Auch wenn es von vielen Nutzern noch unbemerkt ist, steht die Android-Welt in Europa vor sehr großen Veränderungen. Ab der kommenden Woche müssen Smartphone-Hersteller die Google-Apps nicht mehr Vorinstallieren und somit auch den Chrome-Browser und die Google-App nicht mehr ab Werk ausliefern. Google bereitet sich nun auch öffentlich auf diesen Schritt vor und bringt den Google Assistant über eine getarnte Sprachen-App in den Play Store.
Wenn Smartphone-Hersteller ab der kommenden Woche die Google-Apps auf für Europa bestimmte Geräte vorinstallieren möchten, werden bis zu 40 Dollar fällig, die sie wohl direkt an den Endkunden weitergeben werden. Da dieses Paket und auch das Paket mit der Google-App und dem Chrome-Browser optional sein wird, können andere Apps nun nicht mehr voraussetzen, das bestimmte Komponenten daraus auf dem Smartphone vorhanden sind. Zu diesen Komponenten zählt auch der Google Assistant.
Die Google-App ist im Laufe der Jahre soweit gewachsen, dass sie längst dann nicht mehr von Smartphones wegzudenken ist, wenn die Nutzer die Google-Suche gar nicht verwenden. Auch der Assistant, Lens oder auch der Feed bzw. jetzt Discover gehören mit dazu. Damit die Nutzer sie dennoch verwenden können, wurde nun damit begonnen, diese Bestandteile optional für die europäischen Nutzer auszulagern. Die erste App sind die Voice Action Services.
Die Beschreibung der App
Google’s Voice Action Services provides core functionality to support voice based actions. These components allow you to more quickly perform actions to interact with your device or currently installed applications.
NOTE: Google’s Voice Action Services works without requiring Google Search or Google Chrome app.
Es ist zwar nicht die Rede vom Google Assistant, aber auf den zur App eingestellten Screenshots ist der Assistent zu sehen. Dass hier nur die Bezeichnung „Voice Action Services“ verwendet wird, kann aber auch den Schluss zulassen, dass andere Anbieter neben Google ebenfalls die Assistant-Infrastruktur nutzen könen – wie auch immer das funktionieren soll.
Der letzte Satz weist sehr eindeutig daraufhin, wofür diese App in den Play Store gebracht wurde: Für die Nutzer, die Chrome und Google nicht installiert haben.
Die App lässt sich außerhalb von Europa nicht herunterladen, womit die Intention dahinter noch einmal bestätigt wird. Interessanterweise ist aber auch in der App selbst niemals vom „Google Assistant“ sondern stets nur von den „Voice Action Services“ die Rede, obwohl die reinen Info- und Setup-Texte den Assistant-Texten doch recht nahe kommen. Ich kann mir kaum vorstellen, warum man den Nutzern mit vorinstallierten Apps den Assistant und den anderen diesen Namen anbieten wird, wenn es doch die gleichen Funktionen bietet. Vielleicht ebenfalls gesetzliche Gründe.
Vermutlich werden in den kommenden Tagen noch weitere solcher Service-Apps ihren Weg in den Play Store finden und allen europäischen Nutzern die Möglichkeit geben, ganz ohne die beiden Google-Apps einige Funktionen zu nutzen. Durch das Fehlen des Chrome-Browsers dürften auch die von vielen Apps verwendeten Chrome Custom Tabs nicht mehr nutzbar sein. Welche weiteren Abhängigkeiten es noch gibt, wird sich wohl erst in den kommenden Wochen und Monaten zeigen.
Siehe auch
» Der Anfang vom Ende der Android-Dominanz? Googles neue Bedingungen spielen der Konkurrenz in die Karten
» Das wird teuer (für den Kunden): Smartphone-Hersteller müssen bis zu 40 Dollar pro Gerät für Google-Apps zahlen
» Nach dem EU-Urteil gegen Android: Smartphone-Hersteller müssen schon bald für Google-Apps zahlen