktuellen Situation die Macht, die Bedingungen zu bestimmen.
Und so erklären sich dann auch einige Schritte der jüngsten Vergangenheit, die schon im Vorfeld für große Diskussionen sorgen. Die Android-Apps werden mit Werbung geflutet und der Chrome-Browser wird im Geheimen langsam aber sicher gegen Werbeblocker platziert. Es begann mit der Integration des eigenen Werbeblockers, der die zu aggressive Konkurrenz schwächen sollte und geht nun bald soweit, dass Adblocker-Technologien blockiert werden sollen.
Grundsätzlich könnte Google natürlich auch Adblocker im Chrome-Browser verbieten, aber das wäre dann wohl das schnelle Ende der Dominanz des Browsers – diesen Schritt kann man also nicht gehen. Stattdessen setzt man nun darauf, all zu aggressive Blocker zu behindern, erträgliche Werbung durchzulassen und somit langsam aber sicher die Akzeptanz von Werbebannern wieder zu steigern. Ob es etwas nützt, wird die Zukunft zeigen, von der dann wohl auch weitere Schritte in diese Richtung abhängen werden.
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Siehe auch
» Werbeblocker-Blocker: Google hält an den Plänen fest und wird bisherige APIs im Chrome-Browser einstellen
» Google Chrome vs. Werbeblocker: Der Teufelskreis könnte durchbrochen werden – oder auch nicht
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Die Werbewirtschaft hat sich den Einsatz von Contentblockern selbst zuzuschreiben, da sie das Internet mit zu viel Werbung, schlechter Werbung, belästigender Werbung vermüllte. Hinzu kommen schamloses Tracking und Malvertising.
Einsatz von Contentblockern ist Notwehr.