Mitte Februar konnte Google stolz verkünden, dass der Google Assistant nun auch auf dem Smart Home-Sicherheitssystem von Nest zur Verfügung steht und über dieses somit wie ein Smart Speaker verwendet werden kann. Eigentlich eine nette Ergänzung des Funktionsumfangs, wenn man nicht zuvor vergessen hätte zu erwähnen, dass das Gerät ein Mikrofon enthält. Diese Panne wird noch ein Nachspiel haben, denn nun hat sich der US-Kongress eingeschaltet und hat einige Fragen an CEO Sundar Pichai.
Smart Home-Geräte werden von vielen Menschen als Wanzen wahrgenommen, die sich die Technikbegeisterten auch noch freiwillig mitten in Wohnzimmer stellen. Sie sind zwar ungemein praktisch, hören aber eben auch ständig auf die Stimme der Menschen und warten auf ihre Aktivierung durch die magischen Worte. Das weiß man aber vorher, sodass sich viele prinzipiell nur Geräte ohne Mikrofon oder gar Kamera kaufen. Die Überraschung ist dann natürlich groß, wenn dennoch eines verbaut ist.
In der vergangenen Monate Woche musste Google eingestehen, dass man schlicht vergessen hat zu erwähnen, dass sich im Nest Guard-Sicherheitssystem ein Mikrofon befindet. Weder bei der Präsentation noch auf der Webseite oder den technischen Daten in der Anleitung ist von einem Mikrofon die Rede – was so natürlich nicht zulässig ist. Google hat natürlich gleich beruhigt und davon gesprochen, dass das Mikrofon standardmäßig deaktiviert ist und für zukünftige Features wie etwa ein Glasbruch-Detektor verbaut wurde.
Googles Erklärung mag korrekt sein, aber dennoch stärkt ein solcher Vorfall nicht gerade das Vertrauen der Nutzer in solche Smart Home-Technologien. Man kann sich nicht sicher sein, in welchen Geräten vielleicht noch Mikrofone verbaut sind, von denen niemand etwas weiß. Zwar hat heute schon jede bessere TV-Fernbedienung ein Mikrofon und auch das nächste Smartphone mit mehreren Mikrofonen ist nicht weit, aber dennoch dürfen solche zur Überwachung geeigneten Bauteile nicht verschwiegen werden.
Mittlerweile hat Nest reagiert und erwähnt das Mikrofon in der Beschreibung auf der Webseite, doch im Google Store, in dem das Gerät ebenfalls verkauft wird, fehlt der Hinweis noch immer. Und so muss man sich fragen, ob Google den Vorfall ernst nimmt. Das tut nun auch der US-Kongress.
Der US-Kongress hat nun einen Brief an Google-CEO Sundar Pichai geschrieben, in dem die bereits erwähnten Sorgen noch einmal dargelegt werden. Interessant dabei ist, dass sich das Schreiben auf einen Medienbericht bezieht und der Kongress offenbar selbst noch keine Möglichkeit hatte, diese Tatsache selbst zu überprüfen. Aber natürlich ist es nicht nur ein netter Brief, denn es ist auch ein Fragenkatalg angehängt, deren Antworten sehr interessant wären.
Die Fragen des US-Kongress
- Ist das Mikrofon schon von Beginn an im „Nest Secure home security und alarm system device“ verbaut?
- Wann und wie hat Google erfahren, dass die Existenz des Mikrofons nicht in den technischen Spezifikationen für den Endkunden erwähnt wird?
- Welche Schritte hat Google unternommen, um die Käufer des Nest Sicherheitssystems über das zuvor verschwiegene Mikrofon zu informieren?
- Bitte beschreiben Sie Googles Entstehungsprozess von technischen Spezifikationen für die eigenen Geräte. An welchem Punkt dieses Prozesses ist der Fehler passiert, der dazu geführt hat, dass das Mikrofon nicht erwähnt wird? Hat Google bereits Schritte unternommen, um solche Fehler in Zukunft bei der Erstellung von technischen Spezifikationen zu vermeiden?
- Hat Google Kenntnis davon, dass das Mikrofon von einem Drittanbieter unrechtmäßig und ohne Kenntnis des Nutzers verwendet wurde?
- Hat Google Informationen zu weiteren Produkten, bei denen die technischen Spezifikationen bestimmten Komponenten verschweigen?
Meiner Meinung nach sind das sehr gute Fragen, die der Kongress hier in aller Eile zusammengestellt hat. Ganz anders als die üblichen Fragen aus der Politik, mit denen sich beispielsweise Mark Zuckerberg im vergangenen Jahr rumschlagen musste.
Google hat nun bis zum 12. März Zeit, diese Fragen zu beantworten. Außerdem muss ein Googler bis Ende März im Kongress vorstellig werden und sich wohl mit weiteren Fragen löchern lassen. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Sundar Pichai selbst erscheinen muss, auch wenn der Brief direkt an ihn gerichtet ist. Ob die Antworten seitens Google ebenfalls veröffentlicht werden, lässt sich aktuell noch nicht sagen. Insbesondere der Entstehungsprozess der Dokumentation wäre interessant, denn das Mikrofon kann ja nicht versehentlich verbaut worden sein.
In Zukunft sollte man, ganz unabhängig von diesem Schreiben und auch dem aktuellen Vorfall, einfach dafür sorgen, dass die Nutzer bzw. Kunden nicht immer wieder von solchen unangenehmen Überraschungen betroffen sind. Auch wenn es völlig themenfremd ist, erinnert es doch etwas an die dauerhafte Standortaufzeichnung in Google Maps, die trotz vermeintlicher Deaktivierung stets weiterhin Daten gesammelt hat.
Siehe auch
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