Der Markt der Smart Speaker weist weiterhin ein sehr starkes Wachstum auf und lässt vor allem bei den zwei dominierenden Unternehmen Google und Apple die Kassen klingeln. Allerdings zeigen neueste Informationen nun, dass eigentlich beide nicht wirklich mit ihren Lautsprechern zufrieden sein können, da die Nutzer sie nicht so verwenden, wie es die Unternehmen eigentlich ursprünglich vorgesehen haben.
Der Smart Speaker-Markt wurde gewissermaßen von Amazon geschaffen, weshalb das Unternehmen auch in der Vergangenheit mit Marktanteilen jenseits der 90 Prozent glänzen konnte. Doch mittlerweile hat Google die Marktführerschaft übernommen, woraufhin Amazon mit starken Rabatten gekontert hat. Beide Unternehmen haben den Markt in der westlichen Welt unter sich aufgeteilt, können aber kaum davon profitieren.
Je nach Modell dürften die Margen bei den Google Home-Lautsprechern oder den zahlreichen Echo Smart Speakern im niedrigen einstelligen Prozentbereich liegen. Sie werden relativ günstig verkauft und setzen vermutlich auf das bekannte Drucker- und Konsolen-Konzept: Die Hardware zum Selbstkostenpreis an den Mann und die Frau bringen und hinterher mit dem Folgegeschäft Reibach machen. Bei Konsolen funktioniert das ohne Frage und auch Druckertinte ist bekanntlich wertvoller als Gold.
Doch bei den Smart Speakern scheint das Geschäftsmodell derzeit nicht aufzugehen – das lassen zumindest aktuelle Informationen vermuten. Die Nutzer verwenden ihre Smart Speaker zwar für viele Dinge und dürften vor allem davon begeistert sein, dass sie mit ihrer Stimme aus dem Wohnzimmer das Licht im Schlafzimmer einschalten können, aber das war es dann meist auch schon wieder. Natürlich gibt es Power-User, die die Geräte als Herzstück des Smart Homes verwenden, aber sie dürften eher in der Unterzahl sein.
Ich lehne mich mal aus dem Fenster und behaupte, dass gut die Hälfte aller Smart Speaker aus Neugier gekauft wurden, als Geschenk ihren Weg in den Haushalt gefunden haben oder gar eine Draufgabe bei teuren Anschaffungen gewesen sind.
Googles Geschäftsmodell
Obwohl Google auf zahlreichen Hochzeiten tanzt, wird der Löwenanteil des Umsatzes und Gewinns nach wie vor über Werbung generiert, die in der Websuche, bei YouTube sowie auf den vielen Partner-Webseiten angezeigt wird. Natürlich ist sie noch an anderen Stellen zu sehen, aber diese Produkte generieren den größten Umsatzanteil. Alle weiteren Google-Produkte haben vor allem das Ziel, diese Präsenz auszubauen und im besten Falle die Websuche noch näher an den Nutzer zu bringen. Das gilt für Android, für den Chrome-Browser und natürlich auch für den Google Assistant.
Doch jetzt hat Google verraten, dass die Nutzer ihre Smart Speaker 40 mal mehr (!) für Aktionen nutzen als für die Websuche. Die Websuche spielt also im Großen und Ganzen auf den Smart Speakern keine Rolle – und das, obwohl der Assistent eigentlich aus der Websuche hervorgegangen ist und dafür sorgen sollte, dass die Nutzer durch natürlichere Konversationen NOCH MEHR Suchanfragen absetzen – doch möglicherweise ist genau das Gegenteil der Fall.
Auch Google dürfte dieses Problem erkannt haben und arbeitet mit Hochdruck an den Smart Displays, die dem Assistenten ein Display bieten, auf dem er Informationen visuell darstellen kann. Auch Google selbst wird ein solches Smart Display auf den Markt bringen und hat von diesem enorm hohe Stückzahlen geordert. Der Assistant – und damit auch die Websuche – muss also um jeden Preis in die Wohnzimmer der Nutzer gebracht werden. Ob es etwas bringt, bleibt abzuwarten. Zufrieden sein kann man damit aber natürlich nicht.
Auf der anderen Seite rücken damit Dinge wie die Steuerung des Smart Homes in den Fokus, womit dann wenig überraschend auch die Smart Home-Schwester Nest wieder zu Google gebracht wurde. Allerdings muss Google noch herausfinden, wie man damit Geld verdienen kann – abseits vom Hardware-Verkauf. Natürlich könnte man auch rein von der Hardware leben, aber das passt dann nicht so ganz zum Geschäftsmodell des Unternehmens.
Die Monetarisierung des Assistenten dürfte in Zukunft im Fokus stehen und natürlich lässt sich das auf einem Smart Display sehr viel besser bewerkstelligen als auf einem Smart Speaker – denn hier können wieder die klassischen Anzeigen zum Einsatz kommen. Auf der anderen Seite wurde auch schon mit Werbespots auf Smart Speakern oder bezahlten Assistant-Antworten experimentiert. Anders wird es wohl nicht gehen.
Amazons Geschäftsmodell
Aber nicht nur bei Google läuft es unrund, sondern auch Amazon dürfte sich das Geschäft etwas anders vorgestellt haben. Der Markt der Smart Speaker wurde von Jeff Bezos eigentlich dafür geschaffen, dass die Kunden darüber direkt per Sprache Produkte bei Amazon bestellen können. Die meiste Amazon-Hardware, die derzeit stark reduziert ist, setzt auf dieses Prinzip. Doch laut aktuellen Statistiken nutzen nur zwei Prozent ihren Smart Speaker zum Onlineshopping.
Beide Unternehmen dürften sich damit arrangiert haben und darauf hoffen, dass die Nutzer ihre Gewohnheiten im Laufe der Zeit ändern, oder dass sich alternative Geschäftsmodelle auftun. Vor diesem Problem stehen allerdings alle Sprachassistenten, die vollkommen kostenlos zur Verfügung stehen und auf direktem Wege kein Geld verdienen. Das ist bei Apple, Microsoft oder auch Samsung nicht anders.
P.S. Und das Unternehmen, das vorrangig mit der Hardware Geld verdienen möchte, kämpft schon jetzt in der Einstiegsphase mit dem Problem, die vergleichsweise sehr teuren Smart Speaker an den Mann und die Frau zu bringen: Laut vielen Marktforschern liegt Apples HomePod weit hinter der Konkurrenz zurück.
Siehe auch
» Smart Speaker: 450 Prozent Wachstum – Google Home übernimmt die Marktführung von Amazon
» Google Assistant: So verwenden die Nutzer die Sprachsteuerung des smarten Assistenten
» Studie: Nur zwei Prozent aller Smart Speaker-Besitzer nutzen die Geräte zum Onlineshoppen