In den letzten Jahren gab es in der EU gleich drei große Verfahren gegen Google, die allesamt mit Strafzahlungen in Milliardenhöhe endeten und vom Unternehmen Änderungen der einzelnen Geschäftspraxen fordern. Das Verfahren sowie die Milliardenstrafe gegen Android hatte bereits große Auswirkungen, doch wirklich sichtbar wird das für den Nutzer erst in den kommenden Wochen. Allen EU-Nutzern werden sowohl alternative Browser sowie alternative Suchmaschinen angeboten.
Erst vor wenigen Wochen gab es das vorerst letzte Urteil gegen Google, das erneut mit einer Milliardenstrafe gegen das Werbeprogramm zu Ende ging. Doch der Vorwurf der marktbeherrschenden Stellung vieler Produkte und Plattformen steht weiterhin im Raum und wird nun merkwürdige Blüten tragen, die einige Nutzer vielleicht noch aus den grauen Zeiten der Windows-Dominanz kennen, als Microsoft allen Nutzern alternative Browser empfehlen musste.
Auch Google muss nun, als Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen Google und der EU-Kommission, allen EU-Nutzern die Wahl zwischen verschiedenen Anbietern lassen. Diese Wahl haben sie zwar schon immer, doch weil die Google-Dienste vorinstalliert sind, war das sowohl der klagenden Konkurrenz als auch der EU-Kommission nicht genug. Jetzt haben die Entwickler Screenshots von der neuen Browserweiche und Suchmaschinenweiche gezeigt.
Die Auswahl im Play store
Beim ersten Aufruf des Play Stores werden Nutzer nun darüber informiert, dass sie aktuell Google Chrome als Standard-Browser sowie die Google-Websuche als Websuche-App verwenden und bekommen direkt eine Liste alternativer Browser und Suchmaschinenanbieter angeboten, die je nach Land variieren können. Über den Installieren-Button können sie direkt heruntergeladen werden. Eine Deinstallation der Google-Produkte wird aber auch weiterhin nicht möglich sein. Es werden jeweils fünf Apps in zufälliger Reihenfolge angeboten, auch bereits installierte Apps können darunter sein.
Die Auswahl im Chrome-Browser
Auch beim ersten Start des Chrome-Browsers werden die Nutzer nun darauf hingewiesen, dass sie sehr leicht eine andere Suchmaschine einstellen können und kommen dann in die entsprechenden Einstellungen des Browsers. Die Wahl der Suchmaschine ist also sowohl im Play Store als App als auch im Browser möglich.
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Man kann von diesen Weichen halten was man möchte, aber sie sind meines Erachtens nach sehr raffiniert gestaltet, denn die Google-Produkte stehen im Play Store ganz oben und der Nutzer kann die Schritte sehr einfach überspringen – was wohl der Großteil tun wird. Die Meldung im Chrome-Browser werden die meisten wohl nicht einmal wahrnehmen, sodass auch das ins Leere laufen wird. Im Vergleich zur damaligen Microsoft-Weiche dürfte es hier kaum Auswirkungen geben.
Im Laufe der nächsten Wochen sollen diese Auswahldialoge aktiv werden und jeweils nur einmal beim ersten Start angezeigt werden.
Siehe auch
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