Seiichi Miyake: Animiertes Google-Doodle ehrt den Erfinder des Blindenleitsystems
Heute ehrt Google auf einigen internationalen Startseiten den japanischen Erfinder Seiichi Miyake mit einem animierten Doodle. Seiichi Miyake hat vor etwas mehr als 50 Jahren erstmals das Blindenleitsystem eingesetzt und damit bis heute das Leben vieler sehbehinderter und blinder Menschen weltweit erleichtert. Seiichi Miyake hat das Blindenleitsystem erdacht, das heute vor allem auf Bahnhöfen und Busstationen zu finden ist, aber sich auch an vielen anderen Stellen etabliert hat.
Das heutgie Doodle ehrt Seiichi Miyake, aber zu sehen ist lediglich seine Erfindung, die wohl jeder Mensch bewusst oder unbewusst schon gesehen hat: Das Blindenleitsystem. Zu sehen ist das System in Form von Punkten und Linien, aus denen es hauptsächlich besteht – mehr dazu weiter unten im Artikel. Zu sehen ist, wie ein Mensch an der Linie entlang geht und anschließend vor den Punkten stehen bleibt, die mit dem Blindenstock erfühlt worden sind.
Zu sehen sind auch schon weitere Details, die vor allem dann auffalle, wenn man das System kennt: Direkt nach den Punkten gibt es noch einen kurzen Abstand bis zur Gefahrenstelle – in diesem Fall eine Straße. Es könnte aber auch, und dort ist das System wesentlich bekannter, eine Bahnsteigkante sein. Das Google-Logo ist heute natürlich ebenfalls wieder integriert und wird durch farbliche Erhebungen in den großen Noppenplatten auf dem Boden dargestellt.
Für dieses Doodle gab es noch zwei weitere Entwürfe, die es schlussendlich nicht auf die Startseite geschafft haben, aber weitere Möglichkeiten zur Nutzung dieses Systems zeigen, für das nicht unbedingt ein Blindenstock notwendig ist. Diese Doodle-Entwürfe findet ihr am Ende des Artikels.
Über Seiichi Miyake ist interessanterweise sehr wenig bekannt, obwohl seine Erfindung weltweit so eine große Bedeutung hat und Millionen Menschen das Leben erleichtert. Einen Wikipedia-Eintrag hat er nicht (Stand 0:01 Uhr) und auch im Web sind kaum Informationen über ihn zu finden – und selbst auf dem Google-Doodle spielt er ja offensichtlich keine Rolle. Dennoch hat er eine mehr als ehrenwerte Erfindung gemacht, die bereits vor über 50 Jahren erstmals eingesetzt wurde.
Im Jahr 1967 wurde durch seine Finanzierung das erste Blindenleitsystem in Japan entwickelt und installiert – und zwar exakt am heutigen Tag vor 52 Jahren, vor einer Blindenschule in Okayama City. Aufgrund des großen Erfolgs des Systems verbreitete es sich sehr schnell in ganz Japan und ist seit vielen Jahren auch international auf Bahnhöfen, Stationen, Straßen, großen öffentlichen Plätzen und an vielen weiteren Orten zu finden.
Warburg [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons
Das System besteht grundsätzlich nur aus Linien und Punkten, mit denen der Sehbehinderte geleitet wird. Diese Strukturen sind in den Boden eingelassen und können sehr leicht erfühlt werden. Die Linien bedeuten grundsätzlich „folgen“, zeigen in die Gehrichtung und lotsen (hoffentlich) zuverlässig um Gefahrenstellen herum. Punkte bedeuten hingegen eine Gefahr bzw. eine Stelle, an der man warten sollte. Diese sind dann an der Bordsteinkante, der Bahnsteigkante oder einfach an einer Art Sammelpunkt zu finden.
Obwohl das System nun schon gut ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel hat, wurde es bis heute nicht verändert, erweitert oder verbessert. Es dürfte also wohl ausreichend gut funktionieren. Wünschenswert wäre es natürlich, wenn auch alle Sehenden diese Leitlinien respektieren würden und nicht ihr Fahrrad, ihren Koffer oder sich selbst darauf stellen (was man leider sehr oft sieht).
Passend zum Thema hat Google übrigens erst vor wenigen Tagen die App Lookout für sehbehinderte freigegeben, die über eine sehr starke und intelligente Objekterkennung verfügt und ständig Audio-Feedback gibt. Langfristig sicher ein ebenso großer Segen wie ein solches Blindenleitsystem.
Wie bereits gesagt, gab es für dieses Doodle zwei weitere Entwürfe, die hier der Vollständigkeit halber auch gezeigt werden solle, da sie weitere Möglichkeiten dieses Systems zeigen. Dabei handelt es sich nur um Entwürfe, grundsätzlich hätten sie wohl aber gleich eingefärbt und animiert werden sollen. Kann man sich in diesem Fall sehr gut vorstellen.
Statt mit einem Blindenstock, lässt sich das System auch mit den Füßen erfühlen, was mit Sicherheit etwas Übung erfordert. Wer schon einmal ganz bewusst darüber gegangen ist wird wissen, dass man es sehr gut spüren kann. Die dritte Variante ist der Blindenhund, der diese einfachen Zeichen ebenfalls deuten und seinen Besitzer entsprechend leiten kann. Ob alle Varianten mit allen global verbreiteten System möglich sind, kann ich leider nicht sagen.
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