Mit unzähligen modernen Technologien ist es dem Menschen gelungen, viele Dinge zu kontrollieren, ins Weltall zu fliegen und einiges mehr – aber es gibt auch Bereiche, die wir nicht kontrollieren können. Naturgewalten zeigen uns immer wieder, dass wir nur Gäste und keine Herrscher über den Planeten sind. Google möchte nun mithilfe der Künstlichen Intelligenz Erdbeben besser verstehen und vor allem die Folgebeben prognostizieren.
Googles Künstliche Intelligenz kommt nicht nur bei den zahlreichen Google-Produkten zum Einsatz, sondern wird in Form der TensorFlow-Plattform auch in vielen anderen Bereichen verwendet: Erst kürzlich wurde bekannt, dass die KI die Überlebenschancen von Krankenhauspatienten berechnet, aber sie kann auch Pflanzen retten, Waldbrände prognostizieren und mithilfe von Smartphones sogar den Regenwald schützen.
In Deutschland sind wir normalerweise von größeren Erdbeben verschont und sie spielen kaum eine Rolle, aber in einigen anderen Regionen der Welt sieht das ganz anders aus. Erdbeben kommen fast immer überraschend, denn sie lassen sich selbst mit modernen Technologien noch nicht prognostizieren – zumindest nicht weit genug im Voraus, um die Menschen zu warnen. Meist folgen dem großen Beben viele kleine Nachbeben, die auch an anderen Stellen auftreten und weitere Schäden anrichten und für Verletzte oder gar Tote sorgen können.
Google setzt nun die eigene Künstliche Intelligenz darauf an und möchte Ort & Zeit von Nachbeben prognostizieren, um zukünftig vor diesen warnen zu können. Dazu hat man eine Datenbank von 118 großen Erdbeben der letzten Jahre rund um die Welt durchforstet sowie die exakten Positionen und Zeitpunkte der Nachbeben in die KI eingespeist. Diese soll sich so auf die Suche nach Mustern machen, um Prognosen abgeben zu können.
Tatsächlich soll dabei schon ein besseres Modell herausgekommen sein, als bisher von den Wissenschaftlern verwendet wurde. Dennoch ist es noch immer sehr ungenau und ist nicht in dazu in der Lage, exakte Positionen und Zeitpunkte vorherzusagen. Aber man sieht es als erste Motivation an.
Vermutlich wird es auch Googles KI nicht gelingen, Nachbeben oder gar Hauptbeben zu prognostizieren, denn ich sehe gleich mehrere Probleme: Die KI arbeitet normalerweise mit vielen Hunderttausend oder gar Millionen von Datensätzen, aber „nur“ 118 Beben ist doch sehr wenig, um daraus exakte Muster abzulesen und Erkenntnisse zu gewinnen, die die Erdbebenforscher nicht schon selbst in den vergangenen Jahrzehnten entdeckt haben.
Das nächste Problem ist meiner Meinung nach, dass die Beben keinem berechenbaren Muster folgen. Erdbeben werden bekanntlich durch Plattenverschiebungen ausgelöst, die in jeder Region anders ausfallen – ein Muster kann es also kaum geben. Vielleicht wäre es sinnvoller, die Plattentektonik zu prognostizieren und anhand dessen Erdbeben vorherzusagen. Aber offen gesagt habe ich von diesem Thema nur wenig Ahnung und vertraue darauf, dass Googles Ingenieure schon wissen, was sie tun 😉
Sie entstehen durch Masseverschiebungen, zumeist als tektonische Beben infolge von Verschiebungen der tektonischen Platten an Bruchfugen der Lithosphäre, in weniger bedeutendem Maße auch durch vulkanische Aktivität, Einsturz oder Absenkung unterirdischer Hohlräume, große Erdrutsche und Bergstürze sowie durch Sprengungen.
Vielleicht lassen sich eines Tages tatsächlich auch Hauptbeben prognostizieren – und zwar Stunden oder Tage statt nur Minuten vor dem Eintreffen.
Siehe auch
» PlantMD: Googles Künstliche Intelligenz erkennt erkrankte Pflanzen und ermöglicht schnelle Behandlung
» Smart Wildfire Sensor: Googles Künstliche Intelligenz soll Waldbrände prognostizieren und verhindern
» Künstliche Intelligenz & Smartphones: Ist es möglich, den Regenwald zu retten, indem man ihm zuhört?
» Googles Künstliche Intelligenz berechnet die Überlebenschancen von Krankenhaus-Patienten (Video)