Das Jahr 2018 war für Facebook kein Gutes, denn man schlitterte von einem Datenskandal zum nächsten, verlor das Grundvertrauen in der Masse der Nutzer und selbst das „Wunderkind“ Mark Zuckerberg wurde entzaubert. Im neuen Jahr geht es aber wohl genauso weiter, denn eine neue Studie zeigt nun, das Facebook bei praktisch jeder zweiten Interaktion mit einer App lauscht und Daten abgreift. Die Schuld dafür ist aber nicht nur bei Facebook zu suchen.
Vielen Nutzern ist mittlerweile bewusst, dass sie sowohl im Web als auch bei jeder Smartphone-Nutzung auf Schritt und Tritt verfolgt und überall Profile gebildet werden. Das ist sowohl bei unzähligen kleinen Werbenetzwerken, Trackern und Analysetools der Fall, als auch natürlich bei den großen von Amazon über Google bis Facebook – denn schlussendlich verdienen sie ihr Geld damit. Wie sehr das mittlerweile automatisiert ist, zeigt eine neue Studie.
Schon vor einigen Monaten hat eine britische Studie gezeigt, dass 43 Prozent aller Android-Apps im Play Store den Facebook Tracker enthalten, der munter Daten sammelt und das blaue Netzwerk sendet. Eine neue Studie hat sich nun 43 der global populärsten Apps im Play Store angesehen und konnte das Ergebnis nicht nur bestätigen, sondern sogar zeigen, dass es noch schlimmer ist. 61 Prozent der getesteten Apps haben direkt nach dem Start ohne jede Nutzerinteraktion Daten an Facebook gesendet.
Bei diesen Date handelt es sich aber nicht um simple Ping-Daten, sondern es werden handfeste Informationen wie etwa die Google Advertiser ID gesendet, sodass Facebook sehr genaue Profile erstellen kann, ganz ohne dass der Nutzer eingeloggt ist oder eine Facebook-App nutzt. Selbst wenn der Nutzer die Weitergabe von Daten, die ja bereits erfolgt ist, ablehnt, werden im Hintergrund weiter Daten gesendet.
Gezeigt wurde auch, dass Apps sogar noch mehr Daten senden, wenn der Nutzer die personalisierte Werbung explizit deaktiviert. Wer sich also virtuell verstecken möchte, wird sogar noch interessanter. Facebook kann aus diesen vielen Daten umfangreiche Profile bilden, die dann wiederum für Werbung verwendet werden.
Zu den getesteten Apps gehören auch Größen wie Spotify, Kayak, Tripadvisor oder auch Yelp, die allesamt sehr kommunikativ sind. Die Daten werden allerdings in den meisten Fällen nicht gezielt von den App-Entwicklern versendet, sondern der Versand geschieht durch das Facebook SDK, das von sehr vielen Apps eingesetzt wird. Dort ist dieser Datenversand standardmäßig aktiviert, kann von den Entwicklern aber auch deaktiviert werden – was vielen nicht bewusst ist.
Einige App-Entwickler zeigten sich überrascht und wussten gar nicht, dass ihre Apps solche Daten senden. Spotify hat etwa geantwortet, dass man dies nun prüfen und eventuell ändern wolle, sofern das technisch möglich ist. Dass eine solche große Plattform selbst nicht weiß, welche Daten ihre App versendet, zeigt eigentlich, dass das Bewusstsein bei den Unternehmen noch längst nicht ausgeprägt ist.
Facebook verweist natürlich darauf, dass die Entwickler diesen Datenversand deaktivieren können und hat bereits Maßnahmen getroffen, um den Versand etwas zurückzuhalten – aber natürlich nur halbherzig. Die Entwickler wiederum wussten davon in den meisten Fällen gar nichts. Beide geben also den Schwarzen Peter weiter – überraschend ist das nicht. Als Nutzer kann man sich dagegen praktisch nicht schützen.
Wer Facebook-Dienste vermeidet, der füttert das blaue Netzwerk eben aus anderer Quelle. Vielleicht wird sich das in Zukunft, nach solchen Studien, bessern.
» Die Studie bei Privacy International
[heise]