Vor mittlerweile über zwei Jahren hat Google in der eigenen Hardware-Abteilung aufgeräumt und das Label „Made by Google“ geschaffen, unter dem und der Marke „Google“ ein Großteil der eigenen Produkte vertrieben werden. Doch mit Nest hat man eine weitere Marke im Programm, die ebenfalls recht bekannt ist, den eigenen Produkten aber gewissermaßen Konkurrenz macht. Jetzt soll es Pläne für eine Umbenennung oder Auflösung der Tochter geben.
Aus finanzieller Sicht ist Hardware für Google nur ein kleines Geschäft, strategisch hat es aber eine sehr große Bedeutung und wird deswegen mit viel Energie und Budget vorangetrieben. Während die Pixel-Smartphones keine nennenswerten Marktanteile erzielen können, sieht das bei einigen weiteren Produkten schon ganz anders aus: Die Google Home-Lautsprecher sind Marktführer und auch der Chromecast sowie das Wifi halten sehr große Marktanteile.
Nest ist zwar erst acht Jahre alt, hat aber schon eine bewegte Geschichte hinter sich. Gegründet vom ranghohen Apple-Ingenieur Tony Fadell wurde es schon vier Jahre später für 3,2 Milliarden Dollar von Google übernommen, das damals gerade mit der Neuordnung des Hardware-Geschäfts begonnen hat und mit Nest einen Fuß in der wichtigen Smart Home-Tür hatte. Bereits ein Jahr später wurde es von Google herausgelöst und als eigenständige Alphabet-Tochter geführt. Allerdings mit großer finanzieller Schieflage und riesigen Verlusten.
Erst in diesem Jahr wurde Nest dann wieder zu Google eingegliedert und soll künftig mit dem Hardware-Team der ehemaligen großen Schwester zusammenarbeiten. Dabei wurde stets betont, dass die Marke „Nest“ erhalten bleiben soll. Doch auch das scheint nun schon wieder verworfen zu sein, denn laut einem Insider gibt es konkrete Pläne über ein „Rebranding“ des Unternehmens und auch der Marke. Was das genau heißt, ist allerdings noch offen.
Unklar ist, ob „Rebranding“ bedeutet, dass die Marke Nest verschwindet oder ob sie nur neu positioniert wird, um der großen Schwester nicht im Weg zu stehen. Alles andere wäre nach einer Eingliederung in die Hardware-Abteilung von Google auch eine große Überraschung.
Strategisch war es natürlich weniger klug von Google/Alphabet, die Marke „Nest“ aufzubauen und sie nun möglicherweise fallenzulassen. Man darf nicht vergessen, dass das Unternehmen zum Zeitpunkt der Übernahme lediglich ein Thermostat im Sortiment hatte und der smarte Rauchmelder noch gar nicht auf dem Markt war. Vom heutigen Rund-um-Angebot von der Überwachungskamera über Sicherheitssysteme bis hin zur Türklingel war noch lange keine Spur.
Auch wenn noch nichts in trockenen Tüchern ist, wird man sich von der Marke „Nest“ wohl verabschieden müssen, denn auf lange Sicht kann man kaum vernünftig zusammenarbeiten, wenn die Kunden nichts von der Zusammengehörigkeit der beiden Unternehmen wissen. Dass Nest nun keine Smart Speaker und Google keine Überwachungskameras produzieren dürfte, macht die Strategien natürlich nicht leichter – also geht man dem geschickt aus dem Weg.
Siehe auch
» Google-Tochter Nest: Umstrukturierung in Googles Hardware-Abteilung abgeschlossen & CEO tritt zurück
» Nest Temperature Sensor: Google-Tochter Nest stellt einen neuen Temperatur-Sensor vor
» Kleinkrieg zwischen Google und Amazon: Amazon verkauft in Zukunft keine Nest-Produkte mehr