Über Google Maps lässt sich durch die Eingabe oder das Kopieren einer Adresse in das Suchfeld jeder beliebige Ort auf der Karte finden. Das gilt aber längst nicht überall, denn Adressen sind längst nicht so selbstverständlich, wie man es zunächst annehmen würde. Aus diesem Grund haben Google-Ingenieure schon vor längerer Zeit die Plus Codes erdacht und diese in Google Maps integriert. Vielleicht habt ihr sie schon einmal gesehen oder gar genutzt, denn über die Maps-App sind sie sehr leicht herauszufinden.
Adressen können in verschiedenen Ländern ganz unterschiedlich sein: Das hierzulande verwendete System ist bekannt, aber in den USA, Großbritannien oder auch Asien können Adressen völlig anders aussehen und würden uns erst einmal vor Rätsel stellen. Aber Adressen können sich auch ändern, gerade außerhalb von Ortschaften haben sehr viele Punkte auf der Karte gar keine Adresse und selbst unsere klassischen Adressen sind nur dann sinnvoll nutzbar, wenn sie vollständig mit Straßen, Nummer und PLZ angegeben werden.
Die Plus Codes lösen ein Problem, das vielen Menschen hierzulande gar nicht bewusst ist, weil wir eben alle eine Adresse haben. Die Einführung eines neuen Adressen-Systems ist also weder notwendig, noch hat es aktuell eine Chance, sich zu etablieren. Doch das von Google im Züricher Forschungszentrum entwickelte Plus Codes-System ist auch mehr für den globalen Einsatz konzipiert und nur eine von mehreren Methoden, mit denen sich die weltweit sehr unterschiedlichen Systeme vereinheitlichen lassen. Außerdem bekommt jeder Fleck der Erde, auch mitten im Urwald oder der Wüste, eine eindeutige Adresse zugewiesen.
Die Plus Codes bestehen grundsätzlich aus gerade einmal 10 Zeichen, mit denen sich jeder beliebige Punkt auf der Welt relativ genau beschreiben lässt. „Genau“ heißt in diesem Fall, dass jedes Raster mit einer Größe von 14 x 14 Meter eine eigene Adresse in diesem Format hat. Wer es etwas genauer braucht, kann mit diesem System aber auch ein Raster von nur 3 x 3 Meter erreichen – und das ist dann in vielen Fällen sogar präziser als die klassische Hausnummer.
Oben seht ihr den Aufbau eines solches Plus Codes. Die ersten vier Zeichen geben die Region an, wobei Googles Ingenieure die Welt in ein Raster von 100 x 100 Kilometer eingeteilt hat. Die nächsten sechs Zeichen geben den genauen Fleck in dieser Region an – wie bereits gesagt, mit einer Größe von 14 x 14 Meter. Möchte man es genauer haben, hängt man noch ein weiteres Zeichen hinten dran und hat dadurch ein sehr exaktes Raster.
Befindet man sich in der gleichen Region wie das Ziel, ist nur die Angabe des zweiten Codes notwendig – also der Local Code. Statt lange Straßennamen und Hausnummern zu kennen, muss man also nur noch den 6-stelligen Code auswendig lernen. Am Ende reicht dann eine Kombination aus der Region und eben diesem Code, um eine sehr genaue Adresse zu erhalten. Das klingt erst einmal kompliziert, ist aber schlussendlich leichter zu lernen als die Kombination aus Adresse, Hausnummer und Postleitzahl. Früher konnte man sich schließlich auch dutzende Telefonnummern merken.
Tatsächlich werden die Plus Codes schon in einigen Regionen dieser Welt in der Praxis eingesetzt und können sowohl in Cap Verde als auch in einigen indischen Städten verwendet werden. Wer also diesen auf den ersten Blick nichtssagenden Code auf einen Briefumschlag schreibt und in diesen Regionen zur Post bringt, kann sich fast sicher sein, dass der Empfänger ihn erhalten wird. Aber es geht nicht immer nur um den Versand, sondern die Codes können auch das Koordinatensystem ersetzen, so wie das auf der Webseite der Plus Codes mit vielen Beispielen belegt ist.
Konzipiert ist der Plus Code für die Navigation und Zuordnung von Adressen bzw. für Orte auf dieser Welt ohne Adressen. Natürlich wird, wenn es für den Versand genutzt werden soll, auch der Name des Empfängers benötigt. Aber dafür ist es eindeutig nicht ausgelegt. Es ersetzt nur die Adresse, nicht die gesamte Anschrift. Spaßeshalber hatte ich schon vor etwa einem Jahr einen Brief an eine eindeutige Plus Code-Adresse in Deutschland geschickt (absichtlich ohne Absender und ohne Empfängernamen). Doch bis heute ist er verschollen. Hat vielleicht schon jemand andere Erfahrungen gemacht, wäre interessant zu wissen 🙂
Hier findet ihr eure Plus Codes-Adresse
Google unterstützt die Plus Codes schon seit langer Zeit in Google Maps und kann nach Eingabe eines Codes direkt den Ort anzeigen. Gebt also einfach den Code in das Suchfeld ein und schon landet ihr am gewünschten Punkt auf der Weltkarte. Außerdem kann Maps zu jedem beliebigen Ort auf der Erde auch diesen Code anzeigen. Öffnet dazu einfach nur die Detailinformationen und schon seht ihr unter den Koordinaten den Plus Code. Alternativ kann der Code, mit einer höheren Genauigkeit und frei verschiebbarem Kartenausschnitt, auch direkt auf der Plus Codes-Webseite abgelesen werden.
Google hat das Plus Codes-System offen gestaltet, so dass jede andere Kartensoftware und alle anderen Plattformen diese ebenfalls verwenden können. Potenziell könnten sie damit ein relativ leicht zu merkendes globales Adressen-System schaffen und Straßennamen abschaffen, aber das hält Google laut der FAQ für unwahrscheinlich – auch wenn es Vorteile hätte. Auf der anderen Seite wäre es natürlich sehr schade um die Straßennamen, da diese doch oft eine historische Bedeutung haben und den Bewohnern wichtige Persönlichkeiten oder auch Ereignisse näherbringen.
Es gibt Alternativen
Es gibt übrigens nicht nur die Plus Codes, sondern auch einige weitere Systeme wie etwa What3Words. Die Herangehensweise von What3Words ist ganz ähnlich, wird allerdings nicht von Google Maps unterstützt. W3W verwendet einfache Wörter statt Zahlen oder Buchstaben, die zwar leicht zu merken sind, aber zu teils kuriosen Ergebnissen führt. Natürlich gibt es noch das klassische Koordinatensystem, das von sehr vielen Plattformen und Navis unterstützt wird, aber auch diese sind normalerweise recht lang und schwer einzuprägen.
» Plus Codes Homepage
» Viele technische Details zu den Plus Codes
Siehe auch
» Google Maps: Kopierte Adressen werden jetzt automatisch zum Aufruf vorgeschlagen