Google, Facebook und andere IT-Giganten betreiben rund um die Welt riesige Rechenzentren, die man sich Hunderte Millionen Dollar kosten lässt und auch im Unterhalt nicht ganz billig sein dürften. Diesen Umstand hat sich schon vor über zwei Jahren ein Mann aus Litauen zunutze gemacht und den Unternehmen einfach exorbitant hohe Rechnung ohne Gegenleistung geschickt. Zu seiner Überraschung traf das Geld stets auf seinem Konto ein. Nun wird er für diese Tat bald verurteilt.
Wenn „wir“ uns einen neuen Computer oder ein Gadget kaufe, dann wird die Rechnung direkt an der Kasse oder einige Tage später per Überweisung gezahlt und das Thema ist erledigt. Bei großen Unternehmen sieht das etwas anders aus, denn dort haben die Abteilungen für den Empfang der Ware und der Zahlung von Rechnungen nichts miteinander zu tun und sitzen häufig nicht mal im gleichen Land. Dass dann bei der Zahlung von Rechnungen immer wieder mal Fehler passieren, ist nicht überraschend. Manchmal sind sie eben auch etwas größer.
Ein Mann aus Litauen hat vor einigen Jahren eine sehr lukrative Einnahmequelle entdeckt und diese bis zum letzten ausgenutzt. Innerhalb kürzester Zeit hat er sich 122 Millionen Dollar von Google und Facebook ergaunert, ohne dass die beiden Unternehmen es bemerkt haben. Erst als der Mann zu gierig wurde und wohl zu hohe Summen gefordert hat, flog sein Geschäftsmodell auf und er wurde letztendlich vom FBI ausgeforscht und festgenommen.
Und so hat das Ganze funktioniert: Der Mann hat in Litauen ein Unternehmen angemeldet, dass dem Namen des asiatischen Zulieferers Quanta Computer sehr ähnlich ist. Quanta ist ein großer Zulieferer der Rechenzentren von Google und Facebook und stellt somit sehr häufig Rechnungen für die Unternehmen aus – auch mal im größeren Umfang. Nun hat der Mann diese Rechnung gefälscht und praktisch beliebig große Summen auf sein Konto überweisen lassen.
Da Quanta häufig große Summen von den beiden Unternehmen erhält, ist das bei der Rechnungsprüfung wohl nicht aufgefallen und das Geld wurde einfach gezahlt – obwohl natürlich niemals eine Leistung erbracht wurde. Die echten Leistungen von Quanta wurden ebenfalls weiterhin bezahlt.
Über welchen Zeitraum dieser Betrug gelaufen ist und über wie viele Rechnungen wir hier reden, ist leider nicht bekannt. Welches der beiden Unternehmen den Betrug zuerst bemerkt und gemeldet hat, ist ebenfalls nicht bekannt. Wie so etwas nicht auffallen kann, muss man sich aber dennoch fragen. Vermutlich wird Quanta recht häufig Waren und Dienstleistungen liefern, aber eine Dokumentation sowie ein Abgleich mit den eingehenden Rechnungen sollte es schon geben – gerade bei solchen hohen Summen. Wir reden hier ja nicht von einer Pizzabestellung für die Weihnachtsfeier, sondern von millionenteurer Hardware.
Den Unternehmen dürfte das äußerst peinlich sein, denn dass das gerade bei den beiden Analyse- und Datenspezialisten möglich war, zeigt, dass man intern noch Nachholbedarf hatte – aber das dürfte mittlerweile erfolgt sein. Etwa 50 Millionen Dollar sind mittlerweile wieder aufgetaucht, doch die restlichen mehr als 70 Millionen Dollar sind weiterhin verschwunden. Den Mann erwarten nun neun Jahre Gefängnisstrafe sowie 300.000 Dollar Strafzahlung. Sollte er die 70 Millionen noch haben, wäre das wohl sein kleinstes Problem.
Das Urteil in dem Fall wird erst im Juni gesprochen, aber erst vor wenigen Tagen hatte er sich geständig gezeigt und seine Tat zugegeben, nachdem er dies zuvor vehement abgestritten hat. Vielleicht gibt es nach der Urteilsverkündung weitere Details zu diesem Fall. Insbesondere Statements von Google und Facebook wären doch sehr interessant, wobei ich aber bezweifle, dass man etwas zur öffentlichen Aufklärung des Falls beitragen wird.
[golem]