20.000 Google-Mitarbeiter protestierten gegen den Umgang mit (sexueller) Belästigung im Unternehmen
Vor knapp zwei Wochen wurde bekannt, dass der Android-Erfinder Andy Rubin seine Abteilung und seinen Arbeitgeber Google doch nicht so ganz freiwillig verlassen hat, wie es damals dargestellt wurde. Es soll Fälle von sexueller Belästigung gegeben haben, nach deren Bekanntwerden Rubin auch noch mit einer Abfindung von 90 Millionen Dollar (!) ausgestattet wurde. Nicht nur aus diesem Grund gingen in der vergangenen Woche gut 20.000 Google-Mitarbeiter weltweit zu Protesten auf die Straße.
Google hat praktisch von Beginn an ein sehr positives und vertrauenswürdiges Image, das eine wichtige Grundlage für den Erfolg des Unternehmens ist. Manchmal gibt es Kratzer im glänzenden Lack, aber insgesamt herrscht doch ein großes Vertrauen seitens der Nutzer. Doch in den letzten Jahren gibt es immer wieder Einblicke in interne Vorgänge, die ein anderes Bild zeigen. Und jetzt geht es auch noch um sexuelle Belästigung.
Nachdem die Berichte über Andy Rubin in die Medien gelangt sind, ging Google-CEO Sundar Pichai in die Offensive und distanzierte sich von den damaligen Vorgängen unter CEO Larry Page. Gleichzeitig wurde verkündet, dass allein in den vergangenen zwei Jahren 48 Mitarbeiter wegen sexueller Belästigung gekündigt wurden – darunter auch viele ranghohe Manager. Doch obwohl man nun angemessener auf solche Vorwürfe reagiert, gingen viele Mitarbeiter am vergangenen Donnerstag zu Protesten auf die Straße.
20.000 Google-Mitarbeiter in aller Welt legten kurzzeitig ihre Arbeit nieder und gingen für Proteste auf die Straße, um Aufmerksamkeit auf dieses Thema zu lenken. Der Grund war vor allem der damalige Fall Andy Rubin. Zwar musste er seinen Posten verlassen, wurde aber zuvor intern lediglich versetzt und bekam zum Abschied nicht weniger als 90 Millionen Dollar mit auf den Weg. Nicht gerade der Umgang, den man erwartet.
Aber die Streiks sollen nicht nur Aufmerksamkeit erzeugen und so Druck auf die Unternehmensführung aufbauen, sondern stellen auch ganz konkrete Forderungen.
Als Erstes soll es bei solchen Fällen keine Zwangsschlichtung mehr geben, bei denen die üblichen Meldewege eingehalten werden müssen – denn das führt unter anderem dazu, dass die Opfer um ihre Karriere fürchten und solche Fälle nicht melden. Als Zweites soll eine anonyme Meldestelle im Unternehmen eingerichtet werden, die sich solcher Fälle annimmt und das Opfer vollständig schützt.
Die nächste Forderung dreht sich um die Diversität, für die es zwar eine eigene Stelle im Unternehmen und sogar einen Chief Diversity Officer gibt, der aber wohl zu wenig Macht hat. Dieser soll dem CEO künftig näherstehen und mehr Forderungen einbringen können. Details dazu sind zwar nicht bekannt, dürften von Google aber zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht werden – sobald man sich auf konkrete Schritte geeinigt hat.
Am heutigen Montag trifft Google-CEO Sundar Pichai mit den Organisatoren zusammen und will zukünftige Schritte besprechen. „Es werden konkrete Schritte folgen“, sagte Pichai am Rande einer Konferenz.
Siehe auch
» Sexuelle Belästigung: 48 Google-Mitarbeiter wurden gefeuert; Andy Rubin bekam Geldregen zum Abschied
» Googles Sexismus-Debatte: Town-Hall-Meeting abgesagt; Verfasser und Mitarbeiterinnen wollen klagen
» Sexismus: Weibliche YouTuber haben es schwerer, wissenschaftliche Inhalte zu vermitteln
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