Feuer am Dach: Google-Mitarbeiter sind zunehmend unzufrieden mit CEO Sundar Pichai & verlieren Vertrauen
Googles wichtigstes Gut sind nicht nur die Daten der Nutzer, sondern auch das Vertrauen. Sowohl das Vertrauen der Nutzer als auch der Mitarbeiter – doch beides ist schon seit längerer Zeit immer heftiger am Wanken. Eine aktuelle interne Studie zur Mitarbeiterzufriedenheit zeigt nun, dass die Googler zunehmend das Vertrauen in die Führung und CEO Sundar Pichai im Speziellen verlieren. Angesichts der jüngsten Ereignisse ist das wenig überraschend.
Google-CEO Sundar Pichai steht seit mittlerweile dreieinhalb Jahren an der Spitze des Unternehmens und ist allgemein ein hoch angesehener Manager, der sich aber schon seit längerer Zeit stark aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat. Natürlich hat ein CEO wichtigere Dinge zu tun als Interviews zu geben, aber früher ™ war er doch sehr präsent und gehörte zu DEN Google-Gesichtern. Diese Persönlichkeit hat das Unternehmen allerdings etwas verloren, denn heute kennt man ranghohe Googler kaum noch mit Namen.
In vielen großen Unternehmen finden jährliche anonyme Mitarbeiterbefragungen statt, so auch bei Google. In der aktuellen Periode haben ganze 89 Prozent der Mitarbeiter des Unternehmens teilgenommen – was nach meiner Erfahrung ein recht guter Wert ist. Es zeigt auch, dass die Google-Mitarbeiter eine Meinung haben, die sie vertreten – wenn auch in dem Fall nur anonym.
Die Ergebnisse spiegeln jeweils den Durchschnitt durch alle Antworten der Mitarbeiter wider. Je höher der Prozentsatz, desto höher die Zustimmung der Mitarbeiter. Ein hoher Prozentsatz entspricht also einem JA, ein niedriger eher einem NEIN.
Die aktuellen Ergebnisse:
- Sundar Pichais Visionen 78% (-10%)
- Vertrauen in Sundar Pichai 74% (-18%)
- Sundar Pichai trifft die richtigen Entscheidungen 75% (-13%)
- Sundar Pichai setzt sich für Diversität ein 79% (-12%)
- Google setzt die richtigen Prioritäten 66% (-13%)
- Google hat eine große Zukunft vor sich 78% (-10%)
- Meine Bezahlung ist fair und positiv 59% (-11%)
- Richtiger Umgang mit sexueller Belästigung 53%
- Langfristige Treue zum Unternehmen 74% (-2%)
Wie man sieht, ist bei Google und insbesondere in Sundar Pichais Büro Feuer am Dach. Diese sehr wichtigen Werte sinken innerhalb eines Jahrs doch recht dramatisch und sollten der Führung zu Denken geben. Natürlich sind sie von aktuellen Fällen geprägt und können auch als Denkzettel der Mitarbeiter gewertet werden. Das Militär-Projekt Maven, die geplante chinesische Suchmaschine Dragonfly dürfte eine Rolle spielen und natürlich auch die bekannt gewordenen Fälle der sexuellen Belästigung mit wenig Konsequenz von oben und einer „Kultur der Vertuschung“.
Gerade in einem Unternehmen wie Google, in dem eigentlich eine Wohlfühl-Atmosphäre herrschen soll – die man sich mit viel Geld erkauft – sind die Werte schon alarmierend. Google rühmt sich seit langer Zeit damit, die klügsten Köpfe der Tech-Branche zu beschäftigen, was sich bei einer vergifteten Unternehmenskultur aber schnell ändern kann. Insgesamt kann man damit also nicht zufrieden sein und muss sich wieder auf die alten Werte besinnen. Vielleicht sollte auch das gestrichene Dont be evil wieder eingeführt werden.
Gefühlt spiegelt die Tendenz dieser Werte auch die Gefühle der Google-Nutzer wider, denn zumindest in den Kommentaren bei uns im Blog und auf vielen anderen Plattformen ist abzulesen, dass die Stimmung langsam sinkt und das Unternehmen sowohl nach Innen als auch nach Außen an Sympathie eingebüßt hat. Natürlich kann man das nicht allein Sundar Pichai zuschreiben, aber als CEO steht man eben in der letzten Verantwortung. Dafür wird er auch fürstlich entlohnt.
Das sich Google-Gründer und Alphabet-Boss Larry Page mental verabschiedet hat passt da irgendwie gut ins Bild. Der Fisch stinkt immer vom Kopf.
Siehe auch
» Google ist nicht mehr nicht böse: ‚Don’t be evil‘-Absatz wurde aus der Firmenphilosophie gestrichen
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