Android wird von Google seit über 10 Jahren kostenlos angeboten, abgesehen von einigen zu vernachlässigenden Gebühren zur Zertifizierung – und konnte sich deshalb innerhalb eines Jahrzehnts so schnell verbreiten. Das wird auch in Zukunft so bleiben, aber dennoch wird Google die Smartphone-Hersteller noch in diesem Monat zur Kasse bitten, wenn sie weiterhin die Google-Apps Vorinstallieren möchten. Das ist die direkte Folge aus dem EU-Urteil gegen Android.
Natürlich bietet Google das Betriebssystem Android nicht aus reiner Nächstenliebe kostenlos an, denn die Entwicklung kostet ein Vermögen und beschäftigt Hunderte Mitarbeiter im Unternehmen. So wie viele andere Google-Produkte auch, wird es subventioniert und finanziert sich über die Einnahmen aus der Google-App sowie einigen anderen Apps, die erst durch Android eine solch starke Verbreitung erfahren konnten. Doch das funktioniert nun nicht mehr – zumindest in der EU.
Google hat gerade erst Berufung gegen das EU-Urteil eingelegt, das dem Unternehmen nicht nur eine Strafzahlung von 4,3 Milliarden Euro eingebracht hat, sondern auch das gesamte Geschäftsmodell von Android gefährdet. Google hatte bereits kurz nach dem Urteil damit gedroht, dass es unter diesen Bedingungen nicht weitergehen kann und alternative Methoden zur Finanzierung gefunden werden müssen. Glücklicherweise hat man sich dafür entschieden, Android weiterhin kostenlos zu halten.
Stattdessen bittet man die Smartphone-Hersteller nun für die Google-Apps zur Kasse, zumindest für alle Geräte, die in den europäischen Raum geliefert werden sollen. Außerdem werden zusätzliche Lizenzen angeboten, mit denen die Hersteller entscheiden können, welche Google-Apps sie Vorinstallieren möchten. Dabei gibt es einmal das Grundpaket mit der Websuche und dem Chrome-Browser sowie alle weiteren Apps. Details zu den einzelnen Paketen und Preisen gibt es derzeit noch nicht.
Außerdem sollen Hersteller nun auch die Möglichkeit haben, alternative Android-Versionen zu verwenden und auf diesen die Google-Apps vorzuinstallieren. Praktisch könnte dann beispielsweise auch Amazon etwas Geld abdrücken und die Google-Apps auf den Fire Tablets Vorinstallieren. Das gilt aber wohlgemerkt nur für Europa.
Die neuen Regeln sollen ab dem 29. Oktober in Kraft treten – also schon Anfang der übernächsten Woche. Bis dahin haben die Smartphone-Hersteller Zeit, sich zu überlegen, welche Apps bzw. welche Pakete sie Vorinstallieren möchten. Ab diesem Datum werden dann auch die Lizenzgebühren fällig, mit denen die Entwicklung von Android zukünftig finanziert werden soll – zumindest für den europäischen Raum. Sollte das Urteil zurückgenommen werden bzw. Googles Einspruch Wirkung zeigen, könnten die Gebühren wieder abgeschafft werden – das stellt man zumindest jetzt noch in Aussicht.
Es ist nicht bekannt, wie hoch die Lizenzgebühren sein werden und es macht nun auch wenig Sinn, darüber zu spekulieren. Aber selbst wenn sie pro Gerät nur im Cent-Bereich liegen, darf man wohl davon ausgehen, dass die Hersteller diese Kosten direkt an den Kunden weitergeben. Möchten sie das nicht, kann es vielleicht auch dazu führen, dass einige Geräte gar nicht mehr in Europa erhältlich sind – da der Aufwand zu hoch ist.
Am Ende ist wieder einmal der Endnutzer der Dumme – wie so oft bei solchen großen Urteilen der EU-Kommission. Für Google dürfte sich das sogar lohnen, denn die Hersteller werden zu großen Teilen wohl auch weiterhin die Apps Vorinstallieren – und kann sie dafür sogar noch zur Kasse bitten.
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Siehe auch
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