Google Maps: Googles kuriose Meeting-Regeln – Satellitenansicht wäre fast zu „Bird View“ geworden

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Google Maps ist sowohl auf dem Smartphone als auch im Browser eine Standard-App und gehört zum Alltag vieler Nutzer, die den riesigen Funktionsumfang zum großen Teil vermutlich gar nicht mehr überblicken können. Doch es gibt auch Standardfunktionen, die praktisch jedem Nutzer bekannt sind, so wie etwa die Satellitenansicht. Wie ein ehemaliger Google Maps-Entwickler nun verraten hat, kam es bei der Namensgebung dieser Funktion zu merkwürdigen Diskussionen, an deren Ende eigentlich eine andere Bezeichnung für das Feature stand.


So sympathisch sich ein Unternehmen nach Außen auch gibt, so hart kann es intern in der Chefetage vorgehen (ich spreche aus Erfahrung) – und das ist auch bei Google und Alphabet nicht anders. Erst im vergangenen Jahr gab es Einblicke in die fragwürdige Kultur im Zuge der Google+ Einführung und jetzt hat ein Google Maps-Entwickler eine interessante Anekdote um die Benennung der Satellitenansicht von Google maps offengelegt.

google-maps-logo

Google Maps bietet drei populäre Ansichten für den virtuellen Blick auf die Erde (und auch für andere Planeten): Die Kartenansicht, die Satellitenansicht und natürlich der Blick durch die Streetview-Kameras. Letztes war beim Start von Google Maps noch nicht abzusehen, aber auch die Satellitenansicht hätte zumindest fast eine andere Bezeichnung bekommen, denn tatsächlich gab es darüber kurz vor dem Start der Funktion eine große Diskussion bis in die Chefetage.

Wenige Monate nach dem Start von Google Maps als Kartendienst wurden die Google Earth-Satellitenaufnahmen des frisch übernommenen Unternehmens Keyhole in die Plattform gebracht – so wie heute noch üblich, mit einem Schalter zum Wechsel der beiden Ansichten. Dieser Schalter musste in Textform natürlich irgendwie benannt werden und für den ersten Entwurf der Oberfläche hatte der Entwickler einfach „Satellite“ auf den Button geschrieben, ohne groß darüber nachzudenken.

Doch dann fiel dem Team auf, dass die meisten Aufnahmen nicht von Satelliten stammen, sondern aus Flugzeugen heraus geschossen worden sind. Schlussendlich macht das keinen Unterschied, denn bis auf die veränderten Zoomstufen sind die Bilder kaum voneinander zu unterscheiden, aber dennoch war man sich einig, dass „Satellite“ falsch ist.



google maps map type

Nun wollte man „Aerial Photography“ auf den Button schreiben, was aber aus Platzgründen nicht gepasst hätte und bei Usability-Studien sehr deutlich gegenüber „Satellite“ den Kürzeren gezogen hat. Da nun aber eine Lüge gegenüber den Nutzern im Raum gestanden hätte, wurde ein Meeting mit der Chefetage einberufen. Das Meeting war eigentlich als „Launch Review“ geplant, aber stattdessen drehte sich plötzlich alles um die Bezeichnung für die neuen Maps-Aufnahmen.

Larry & Sergey, die beiden Google-Gründer, hatten zu dieser Zeit immer wieder witzige und fragwürdige Ideen ausprobiert, um Meetings interessanter zu gestalten. Und so gab es in diesem Meeting eine große Uhr mit einem Countdown – und sobald dieser abgelaufen ist, gilt das Meeting als beschlossen und der letzte Vorschlag als angenommen. Und so flogen dann plötzlich unzählige Vorschläge für die Bezeichnung der Satellitenansicht durch den Raum, die von kurios bis unsinnig reichen.

Zu den Vorschlägen gehörten: „Airplane View“, „Superman“ oder auch „I feel Picture-y“ (angelehnt an den „I’m feeling Lucky“-Button aus der Suchmaschine). Wenige Sekunden vor dem Ende des Countdowns warf Google-Gründer Sergey Brin dann noch „Bird View“ in den Raum – und dann schrillte der Signalton. Damit war beschlossen, dass das Feature unter dem Namen „Bird View“ Online gehen wird. Wirklich glücklich war damit niemand, aber beschlossen war beschlossen – und das noch von höchster Stelle.

Die Geschichte könnte an dieser Stelle zu Ende sein, aber wie so oft im Leben, sind Vorschläge von oben nicht immer die Besten. Die Entscheidung sorgte in den folgenden Tagen für weitere Diskussionen im Maps-Team, das mit der Bezeichnung immer weniger anfangen konnte. Also wagte sich der Entwickler einfach vor und nannte den Button wieder „Satellite“ und das Produkt ging Online. Fortan war von der Satellitenansicht die Rede.

Laut dem Entwickler kam das Thema niemals wieder auf und niemand aus der Chefetage, auch Sergey Brin nicht, hatte sich dazu noch einmal geäußert oder die Bezeichnung kommentiert. Entweder haben sie es nicht bemerkt oder waren dann doch froh, dass sich die ursprüngliche Bezeichnung durchgesetzt hat.



Wie ich finde, ist das eine nette Anekdote aus den Aufstiegsjahren Googles. In dieser Phase kamen nahezu monatlich neue Produkte in das Portfolio und Google war DAS Internetunternehmen. Doch mit Meetings solcher Art kann man wohl eher von Glück sprechen, dass praktisch alles damals Erfolg hatte. Wobei ich mir aber nicht vorstellen kann, dass es auch für wirklich wichtige Entscheidungen einen solchen Countdown gegeben hat 😉

Die vollständige Anekdote des Entwicklers könnt ihr bei Twitter lesen. Hier einmal der Einstieg in die Geschichte, klickt einfach auf den Link und ihr seht die gesamte Konversation des Entwicklers. Nette Geschichte 😉

Siehe auch
» Woran ist Google+ gescheitert? Ehemaliger Designer lässt kein gutes Haar am damaligen Management

[9to5Google]




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