Googles heimliche Baustelle: Die Hardware-Abteilung macht es den Nutzern nicht immer leicht

google 

Wir haben hier im Blog schon häufig über die Probleme und die scheinbare Strategielosigkeit einiger Google-Abteilungen geschrieben und das Unternehmen untermauert viele Behauptungen auch immer wieder aufs Neue. Doch eine Abteilung wird dabei gerne ausgeblendet, die aber nicht weniger sprunghaft agiert und ebenfalls gerne mal vom Weg abkommt: Der gesamte Hardware-Bereich des Unternehmens. Vor allem bei den jüngsten Produkten scheint es ein Durcheinander zu geben, denn selbst einer der besten Promotionwege – die Flagship Stores – ist schon wieder auf Eis gelegt.


Über 20 Jahre nach der Gründung wird Google bis heute von vielen als Suchmaschine wahrgenommen, vielleicht auch noch als Betriebssystem-Entwickler und Betreiber einer großen Videoplattform. Doch obwohl auch die Hardware des Unternehmens immer stärker verbreitet ist, blendet man diesen Geschäftsbereich gerne mal aus. Das liegt auch daran, dass die Geräte bis auf einige Ausnahmen kaum vermarktet werden – das aber leider vollkommen zu Unrecht.

made-by-google

Google hat mittlerweile sehr viel Hardware im Angebot: An vorderster Front natürlich die Pixel-Smartphones, dann die Google Home Smart Speaker, das verwandte Smart Display, der Chromecast, diverse Laptops und Tablets (hierzulande häufig nicht erhältlich), dann der WLAN-Router Google Wifi, die Daydream-Brillen und nicht zu vergessen die vielen Nest-Geräte. Viele Geräte davon spielen tatsächlich ganz vorne in ihrer Produktkategorie mit, sei es in puncto Qualität, Funktionsumfang oder auch Marktanteil.

Um die Qualität der vielen Produkte unter Beweis zu stellen, veröffentlicht man sie mittlerweile unter der großen Marke „Google“, die trotz allem immer noch für Zuverlässigkeit und eben auch eine gewisse Qualität steht. „Made by Google“ oder für die Zubehörhersteller „Made for Google“. Diese Strategie dürfte man sich von Apple abgeschaut haben, denn dort verkauft sich auch alles wie geschnitten Brot, wenn der Apfel auf dem Produkt prangt. Und auch bei Google scheint das sehr erfolgreich zu sein.

Allerdings fährt man die Abteilung, trotz der mittlerweile auch großen finanziellen Bedeutung, seit Beginn mit angezogener Handbremse und ist entweder stets vom eigenen Erfolg überrascht oder möchte gar nicht als großer Player wahrgenommen werden. Eine Mischung aus beiden sorgt dafür, dass die gesamte Marke trotz der Produkte einen Knacks bekommt.



Für euch leider nicht verfügbar
Google stellt etwa zwei mal pro Jahr neue Hardware vor, wobei uns die nächste schon in etwas mehr als zwei Wochen erwarten wird: Die Pixel 3a-Smartphones kommen Anfang Mai und es ist noch gar nicht gesagt, dass sie auch auf den deutschen Markt kommen. Viele Google-Produkte sind für lange Zeit oder gar dauerhaft nur exklusiv in den USA und einigen wenigen anderen Ländern verfügbar. Die Laptops haben es noch nie in den DACH-Raum geschafft, das Pixel Slate-Tablet wird es wohl auch nicht über den Atlantik schaffen und selbst der gehypte Bereich Smart Display wird von Google hierzulande nicht bedient.

Doch wer sich als deutscher Nutzer schon ausgegrenzt fühlt, sollte mal einen Blick auf den österreichischen und den schweizer Google Store werfen. In Österreich gibt es den Chromecast, Google Home und Home Mini, Google Wifi sowie eine Nest Kamera. In der Schweiz gibt es den Chromecast. Ja, der Satz ist zu Ende – nur den Chromcast (!). Selbst die Pixel-Smartphones sind bei den deutschen Nachbarn nicht erhältlich. An der Sprache kann es ja nicht liegen, also kann es nur die künstliche Handbremse sein.

Dass global komplett unterschiedliche Produktpaletten nicht gerade förderlich sind, muss man wohl niemandem erzählen. Denn der jeweilige Produkt-Hype sowie die geballte Berichterstattung in vielen Medien erzeugt ein Willhaben-Gefühl, das ohne aufwendigen Import nicht befriedigt werden kann. Wer hat bei einer Google-Hardware-Vorstellung nicht schonmal gedacht, „kommt eh nicht nach DACH“? Und häufig hat man zumindest in den ersten Monaten recht.

Verwirrende Strategien & Bezeichnungen
Okay, das ist ein neuer Punkt, aber er ist gerade sehr aktuell: Google wird in wenigen Tagen die Pixel 3a-Smartphones vorstellen, die zum Verkaufsstart knapp näher an den Pixel 4 als am Pixel 3 liegen. Ist die Bezeichnung und der Zeitpunkt also klug gewählt? Schwer zu beantworten. Gleichzeitig kannibalisiert man mit den Smartphones die jeweils ältere Generation, die häufig zu günstigeren Preisen abverkauft wird. Aber das weiß auch Google und hat deswegen den Pixel 2-Verkauf bereits gestoppt. Dass die schwächeren Smartphones nun als „something big“ angekündigt werden, ist da nur das i-Tüpfelchen.

Aber auch beim Smart Display kann man sich nicht auf eine klare Linie einigen und wird das Google Home Hub in Nest Hub umbenennen – und das nur ein halbes Jahr nach Erscheinen. Im Google Store wurde auch schon die Bezeichnung „Google Nest Hub Max“ für den noch zu vorzustellenden großen Bruder gesichtet. Aber ist es klug, das Gerät nun von der einigermaßen etablierten Smart Home-Marke „Google Home“ zu lösen? Und was hat „Hub“ überhaupt mit Display zu tun?

Dass nun wieder einmal die Eröffnung von Flagship Stores abgesagt wurde, passt sehr gut ins Bild.



Google + Nest = Google Nest?
Google hatte Nest vor vielen Jahren übernommen, als das Unternehmen lediglich ein smartes Thermostat sowie einen Rauchmelder im Sortiment hatte. Doch in den vergangenen zwei Jahren, unter Googles bzw. Alphabets Führung, wurde das Portfolio enorm ausgebaut und enthält nun auch viele Sicherheitslösungen, Überwachungskameras, Türklingeln und weitere Grundausstattung für das Smart Home. Doch dieser Bereich kollidiert nun mit Googles Smart Home-Produkten. Das wäre als Schwester-Unternehmen nicht ganz so dramatisch (Volkswagen baut auch unter 9 Marken jeweils das gleiche Auto *duck*), aber da Nest nun fest zu Googles Hardware-Abteilung gehört, ist das reiner interner Kannibalismus.

Diese beiden Markenwelten nun wieder zu trennen, scheint aber eine schwere Aufgabe zu sein: Nest auf Sicherheit und Google auf den gesamten Rest zu spezialisieren scheint die einfachste Lösung zu sein, aber dazu kommt es nun wohl doch nicht. Die Verschiebung des Google Home Hub Smart Displays zu Nest zeigt, dass die Spaltung quer durch das Sortiment geht. Warum sonst sollten Smart Speaker zu Google gehören, aber Smart Speaker mit Display bei Nest zu finden sein? Wäre es dann nicht klüger, die Marke Nest vollständig verschwinden zu lassen? Oder möchte man aus Marketing-Gründen einfach keine Überwachungskamera mit Google-Logo im Sortiment haben?

Dass der Google Assistant zu Nest-Geräten kommt ist schön, aber nur der nächste Punkt für Verwirrungen, der die Trennung der beiden Portfolios erschwert. Für die Produkte ist das schlussendlich egal, aber das ohnehin bei Hardware nicht ganz so starke Marketing dürfte damit auch weiterhin seine Probleme haben.

Siehe auch
» Pixel 3a & Pixel 3a XL: Neuer Leak zeigt wohl offizielle Pressebilder der kommenden Google-Smartphones

» Smart Home: Google-App enthält viele Hinweise auf ein neues smartes Türschloss & Nest Smart Home Hub

» Googles Smart Home-Tochter: Die Marke ‚Nest‘ könnte schon sehr bald verschwinden




Teile diesen Artikel:

Facebook twitter Pocket Pocket

comment 1 Kommentare zum Thema "Googles heimliche Baustelle: Die Hardware-Abteilung macht es den Nutzern nicht immer leicht"

Kommentare sind geschlossen.