Strategische Partnerschaft gegen Googles Stadia: Sony & Microsoft läuten das Ende der Spielekonsolen ein

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Es gibt einige Duopol-Branchen, in denen zwei Unternehmen große Teile des Marktes beherrschen und eine (meist nur nach Außen gerichtete) Feindschaft pflegen. Der Spielekonsolen-Markt gehört dazu, doch nun steht dieser vor sehr großen Veränderungen: Microsoft und Sony haben tatsächlich eine strategische Zusammenarbeit angekündigt, die von vielen Beobachtern als das Ende der gesamten Konsolenbranche angesehen wird. Und daran ist Google nicht ganz unbeteiligt.


Der Konsolenmarkt ist für Microsoft und Sony (und natürlich auch für Nintendo) äußerst lukrativ, denn sie verdienen nicht nur am Verkauf der Konsolen, sondern auch an jedem verkauften Spiel. Gleichzeitig sind die Entwicklungszyklen für ein Hightech-Produkt enorm lang, sodass sich die tatsächlichen Aufwendungen in Grenzen halten. Konkurrenz mussten beide lange Zeit nicht fürchten, denn frühere Marktteilnehmer wie z.B. Sega haben sich längst verabschiedet und Nintendo hat mit seinen Titeln eine ganze eigene Zielgruppe. Doch damit ist es nun vorbei.

stadia controller

Die kommenden Monate bis in das nächste Jahr hinein werden für den Konsolenmarkt sehr interessant: Sowohl Sony als auch Microsoft bringen nach fast sechs Jahren wieder neue Generationen der PlayStation und XBOX auf den Markt, das Cloud-Gaming entwächst gerade aus den Kinderschuhen und Googles Stadia-Plattform wird noch in diesem Jahr starten. Alle buhlen um die gleiche Zielgruppe und das mit ganz verschiedenen Argumenten.

Sowohl Microsoft als auch Sony sind nun aber wohl der Meinung, dass die Konsolen keine große Zukunft mehr habe – werden das kurz vor der Präsentation der neuen Konsolen aber natürlich nicht kommunizieren. Die Zusammenarbeit in mehreren Bereichen lässt zumindest darauf schließen, denn natürlich werden die beiden Unternehmen auch weiterhin in Konkurrenz zueinander stehen, legen aber dennoch einige Bereiche zusammen, um schneller voranzukommen.

Sony wird die Microsoft-Cloud nutzen, um Spiele zukünftig streamen zu können. Microsoft hingegen wird Sony-Komponenten verwenden, mit denen sich das Spieleerlebnis weiter verbessern lässt. Die gesamte Zusammenarbeit erstreckt sich über die Bereiche „Cloud and Gaming“ – also genau die Bereiche, in denen man große neue Konkurrenten vor sich hat. Dennoch: Vorerst handelt es sich nur um eine Absichtserklärung – was eindeutig zeigt, dass hier mit heißer Nadel gestrickt wurde.



Die Hardware ist tot, die Plattformen leben weiter
Beide dürften sich darüber im Klaren sein, dass der Hardware-Teil ihres Business in der aktuellen Form zukünftig nicht mehr benötigt wird. Stattdessen werden beide ihre Plattformen wohl vollständig in die Cloud verlegen, was dank Online-Spielen ja ohnehin seit mindestens zwei Spielekonsolen-Generationen immer weiter vorangetrieben wurde. Es wird also, so zumindest die Annahme, auch weiterhin XBOX und PlayStation geben (vielleicht nicht mehr unter dem Namen), dann aber nur als Plattform und nicht mehr als Hardware. Einzige Ausnahme bilden dann wohl die Controller oder weitere zusätzliche Eingabegeräte wie eben Kameras.

Schon seit längerer Zeit wurde über ein Abschied von den Konsolen spekuliert, denn viele Hersteller von Nvidia über Electronic Arts bis hin zu Amazon oder auch Steam arbeiten daran, Spiele vollständig in die Cloud zu verlagern. Ob der Einstieg von Google nun zum passenden Zeitpunkt kommt oder diese Entwicklung mit Stadia beschleunigt wird, lässt sich schwer bewerten. Klar ist jedenfalls, dass Google alles reinschmeißen wird, was man aktuell zu bieten hat.

Stadia hat Überschneidungen mit Android-Smartphones, Android TV, dem Chrome-Browser, dem Chromecast und natürlich auch YouTube – und wenn Google diese Möglichkeiten voll ausschöpft, dann wird es auch für die etablierten Marktteilnehmer sehr schwierig. Aber natürlich steht und fällt alles mit der Auswahl der Titel, den an Bord befindlichen Partnern sowie vielleicht auch Exklusivtiteln. Das könnte für Google zum einzigen Stolperstein werden, denn die über Jahrzehnte gewachsenen Verflechtungen in der Branche dürften nicht so leicht zu durchbrechen sein. Aber auch dafür hat man vorgesorgt und ein eigenes Spielestudio gegründet. Und wenn das nichts hilft, wird man auch vor großen Übernahmen von Spieleherstellern nicht zurückschrecken.

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[futurezone]




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comment 3 Kommentare zum Thema "Strategische Partnerschaft gegen Googles Stadia: Sony & Microsoft läuten das Ende der Spielekonsolen ein"

  • Klar…Selten so einen naiven Mist gelesen. Es wird immer eine große Gruppe Leute geben die ihre Hardware zu Hause haben möchte. Gerade bei schnellen Spielen wie Egoshooter oder Rennspiele bzw. auch Fifa und Co hat doch keiner lust Latenzen von 100ms hinzunehmen. Das ist Unspielbar. Dazu kommt die Infrastruktur in Deutschland. Stadia wird kein großer Erfolg!

    • Wir sprechen uns dann in fünf Jahren nochmal. Natürlich wird es diese Personengruppe geben – aber ist sie groß genug, damit sich das für MS und Sony rechnet?

    • Sehe das ähnlich wie du gerade in einem schwellen Entwicklungsland wie Deutschland wo wir wir glaube ich meines Wissens irgendwo an vorletzter stelle stehen. Da cloud gaming im heutigen Sinn dürfte mindestens noch 10 – 15 Jahre dauern bis das das dorthin verlegte Internet dafür ausreicht um Spiele ohne größere Latenz Einbrüche möglich ist. Der Preis dürfte dann auch noch eine Rolle spielen. Zugegeben nur einen Controller zu haben klingt wirklich interessant, doch die Zeit sowie die gesamte Spiele community wird zeigen wo das Geschäft hin läuft.

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