Abgesehen von rechtlichen und gesetzlichen Rahmenbedingungen sind Webmaster im Web völlig frei darin, was sie tun und wie sie sich gegenüber den Besuchern präsentieren. Diese Freiheiten locken allerdings viele zwielichtige Anbieter an, die vor allem darauf aus sind, möglichst viel Geld zu verdienen – auf welche Art und Weise auch immer. Google bringt sich nun verstärkt gegen solche Geschäftsmodelle in Stellung und nimmt damit gewissermaßen die Rolle als Internetpolizei ein.
Im Internet lauern potenziell an jeder Ecke „Gefahren“, die zwar im Laufe der Jahre gefühlt in der Menge, aber nicht in der Raffinesse abgenommen haben. Es beginnt bei reinen Werbeseiten, geht über das Versprechen von Wunderrezepten über das Phishing bis hin zur tatsächlichen Abzocke des Nutzers mit den verschiedensten Zahlungsmethoden. Mittlerweile hat der Großteil der Nutzer zwar gelernt, nicht auf alles hereinzufallen, aber dennoch ist es wohl noch immer lukrativ.
Eine „Internetpolizei“ gibt es bisher nicht, also muss diese Rolle von den großen Unternehmen eingenommen werden, die das Web beherrschen und auch eine gewisse Verantwortung gegenüber allen Nutzern haben. Google hat diese Rolle längst eingenommen und kämpft mit diversen Mitteln gegen die Gefahren – wobei vor allem der Chrome-Browser in jüngster Vergangenheit im Zentrum der Bemühungen steht und das Web im gesamten sicherer machen soll.
Einige Beispiele
- Mobile Abrechnung: Webseiten mit irreführenden Formularen für die Abrechnung per Telefon werden vollständig per Safe Browsing blockiert.
- Autoplay-Eigenschaften werden blockiert: Das automatische Abspielen von Video und Ton wird ohne vorherige Nutzerinteraktion blockiert, was immer wieder für Probleme sorgte und Onlinespiele unmöglich machte.
- Blockade von Bad Ads: Die von der von Google kontrollierten Coalition of Better Ads eingestuften Bad Ads werden automatisch herausgefiltert.
- Blockade von allen Anzeigen auf Bad Sites: In Zukunft blockiert der Werbeblocker ALLE Werbeanzeigen auf Webseiten mit Bad Ads.
- Abstrafung von unverschlüsselten Verbindungen: Unverschlüsselte Verbindungen werden sowohl im Web als auch im Chrome-Browser abgestraft und mittlerweile auch als „Nicht sicher“ markiert.
Natürlich kann auch die Blockade von Flash-Inhalten mit dazu gezählt werden, obwohl diese aber keine negativen Auswirkungen auf die eigentliche Webseite hat(te).
Diese Maßnahmen können vor allem den nicht ganz so versierten Nutzern helfen, sicherer im Web unterwegs zu sein. Sie zeigen aber auch, dass Google mittlerweile bestimmen kann, was gut und was schlecht ist. Das zeigt sich etwa daran, dass Formulare so gestaltet sein müssen, dass sie von den Algorithmen nicht als negativ eingestuft werden und in der Folge mehr als die Hälfte aller Internetnutzer die Webseite nicht mehr aufrufen kann.
Eine solche Diskussion gab es schon im Rahmen der Bad Ads im Chrome Werbeblocker, doch mit den neuen Maßnahmen geht das immer weiter und Webmaster müssen ihre Webseiten vor allem für den Chrome-Browser und für Googles Algorithmen optimieren. Seit gut zwei Jahrzehnten werden Webseiten häufig für die Google Websuche und dann erst für den Nutzer entworfen. Wenn dann noch der Chrome-Browser dazukommt, rückt der eigentliche Nutzer einer Webseite an die dritte Stelle.
Ob soviel Kontrolle über das Web gut ist oder nicht, in den allermeisten Fällen werden Googles Maßnahmen bekanntlich begrüßt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ein ähnliches „Problem“ zeigt sich auch gerade erst unter Android, wo viele Apps plötzlich ihren Funktionsumfang einschränken müssen, da Google einige Dinge nicht als „Kernfunktion“ anerkennt und die Apps somit vollständig im Play Store blockiert.
Siehe auch
» Progressive Web Apps auf dem Desktop: Googles Bemühungen stärken vor allem die eigenen Plattformen
» Progressive Web Apps sind nur der Anfang: Google stattet Web Apps mit vielen neuen Möglichkeiten aus