Derzeit steht Google wegen der Standorterfassung der Android-Nutzer, die auch dann durchgeführt wird, wenn der Nutzer diese vermeintlich deaktiviert hat, negativ in den Schlagzeilen. Befeuert wurde das Thema von einer Studie, die praktisch eine dauerhafte Standortabfrage unterstellt wird. Jetzt gibt es die Daten dieser Studie noch einmal in aufbereiteter Form inklusive eines Vergleichs der aktuellen Nutzung und den auf dem iPhone erhobenen Daten. Obwohl die Datensammlung sehr umfangreich ist, lässt sich das dennoch gut erklären und zuordnen.
Google bietet unzählige Angebote an, mit denen viele Bereiche des digitalen Lebens abgedeckt werden können – und der Großteil davon ist kostenlos. Finanziert werden alle diese Angebote durch Werbung bzw. dem Sammeln von Daten, die offenbar wertvoller sind, als jedes Abo oder Zahlungsmodell. Da die Nutzer aber natürlich keine umfangreichen Formulare ausfüllen, werden alle Daten zum Kennenlernen des Nutzers auf ganz unterschiedliche Wege gesammelt.
Für die obige Infografik wurde die Einheit „Daten pro Stunde“ geschaffen. „Daten“ bezieht sich in dem Fall darauf, dass eine Verbindung zu einem Google-Server aufgebaut wurde, beachtet aber nicht, wie groß die Datenmengen sind. Unterschieden wird zwischen den im Ruhezustand versendeten Daten und den während der aktiven Nutzung versendeten Daten. Letztes bezieht auch die absichtlich vom Nutzer abgefragten Daten wie seine E-Mails, YouTube-Videos und andere Dinge mit ein – für diese Statistik wird ein „normaler Tag“ simuliert.
Auf einem Android-Smartphone fragt Google etwa 40 Daten pro Stunde ab – also ganz grob gerundet alle 90 Sekunden. Wird das Gerät aktiv genutzt, schießt der Wert auf 90 Daten pro Stunden hoch. Verglichen wird das ganze dann noch einmal damit, wie viele Daten Google von den iPhone-Nutzern abfragt. Hier sind es lediglich 0,7 Daten pro Stunde im Ruhezustand und 50,6 während der Nutzung. Wie man sieht, ist die Differenz bei der aktiven Nutzung exakt so hoch, wie die bei Android versendeten Hintergrunddaten. Im aktiven Bereich ist die Menge also, wenn man die Hintergrunddaten herausrechnet, gleich.
Als Vergleich werden noch die Abfragen von Apple herangezogen. Der iPhone-Konzern fragt im Ruhezustand 4,2 Daten pro Stunde ab – in dem Fall mehr als Google – und bei der aktiven Nutzung 17,9 Daten. Da Google-Nutzer viele Daten aus der Cloud beziehen und Apple eher für Synchronisierung statt für Cloud-Dienste steht, sind diese Daten nicht überraschend.
Interessant ist, dass sich die Kategorie der Daten bei den beiden Unternehmen stark unterscheidet. Bei Google beziehen sich gut 35 Prozent aller Anfragen auf den Standort des Nutzers – womit wir ziemlich genau wieder auf die 340 Standort-Abfragen pro Tag kommen. Bei Apple hingegen steht vor allem die Werbung im Vordergrund, die häufig abgefragt bzw. angefragt wird und natürlich ohne Kommunikation mit den Servern nicht ausgeliefert werden könnte.
Auch wenn Googles Werte extrem hoch sind, ist es dennoch nicht überraschend: Viele Daten liegen in der Cloud und werden bei der aktiven Nutzung ständig abgefragt. Die Datenmengen im Ruhezustand lassen sich dadurch erklären, dass viele zentrale Dinge über die Google-Server laufen: Einmal die bereits bekannte Standortabfrage, die Push Notifications vieler Apps, die Kommunikation mit den Play Services und vieles mehr laufen über diese Server und werden auch anderen Apps zur Verfügung gestellt.
Die vielen Sync-Dienste im Hintergrund werden ebenfalls häufig dann aktiv, wenn das Smartphone nicht genutzt wird. Beispielsweise zählt auch das WhatsApp-Backup auf dem Google Drive mit herein, ist aber nur ein geringer Teil der großen Datenberge. Und Schlussendlich haben viele Nutzer auch der Erfassung von Nutzungsstatistiken zugestimmt, die ebenfalls zur Qualitätsssicherung und -Verbesserung an die Google-Server gesendet werden. Die meisten aber wohl, ohne es zu wissen.
Siehe auch
» Google & Mastercard: Offline-Einkäufe werden getrackt und mit Werbekampagnen verbunden (USA)
[Statista]