Bereits seit einigen Monaten sind die Google Streetview-Fahrzeuge wieder in Deutschland unterwegs und wurden in den vergangenen Wochen häufig in deutschen Großstädten gesehen. Da die Angst vor den Streetview-Fahrzeugen bis heute besteht, sind sie immer wieder auch Ablehnung und gar Gewalt ausgesetzt – auch in Deutschland. Ein Fahrer hat nun einen Einblick in seinen Arbeitsalltag gegeben und auch über solche Probleme berichtet.
Googles Streetview hat schon vor knapp 10 Jahren in Deutschland für große Diskussionen gesorgt, die dazu beigetragen haben, dass Google das Kartenmaterial in Deutschland seit Jahren nicht mehr aktualisiert hat – und das auch für die nähere Zukunft nicht geplant hat. Die Fahrzeuge nehmen derzeit zwar Bilder auf, doch diese werden nur zu internen Zwecken verwendet und sollen nicht veröffentlicht werden. Ein Beispiel dafür ist eine zukünftige Navigation mit markanten Gebäuden aber auch der Abgleich von Metadaten wie Hausnummern, Straßenschildern und mehr.
Ein anonym bleibender Streetview-Fahrer hat nun einen sehr interessanten Einblick in seinen Arbeitsalltag gegeben: Im Fahrzeug befindet sich neben den Technologien zur Aufzeichnung unter anderem auch ein Tablet, über das der Fahrer seine Anweisungen bekommt. Natürlich bekommt er Routen vorgegeben, muss diese aber nicht exakt abfahren, sondern kann sich je nach Verkehrslage oder anderen praktischen Gründen für eigene Routen entscheiden. Wichtig ist, dass am Ende der Aufgabe alle vorher blau gefärbten Straßen nun in Grün gefärbt und somit erfolgreich digitalisiert worden sind.
Das sieht aus wie eine Navigationsseite. Du bekommst ein Telefon, über das du einen Hotspot hast und auf dem Rücksitz hast du einen riesigen Kasten. Da wird eine Festplatte reingepackt.
Besonders interessant ist es, wie die Daten ihren Weg in das Google-Hauptquartier finden. Sie werden nicht etwa über die Cloud hochgeladen oder Live an Google-Server gesendet, sondern werden tatsächlich ganz klassisch per Post versendet. Sobald die Festplatte voll ist, nimmt der Fahrer sie heraus, sendet sie an Google und bekommt im Gegenzug eine leere Festplatte zurück. Bei solchen Datenmassen verständlich, aber dennoch recht überraschend.
Wenn die Festplatte voll ist, muss ich sie mit Hilfe eines Versandhandels sofort in die USA schicken und bekomme im Austausch eine leere Festplatte zurück.
Der Job wird vom Fahrer als sehr interessant beschrieben und scheint sehr attraktiv zu sein – zumindest für kurze Zeit
Ich fühle mich wie eine Entdeckerin bei der Vermessung der Welt. Wie Humboldt, zum Beispiel. Wenn du weißt, wofür es gemacht wird, dann macht es schon alles Sinn. Denn im Endeffekt nutzt doch sowieso ungefähr jeder Google.
Aber der Job hat auch gefährliche Seiten, denn aufgrund der Diskussionen rund um Streetview, sind die Fahrzeuge und die Fahrer einiger Gewalt ausgesetzt. 20 Prozent der Menschen, so schätzt der Fahrer, zeigen den Mittelfinger oder andere Grimassen. Aber das ist natürlich lange nicht alles, denn es gibt auch echte Gewalt: Einige Menschen schlagen gegen die Fahrzeuge, gegen die Kamera oder schneiden gar die Kabel des Kamera-Aufbaus durch. Die Aufbauten haben übrigens den Wert eines Einfamilienhauses und sollen somit natürlich besonders vom Fahrer geschützt werden.
Tatsächlich gibt es auch eine einfache Richtlinie für das Verhalten bei einem Angriff: Gas geben.
Die meinten, dass man für das Unternehmen nicht die eigene Gesundheit aufs Spiel setzen muss.
Ein weiteres interessantes Detail ist die Bezahlung und die Arbeitsweise: In wenigen Wochen kann man einige Tausend Euro verdienen – näher geht der interviewte Fahrer leider nicht drauf ein. Außerdem kann man bei Regen zu Hause bleiben und bekommt auch diese Zeit bezahlt, wenn die Zentrale nachvollziehen kann, dass es tatsächlich geregnet hat. Hotelzimmer werden bei weiteren Fahrten natürlich ebenfalls vom Unternehmen bezahlt und auch sehr schnell und unkompliziert gebucht.
Das vollständige Interview mit weiteren Details findet ihr in der Quelle bei Der Westen.
Siehe auch
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