YouTube hat schon mehrmals versucht, sich breiter aufzustellen und nicht nur die große Videoplattform anzubieten – obwohl man mit dem Status Quo durchaus zufrieden sein könnte. Im vergangenen Jahr hat man es mit einem neuen Premium-Produkt versucht, das von den Nutzern aber offenbar nicht ganz so gut angenommen wird, wie man sich das anfänglich gedacht hat. Mit dem Aus der kostenpflichtigen Originals zeigt sich, dass die Plattform schon wieder vor einem Wandel steht.
YouTube ist die größte Videoplattform der Welt und wird diesen Status aufgrund der Verbreitung, der unendlichen Möglichkeiten und natürlich auch der wichtigen Monetarisierungsfunktionen wohl auf absehbare Zeit behalten. Dennoch arbeitet man immer wieder daran, die Reichweite auszubauen und zusätzliche Angebote zu starten – was in der Vergangenheit aber nur sehr selten den gewünschten Erfolg gebracht hat. Schon bald könnte auch das gesamte Premium-Angebot schon wieder vor einem großen Wandel oder vollständig zur Disposition stehen.
Vor wenigen Tagen hat YouTube angekündigt, dass die Originals zukünftig kostenlos zur Verfügung stehen werden und nun wieder werbefinanziert sind. Eigentlich hatte man den Plan, sich von den Werbeeinnahmen unabhängiger zu machen – so wie es das gesamte Unternehmen Google schon seit bald zwei Jahrzehnten versucht – doch das ging offenbar gründlich in die Hose. Zwar dürften einige Nutzer für die Originals und das gesamte Premium-Angebot in die Tasche gegriffen haben, aber zur Finanzierung der Produktionen und der erwarteten Reichweite war es dann doch zu wenig.
Dass sich YouTube mehr vom eigenen Premium-Angebot erhofft hat, zeigt sich auch daran, dass die Werbung für das Bezahlangebot gefühlt immer häufiger zu sehen ist und aggressiver wird. Vor vielen Videos sieht man Werbung für das Angebot, die Plattform weist auf allen Geräten ständig darauf hin und selbst beim Start der App kommt man alle paar Tage nicht drumherum, das Angebot abzulehnen (oder anzunehmen). Allerdings sind die Vorteile für den Nutzer viel zu gering, um diesen tatsächlich für ein solches Abo zu begeistern.
Neben der Werbefreiheit der Plattform und dem Musikstreaming sollten vor allem die Originals ein Zugpferd des Premium-Angebots sein. Doch dieses Argument fällt nun weg und Musikvideos bekommt man auch ohne Abo bei YouTube in extrem großer Anzahl und voller Länge. Einzig und allein für den Werbeverzicht dürften aber nur die wenigstens Nutzer bereit sein, das Abo abzuschließen. Es gibt zwar noch weitere Mini-Vorteile, aber die sind kaum der Rede wert.
Schon vor einigen Monaten hatte sich abgezeichnet, dass YouTube Premium schon wieder vor dem Aus steht, aber nun sind die Anzeichen noch deutlicher. Selbst der seit langer Zeit angekündigte Wandel von Play Music in YouTube Music ist ins Stocken geraten. Zwar wurde erst vor wenigen Tagen die Möglichkeit eingeführt, lokale Musik abzuspielen, aber das wiederum mit so vielen Einschränkungen, dass man sich das fast hätte sparen können. Ein reibungsloser Übergang sieht anders aus.
Preissenkung nicht in Sicht
Und was macht YouTube nun, wo die Originals aus dem Premium-Angebot herausfallen? Statt den Preis zu senken und über diese Stellschraube neue Nutzer anzulocken, verwendet man das Budget lieber auf andere Weise: Die ersten Nutzer bekommen ein monatliches Super Chat-Guthaben, das sie ihrem Lieblings-YouTuber spenden können. Das ist zwar eine nette Idee, aber da die Nutzer ohnehin schon bereit sind, für Inhalte zu zahlen, ist diese dann zusätzliche Zwangsabgabe vielleicht eher kontraproduktiv.
YouTube wird wohl noch eine Weile an Premium festhalten, doch eine lange Zukunft würde ich dem Dienst nicht mehr geben. Die Videoplattform sollte sich deutlich stärker platzieren und entweder komplett beim kostenlosen Angebot bleiben oder tatsächlich hochwertige Inhalte produzieren und dem Nutzer einen echten Mehrwert für sein Geld bieten. Damit meine ich nicht, dass die aktuellen Inhalte schlecht sind, aber die Auswahl an gutem Content ist doch mehr als überschaubar. Mehr Geld in Originals pumpen, die sich jetzt wieder über Werbung finanzieren müssen, wird aber auch nicht so leicht möglich sein.
Hoffentlich funktioniert der kommende Ableger in Verbindung mit der Spieleplattform Stadia besser.
Siehe auch
» Google gibt auf: Zukünftige YouTube Originals sind für alle Nutzer kostenlos + Top Secret Justin Bieber-Projekt
» Google-Quartalszahlen: Pixel-Smartphones & YouTube Premium belasten den Gewinn + Pixel 3a bestätigt