Der Browsermarkt ist aktuell erneut stark in Bewegung und bekommt einige interessante neue Mitspieler – zu denen auch der neue Microsoft Chromium Edge gehört. Dominiert wird der Markt aber schon seit einigen Jahren vom Google Chrome-Browser, der zuvor einen beispiellosen Aufstieg hingelegt hatte. Jetzt erhebt ein ehemaliger Mozilla-Manager schwere Vorwürfe gegen Google und behauptet, dass der Browser mit unlauteren Mitteln in diese Position gebracht wurde.
Die Geschichte der Browser ist mindestens 30 Jahre alt und hat bereits mehrere Phasen der Dominanz erlebt: Zuerst Netscape, dann der Microsoft Internet Explorer und heute der Google Chrome-Browser. Zwischen den letzten beiden hätte eigentlich die Ära des Mozilla Firefox beginnen sollen, doch diese wurde von Google getrübt und sehr schnell mit dem eigenen Produkt gefüllt. Und immer wieder muss man sich fragen, wie der Chrome-Browser in so kurzer Zeit den Markt übernehmen konnte.
Heute ist Google Chrome der dominierende Browser und wird diese Position wohl auf absehbare Zeit auch behalten – aber wie konnte es dazu kommen? Der Internet Explorer war schon vor 10 Jahren auf dem absteigenden Ast und eigentlich sah es ganz danach aus, dass der Firefox dessen Platz einnehmen wird. Der Firefox wurde schon damals von Google mit erheblichen finanziellen Mitteln unterstützt – was bis heute der Fall ist -, doch irgendwann hat auch Google die Zeichen der Zeit und den großen Umbruch erkannt.
Ein ehemaliger Mozilla-Manager hat nun interessante Anekdoten aus der damaligen Zeit veröffentlicht. Google und Mozilla waren praktisch freundschaftlich verbunden und die Entwickler des Unternehmens sollen sogar „Fans“ des Browsers gewesen sein, obwohl intern schon längst am Chrome-Browser gearbeitet wurde. 2008 wurde er dann überraschend vorgestellt, aber dennoch hielt Google daran fest, Firefox weiter zu finanzieren und die Entwickler bekräftigten stets, dass Chrome und Firefox das gleiche Ziel verfolgen und man sich keine Sorgen machen müsse.
Doch, wie es der Mozilla-Manager Johnathan Nightingale so schön darstellt, gibt es eben einen Unterschied zwischen einzelnen Google-Mitarbeitern und dem gesamten Unternehmen. Denn ganz so freundlich war man dem Firefox dann wohl doch nicht gesonnen.
Ein Oops nach dem anderen
Plötzlich tauchten auf allen Google-Webseiten große Werbebanner für den Chrome-Browser auf. Bei Suchanfragen zum Firefox wurde Chrome empfohlen und es kam immer wieder vor, dass Google-eigene Webseiten im Firefox plötzlich nicht mehr ganz so gut performten. Das wurde immer wieder mit einem „oops“ abgetan und erst nach mehreren Wochen behoben, während es an anderer Stelle schon wieder neue Probleme gab. Da wurde stets als Versehen dargestellt, soll aber laut Nightingales aussagen „Hunderte male“ vorgekommen sein. Und jedes mal hat Firefox dabei Nutzer verloren.
Durch Googles enorme Reichweite mit der Websuche und YouTube hatten die Werbebanner ihre Wirkung nicht verfehlt und der Browser konnte rasend schnell Marktanteile gewinnen. Ob man das als Ausnutzen der Marktmacht bezeichnen will, müsste wohl an anderer Stelle geklärt werden. Die absichtliche Sabotage anderer Browser hingegen geht dann schon in Richtung unlauterer Wettbewerb und könnte, wenn es tatsächlich bewiesen werden kann, sogar noch juristische Folgen haben – die aber schlussendlich nichts an der heutigen Dominanz des Browsers ändern.
Schon in der Vergangenheit gab es immer wieder Berichte darüber, dass Google nicht nur Chrome bevorzugt, sondern andere Browser gleichzeitig Steine in den Weg legt. Erst kürzlich wurde das für YouTube nachgewiesen und schon vor fast zwei Jahren hatte ein Mozilla-Manager das Handtuch geworfen und eingestanden, dass Firefox keine Chance gegen Googles Marktmacht hat.
Siehe auch
» Chrome-Extensions unter Android nutzen: Mit einem alternativen Browser ist das ab sofort möglich
» Chrome Zero: Microsoft macht es vor – sollte Google eine schlanke Version des Browsers anbieten?
[ZDNet]