Google Maps: Die größten Konkurrenten von Apple bis here rüsten auf – wer hat die besten Chancen?
Google Maps ist sowohl im Web als auch auf dem Smartphone die unangefochtene Nummer 1 und erfreut sich bei vielen Nutzern großer Beliebtheit. Die Gründe dafür sind ganz unterschiedlich, doch mittlerweile scheint auch die Konkurrenz wieder etwas Mut zu fassen und wagt sich in ganz verschiedenen Bereichen vor. Noch hat sich kein Hauptkonkurrent herauskristallisiert, aber viele Akteure stellen die Weichen für die Zukunft.
Der Grund für Googles Marktposition hat viele Gründe: Von allen großen Konkurrenten war Google Maps zuerst am Markt und hat einige Konzepte und Technologien eingeführt, die zum Standard wurden. Der nächste Punkt ist mit Sicherheit die tiefe Integration in die Websuche und der letzte Punkt ist die Vorinstallation auf jedem Android-Smartphone und das damit verbundene plattformübergreifende Angebot. Aber natürlich sind auch die unzähligen Features nicht so leicht zu toppen.
Google wird seinen Status im Mapping-Bereich wohl auf absehbare Zeit behalten, allerdings werden die Nutzer vielleicht mehr Alternativen bekommen, die dann auch Funktionen anbieten, mit denen sie sich von Google Maps abheben. Da Google sich aktuell vor allem auf den Ausbau von Google Maps als Social Network konzentriert und dadurch den Fokus zu verlieren droht, ist die Chance für die Konkurrenz so groß wie nie. Aber natürlich muss auch diese sich abseits der Kernfunktionen profilieren.
In folgender Auflistung schauen wir uns nun einmal die Hauptkonkurrenten an, die teils ganz verschiedene Schwerpunkte haben. Dazu gehören Apple Maps, das aufstrebende here maps aber auch Microsofts Bing Maps sowie OpenStreetMap. Die Chancen aller Angebote sind ganz verschieden, zumindest zwei dieser Kartenplattformen haben aber gute Chancen, von vielen Nutzern parallel oder hauptsächlich genutzt zu werden. Bei den anderen beiden sieht es hingegen als Gesamtpaket nicht ganz so rosig aus.
Wer von den Mitbewerbern in die Maps-Sphäre kommen oder sogar eines Tages vorbeiziehen möchte, muss auf jeden Fall einen langen Atem haben. Zwei haben durch finanzstarke Partner im Hintergrund dabei gute Karten, zwei anderen wiederum nicht. Erst vor wenigen Tagen ist Apple Maps zur Standardkarte in DuckDuckGo geworden und konnte damit zumindest einen ersten Achtungserfolg erzielen.
Die größten Konkurrenten
Apple Maps
Apple Maps ist mit sehr großen Ambitionen gestartet, war aber eine riesige Katastrophe und musste sich im Laufe der Jahre das zerstörte Image mühsam wieder aufbauen. Dabei hat man in jüngster Zeit vor allem Taten sprechen lassen, die dann auch sehr vielversprechend für die Zukunft sind. In einer kleinen US-Region hat man mittlerweile bessere Kartendaten als Google, aber dabei soll es natürlich nicht bleiben. Da Apple alle Daten selbst sammelt, wird das weltweit (so schnell) nicht möglich sein, aber vielleicht gibt es andere Mittel und Wege.
Außerdem wurden vor kurzem Mitarbeiter von Apple Maps mit einem Kamera-Rucksack gesichtet – und das mitten in der Großstadt. Ob es dabei primär um Bildaufnahmen oder um das Datensammeln geht, ist nicht bekannt. In beiden Fällen könnte man aber plötzlich qualitativ vor Google Maps liegen. Auch wenn es nur um wenige Regionen geht, wäre das Maps-Team zum Handeln gezwungen und wäre nicht mehr in der komfortablen Situation, die gesamte Konkurrenz vor sich herzuschieben.
Natürlich müsste sich Apple, um eine echte Konkurrenz darzustellen, etwas mehr Öffnen und die eigene Plattform verstärkt im Browser und zusätzlich unter Android anbieten. Einen ersten großen Schritt in diese Richtung hat man vor wenigen Tagen durch die Kooperation mit DuckDuckGo getan.
here Maps
Here Maps hatte schon unter Nokia einen sehr guten Ruf und ist diesem bisher auch unter den neuen Besitzern gerecht geworden. Allerdings hat die Plattform verstärkt einen Fokus auf die mobile Nutzung im Auto, wo Google Maps zwar ebenfalls stark vertreten ist, aber noch keine große Kernplattform hat. Doch nun hat man einen mächtigen verbündeten gefunden, der sehr viel Budget und Know-How mitbringt und mit Here vielleicht noch sehr große Pläne haben könnte.
Die neue Kooperation mit Amazon bringt Alexa auf die here-Plattform und erweitert den Schauplatz Google Assistant vs. Amazon Alexa an einen weiteren Ort. Gerade erst wurde der Google Assistant in Google Maps integriert und mit Alexa geht das nun in die nächste Runde. Aber Amazon hat noch mehr im Gepäck, über das here bisher noch nicht verfügt: Straßenaufnahmen. Dazu hatte man erst vor wenigen Monaten eine große Kooperation mit Mapillary angekündigt. Dass sich Amazon hier etwas aufbaut, scheint ziemlich sicher.
Inwieweit here profitieren wird, bleibt abzuwarten. Da die großen deutschen Autohersteller als Hauptbesitzer von here vor allem Unabhängigkeit wollten, kann man davon ausgehen, dass sich hier in Zukunft noch viel tun wird.
Nur wenige Chancen
Bing Maps
Microsoft hatte mit Bing große Ambitionen gegen Google und ist auch heute noch mit vielen Produkten aktiv. In Redmond hat man dabei stärkere und schwächere Produkte im Angebot, wobei Bing Maps zumindest in punto Verbreitung und Nutzerbasis zu den schwächeren Produkten gehört. Das allerdings zu Unrecht, denn tatsächlich kann Bing mit einigen Features glänzen, die zum Teil bei Google Maps nicht zu finden sind.
Potenziell könnte Microsoft sehr viel Geld in Bing Maps stecken, ob es sich aber auszahlen würde, wäre eine andere Frage. Tatsächlich fährt sogar Microsoft mit Bing-Fahrzeugen um die Welt und lässt sich das einiges kosten. Bing hat vor allem ein Imageproblem, das auf alle Onlinedienste aus dem Hause Microsoft abfärbt und dafür sorgt, dass die meisten Dienste wohl subventioniert werden müssen. Da Microsoft auch in den letzten 10 Jahren nicht viel Motivation gezeigt hat, sieht es in Zukunft eigentlich auch nicht so ganz so rosig aus.
Da Microsoft große Geschäftsfelder bereits in die Cloud verlagert hat, könnte sich die Bing-Schwäche irgendwann rächen. Dass es sich eines Tages zu einem großen Google Maps-Konkurrenten entwickeln wird, kann man aber trotz des Potenzials fast schon ausschließen.
OpenStreetMap
DER große Konkurrent für Google Maps sind für viele Nutzer die OpenStreetMaps. Das natürlich völlig zurecht, denn der Datenbestand enthält von der Community hinzugefügte und geprüfte Informationen, die man bei vielen anderen vergeblich sucht. In puncto Datenbestand kann man in sehr vielen Regionen problemlos mit Google Maps mithalten. Allerdings weiß das auch Google und bindet die eigene Community immer stärker in den Datenbestand und die Verifizierung von Informationen ein. Dabei wird man zwar kaum treue Mithelfer abwerben, aber in der Masse sind die Daten dann dennoch sehr akkurat.
OSM kränkelt allerdings daran, dass es eben ein riesiges Gemeinschaftsprojekt ist, hinter dem kein Unternehmen mit wirtschaftlichen Interessen steht. So etwas braucht es natürlich, quasi Wikipedia für Geodaten, aber dadurch gibt es auch keinen Druck für die Weiterentwicklung. Es gibt kein echtes Bildmaterial, natürlich keine Straßenansichten und noch nicht einmal eine Satellitenansicht. Bewertungen und Detailinformationen sucht man ebenso vergeblich.
OSM kann im Kartenbereich also als Konkurrent gesehen werden, für die sehr große Mapping-Welt – die immer umfangreicher wird – hingegen überhaut nicht. Aus diesem Grund ist OpenStreetMap ein Projekt, vor dem Google keine Angst (mehr) haben muss.
Waze
Der Konkurrent im eigenen Haus: Waze ist vor allem eine Verkehrscommunity und erfreut sich in diesem Bereich großer Beliebtheit. Doch was nur die wenigsten wissen, Waze gehört zu Google und wird wohl von der gleichen Abteilung weiterentwickelt, die auch an Maps arbeitet. Doch obwohl beide nun schon fünf Jahre gemeinsam unter einem Dach agieren, gab es bisher kaum Anzeichen auf eine Annäherung der beiden Produkte.
Wenn eines von beiden eingestellt wird, ist natürlich absolut klar, wer den Kürzeren ziehen wird. Bis es soweit ist, könnte Google aber weiterhin die Zwei-Marken-Strategie fahren und vielleicht sogar davon profitieren, dass die Maps-müden Nutzer eine Alternative entdecken, die eigentlich gar keine ist. Dennoch dürfte Waze wohl langfristig eingestellt werden – vielleicht sogar schon in diesem Jahr.
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Wer dieser vorgestellten Konkurrenten die besten Karten hat (Wortspiel), wird die Zeit zeigen. Wie in so vielen anderen Bereichen auch, profitiert Google auch hier wieder einmal von den enormen Datenmengen, deren Sammlung, Verwaltung und Präsentation man einfach besser versteht als die Konkurrenz. Und so lange das so bleibt, kann man sich in Mountain View wohl auch weiter zurücklehnen.
Siehe auch
» Google Maps: Geschwindigkeitsbegrenzungen und Blitzer als perfekte Kombination – aber leider illegal
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OpenStreetMap kann man nicht direkt mit Google Maps vergleichen. Da hinkt der Vergleich leider mit einem kürzeren Bein hinterher. OSM ist eine reine Geodatenbank, und keine eierlegende Wollmilchsau. Daher kann man allenfalls die reine Qualität der Geodaten (umgangsprachlich das daraus resultierende „Kartenmaterial“) und die Routingmöglichkeiten vergleichen. Und hier hat OSM die Nase sehr weit vorne. Zugegeben, dort wo keine aktiven Mapper wohnen sinkt die Qualität. Aber OSM hat in beispiellosen Mappingaktionen bewiesen, dass die Mapper in der Lage sind aus fernen Ländern heraus Kartenmaterial da zu erzeugen, wo es zuvor gar keines oder nur für die Menschen unbezahlbares gab. Besser eine Straße ohne Breite in der Karte, als gar keine. Im Rest der Welt, wo es detailreicher in der Realität wird weil dort aufgrund vieler dort lebender Menschen eben auch mehr Infrastruktur gibt, ist das Kartenmaterial unglaublich detailreich. Bis hin zur Erfassung einzelner Bäume und Fahrradständer. Millionen von Straßen und Kreuzungen sind so dermaßen präzise in Fahrspuren, Abbiegeinformationen etc. erfasst. OSM ist da Spezialist, und kein Universalist. In der Datenbank lassen sich Orte und Gebäude finden, samt Informationen wie Gebäudetyp, Infos wo der Eingang ist und vieles mehr, was in keinem anderen Kartenmaterial jemals zu finden sein wird. Da bekommt Doo-to-Door-Routing eine ganz andere Güte.
Die Nutzung von OSM hadert an anderer Stelle: Es gibt unzählige Navigationsapps die auf OSM aufsatteln, die einfach mit Google nicht mithalten können. Sie sind entweder einfach miserabel, supergut aber vollkommen unbezahlbar, hervorragend aber nur für OSM-Nerds benutzbar. Einige Anbieter im Bereich der Wander- und Fahrradnavigation haben vorgemacht, was aus OSM raus zu holen wäre. Aber natürlich besteht da das selbe Problem wie bei anderer Software: Die Entwickler müssen bezahlt werden um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Eine kostenlose App als Gegenspieler für Maps in dessen Qualität stellt auch ein StartUp nicht mal eben auf die Beine und hält sie über Jahre am Laufen. Und so wird das ganze Potential von OSM schlichtweg wegen fehlenden guten populären Apps deren Kaufpreis akzeptiert wird nicht genutzt.
Besser kann man darauf nicht kontern. Ich benutze OSM auch viel lieber als Google Maps. Es läuft auf meinen alten Rechnern bedeutend schneller und ich habe irgendwie immer den Eindruck, eine ganz aktuelle Karte vor mir zu haben.