Google wird aller Voraussicht nach in wenigen Wochen neue Pixel Smartwatches vorstellen und damit erstmals in den Markt einsteigen, den man bisher nur anderen Unternehmen überlassen oder höchstens gemeinsam mit Partnern bearbeitet hat. Die Aktivitäten rund um das Betriebssystem Wear OS in diesem Jahr zeigen, dass man Android auf den Smartwatches endlich zum Erfolg führen möchte.
Anders als bei Smartphones oder Tablets gibt es bei den Smartwatches keine klar dominierenden Plattformen, sondern sehr viele Marktteilnehmer – darunter natürlich auch Apple und Google. Da Smartwatches meist der verlängerte Arm eines Smartphones sind, sollte man meinen, dass die beiden dominierenden Betriebssysteme auch hier die größte Rolle spielen – aber das ist nicht unbedingt der Fall. Denn einige Hersteller setzen auf eigene Lösungen.
Google hat Android Wear lange Zeit brach liegen lassen und kaum in das Betriebssystem investiert, was sich später auch an der Entwicklung der Marktanteile gezeigt hat. Doch in diesem Jahr ist merklich mehr Energie in Wear OS, was wohl auch damit zusammenhängt, dass Google nun selbst eine oder mehrere Smartwatches auf den Markt bringen wird. Diese werden vermutlich unter dem Pixel-Label vermarktet, aber nicht unbedingt in Verbindung mit den Pixel-Smartphones stehen müssen.
In diesem Artikel gibt es nun einen schnellen Überblick über die Wear OS-Entwicklungen der vergangenen Monate, von denen dann natürlich auch Googles hauseigene Smartwatches profitieren werden.
März 2018: Android Wear wird in Wear OS umbenannt
Der Startschuss für die großen Veränderungen: Android Wear wurde in Wear OS umbenannt und soll damit auch markentechnisch auf eigenen Füßen stehen und nicht vom großen Bruder Android abhängig sein. Über die wahren Hintergründe der Umbenennung darf aber noch immer spekuliert werden.
März 2018: Google veröffentlicht Android P Developer Preview für Wear OS
Ein Zeichen für das neue Entwicklungs-Tempo gab es gleich nach der Umbenennung: Kurz nach dem Release der ersten Developer Preview von Android P wurde diese auch für Wear OS veröffentlicht und konnte auf sehr wenigen kompatiblen Geräten genutzt werden.
Mai 2018: Verbesserter Google Assistant
Der Google Assistant steht im Zentrum vieler Entwicklungen und darf natürlich auch auf der Smartwatch nicht fehlen. Auch auf den Google Smartwatches wird er vermutlich eine zentrale Rolle bekommen, wird aber auch über das gesamte Betriebssystem verbreitet und auch weiterhin auf den Geräten anderer Hersteller zur Verfügung stehen.
Mai 2018: Telefon-App wird in den Play Store ausgelagert
Die Telefon-App ist nicht mehr Teil des Betriebssystems, sondern wird über den Play Store aktualisiert. Das lässt darauf schließen, dass hier in Zukunft größere Änderungen anstehen und die Sprachkommunikation per Smartwatch weiter ausgebaut werden soll.
Juli 2018: Schnellere Google Pay-Nutzung
Das Bezahlen per Smartwatch ist noch deutlich weniger verbreitet als das Bezahlen per Smartphone, macht es aber natürlich noch bequemer. Gut also, dass Google nun am Prozess gearbeitet hat und die Bezahlung deutlich schneller bereit ist als zuvor. Eventuell eines der großen Killer-Features für eine Smartwatch, die für viele Nutzer noch immer hauptsächlich nur Benachrichtigungen anzeigen.
August 2018: Apps müssen in Zukunft einen Review-Prozess durchlaufen
Google möchte die Qualität der Wear OS-Apps verbessern und erfordert dafür ab dem kommenden Jahr das Durchlaufen eines Review-Prozesses. Dieser soll „lightweight“ sein und vor allem die simplen kleinen Fehler aufdecken, die sich leicht beheben lassen, aber Apps im Alltag teils unbrauchbar machen. Als Beispiel nennt Google die Optimierung auf runde UND eckige Displays.
August 2018: Google Coach: Wear OS wird zum Personal Trainer
Der größte Konkurrent von Smartwatches sind ohne die Frage die viele Fitness-Tracker, Fitness-Armbänder und weitere Geräte. Mit der neuen Google Coach, die entweder die Nachfolge von Google Fit antritt oder diese erweitert, soll der Funktionsumfang von Wear OS in diesem Bereich stark verbessert werden. Details dazu sind noch sehr sporadisch, aber statt nur Aktivitäten auszuwerten, soll die App den Nutzer auch zu Trainings anspornen, Live-Hinweise geben, die Ernährung optimieren und einiges mehr. Würde natürlich zu einer Sport-Version der Pixel Watch passen.
All das sind nur kleine Schritte, die aber schon längst notwendig gewesen wären, um Wear OS bzw. damals Android Wear mehr Chancen auf dem Markt zu geben. Vielleicht wird all das – und Googles Einstieg als Motor für den Markt – dazu beitragen, dass sich auch die anderen Hersteller wieder etwas mehr ins Zeug legen und attraktive Smartwatches auf den Markt bringen.
Gerade erst hat Samsung die neue Galaxy Watch vorgestellt, die vermutlich wieder in Massen beim Kauf von Smartphones verschenkt wird und somit einige Marktanteile erobern kann. Allerdings hat Samsung auch dieses mal, entgegen aller Spekulationen nicht auf Android gesetzt, sondern statt die eigenen Smartwatches weiterhin mit Tizen aus. Das dürfte sich wohl auch in Zukunft nicht mehr ändern.
UPDATE 01.09.2018
» Google sagt Einstieg in den Smartwatch-Markt ab: In diesem Jahr wird es keine Pixel Watch geben
Siehe auch
» AsteroidOS 1.0: Alternatives Linux-basiertes Betriebssystem für Wear OS-Smartwatches (Video)
» Alle Artikel rund um Wear OS