GoogleWatchBlog

Einstellung von Allo & Hangouts: Warum kann Google keinen erfolgreichen Messenger entwickeln?

» Web-Version «

Gestern hat Google nach einigen Tagen der Verwirrung angekündigt, wie es mit den hauseigenen Messengern weitergehen wird. In Kurzform: Zwei mehr oder weniger populäre Produkte werden eingestellt und dafür kommen zwei neue dazu. Doch die Reaktion der Nutzer bzw. Google-Interessierten zeigt, dass diese schon jetzt wieder zum Scheitern verurteilt sind – denn wenn es eines gibt, das Google nicht kann, dann sind es Messenger. Und man fragt sich schon, warum?


Man sollte meinen, dass ein neuer Messenger eines Unternehmens mit mehr als 2 Milliarden Nutzern etwas mehr Aufregung und Begeisterung hervorruft – aber davon ist nichts zu spüren. Niemand hofft nun auf den großen WhatsApp- oder Facebook-Konkurrenten, denn jeder weiß, dass es dazu niemals kommen wird. Immerhin in dem Bereich ist bei Facebook noch kein Feuer am Dach, denn der größte Konkurrent demontiert sich alle paar Jahre wieder aufs neue.

Kann es denn wirklich so schwer sein, einen Messenger zu entwickeln? Die Nutzer möchten miteinander kommunizieren, Texte schreiben, Emojis einfügen, ein paar Bilder und Videos verschicken und fertig. Dann sollten die Nachrichten noch verschlüsselt sein und auch eine Telefonie- und Videofunktion wäre nicht schlecht. Für einen Technologie-Giganten wie Google, der aus den Vollen seiner Ressourcen schöpfen kann, kein Problem.

Das größte Problem ist es noch, dass man Nutzer gewinnen muss – und zwar sehr viele Nutzer in kurzer Zeit. Viele sind erst dann bereit zu wechseln, wenn ein Großteil der Kontakte bereits dort ist bzw. die kritische Masse erreicht worden ist. Aber selbst das WÄRE für Google eigentlich kein Problem: Über Android erreicht man mindestens 2 Milliarden Nutzern, über den Chrome-Browser und die Websuche vermutlich noch einmal soviele.

Es steckt ein unglaubliches Potenzial in Googles Möglichkeiten, mit dem man zumindest rein theoretisch in Windeseile an der Konkurrenz vorbeiziehen könnte. Sowohl technologisch als auch in puncto Reichweite. Selbst ein WhatsApp ist nicht unantastbar.



Mit dem ersten Anlauf, Google Talk, hätte man dies tatsächlich erreicht. Aber genau in der Boomphase der Smartphones wurde der Messenger eingestellt. Dann kam Hangouts, das gute Ansätze hatte, aber nur sehr zaghaft weiterentwickelt wurde und vor allem an der psychologischen Verbindung zu Google+ krankte. Dazwischen gab es noch weitere Anläufe, die aber allesamt nur kurzlebig waren bzw. denen nicht die entsprechende Reichweite gegeben wurde. Einen Überblick findet ihr hier

Mit Allo kam dann der große Neuanfang mit einem WhatsApp-Klon. Hätte es von Beginn an eine Anbindung an das Google-Konto und die Adressbücher der Nutzer gegeben, hätte es vielleicht anders ausgesehen. Doch auch mit Allo stand sich Google vor allem wieder selbst im Weg. Der Weg zurück zu Hangouts ist nun eine reine Verzweiflungstat und hat eigentlich keine großen Aussichten auf Erfolg. Die Zweiteilung sowie der aus eigenem Verschulden verbrannte Name werden dafür sorgen.

Dabei wäre es so leicht: Entwickelt einen simplen und vernünftigen Messenger (siehe oben), integriert ihn in Android, Chrome, die Websuche, YouTube und die anderen erfolgreichen Plattformen und bietet ihn auf allen Geräten an. Wenn diese Integrationen mit Fingerspitzengefühl erfolgen (sichtbar, aber nicht aufdringlich (!)) und die Kontaktlisten der Nutzer gut gefüllt sind (was sie durch Android und Google Contacts) sind, dann kann es noch einmal funktionieren.

Siehe auch
» Messenger-Chaos neu erklärt: Google äußert sich zur Zukunft von Allo, Duo, Hangouts & Messages ¯\_(ツ)_/¯
» Byebye Allo: Googles Messenger-Hoffnung soll sehr bald eingestellt werden – Hangouts soll folgen
» Hangouts ist tot, lang lebe Hangouts: Google kündigt zwei neue Messenger für Privatnutzer an
» Google Hangouts vor Comeback? Produktmanager dementiert Einstellung und gibt Rätsel auf
» Google Hangouts wird bald endgültig eingestellt – kommt schon wieder ein neuer Messenger?


Keine Google-News mehr verpassen:
GoogleWatchBlog bei Google News abonnieren | Jetzt den GoogleWatchBlog-Newsletter abonnieren