Die Macht von Google Maps: Falsche Einträge sorgen für Umbenennung ganzer Nachbarschaften

maps 

Als Datenlieferant hat Google in vielen Bereichen des digitalen Lebens eine große Macht und genießt noch immer ein sehr großes Vertrauen bei den Menschen. Das führt dazu, dass über ein Google-Produkt verbreitete Falschinformationen plötzlich als Wahr hingenommen werden und damit auch einen großen Einfluss haben können. Am Beispiel von Google Maps zeigt sich, dass die Plattform ganze Nachbarschaften und Regionen einfach umbenennen kann.


Wer in der Google Websuche nach Informationen sucht, muss damit rechnen, dass sie nicht immer akkurat sind und selbst bei Googles eigenen Angeboten Patzer enthalten sein können. Doch bei Google Maps sieht das etwas anders aus, denn zumindest das Kartenmaterial genießt allerhöchstes Vertrauen und die dort eingetragenen Gegebenheiten werden ohne weitere Prüfung akzeptiert – aber das kann man vom Nutzer natürlich auch nicht verlangen.

google maps east cut error

Dass Fehler im Datenmaterial von Google Maps zu kleinen Katastrophen führen können (Hier findet ihr auch Teil 2 der Serie), hatten wir hier im Blog schon häufiger thematisiert – aber es kann auch noch ganz andere Auswirkungen haben. In den USA gab es nun schon mehrere Fälle, in denen ganze Ortsteile in den Köpfen der Menschen umbenannt wurden – weil sie in Google Maps falsch verzeichnet sind. Außerhalb von Googles Karten finden sich die Bezeichnungen in keinem offiziellen Kartenmaterial.

Als Beispiel wäre der Stadtteil „Silver Lake“ in Detroit zu nennen, den es tatsächlich gar nicht gibt. Aber auch „East Cut“ existiert eigentlich nicht, wird in Google Maps aber als Teil der Region geführt und sogar sehr genau im Kartenmaterial geführt (siehe Foto oben). Da sich viele Menschen zur Navigation auf Google Maps verlassen, haben diese falschen Einträge ihren Weg in den Alltag gefunden und heute existieren diese kleinen Regionen tatsächlich – wenn auch nicht in offiziellen Dokumenten.

Aber diese Einträge stammen nicht etwa von Google selbst, sondern wurden durch geschicktes Marketing (man kann es auch Manipulation nennen) in die Karten gebracht und sind dort bis heute zu finden.



Wie kam es zu den falschen Einträgen?

Silver Lake
Im Falle von „Silver Lake“ in Detroit stammt der Name aus einer im Jahr 2002 veröffentlichten Karte, die noch vor dem Start von Google Maps Online war. Auf irgendeinem Weg haben die Einträge dieser Karte ihren Weg in Google Maps gefunden – inklusive der ausgedachten Bezeichnungen und sogar mitsamt Tippfehler. So heißt der Bezirk „Fiskhorn“ in Google Maps etwa „Fishkorn“ und wird von Touristen und allen neuen Einwohnern auch dementsprechend plötzlich falsch ausgesprochen.

Wie diese Daten in Google Maps gelangt sind, lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren, es dürfte aber vermutlich bei der redaktionellen Aufbereitung passiert sein. Google Maps kennt nicht nur die offiziellen Bezeichnungen vieler Orte, sondern teils auch umgangssprachliche Begriffe. Diese werden zwar nicht auf der Karte angezeigt, aber in der Suchfunktion verwendet – woraufhin der Nutzer auf die korrekten Einträge weitergeleitet wird. Bei entsprechender Häufigkeit kann es dann wohl geschehen, dass diese Begriffe irgendwann auch auf der Karte auftauchen.

East Cut
Kurioser ist da schon der Fall von „East Cut“ in San Francisco. Dieser Begriff wurde von einem Immobilien-Unternehmen erfunden, um einen griffigen Namen für diese Gebiet zu haben. Damals hatte man Google darum gebeten, diesen Begriff auch in das Kartenmaterial aufzunehmen und somit zu etablieren. Daraufhin hat Google eine „Brand Experience Design Company“ beauftragt, die als öffentliche Informationsquelle herhalten und den Eintrag bewerten sollte. Bei diesem Unternehmen hat es sich aber wieder um eben diesen Immobilien-Makler gehandelt.

Die Folge ist nun, dass der Begriff „East Cut“ im Alltag gebräuchlich ist und jedem Einwohner bekannt ist. Touristen und andere Gäste sehen ihn auf Google Maps und nehmen ihn ebenfalls als gegeben hin. So einfach bekommt man also einen gewünschten Eintrag in die Google Maps – zumindest zum damaligen Zeitpunkt. Ganz ohne Manipulationen wie beim urinierenden Androiden 😉



Bei diesen beiden Fehlern handelt es sich nur um kleine Beispiele, die sich aber rund um die Welt finden. Doch da Google Maps bei vielen Menschen jegliche andere Kartenlösungen ersetzt hat, können diese Einträge nun auch nicht mehr aus der Karte entfernt werden, da sie längst im Alltag angekommen sind. Am Ende ist es also einfacher, die Orte tatsächlich umzubenennen oder diesen Alltagsgebrauch einfach anzunehmen. Bei zusätzlichen Informationen kein großes Problem, bei Umbenennungen wie bei Fishkorn hingegen schon eher.

Übrigens enthält Google Maps aber auch viele weitere Fehler, die absichtlich von Google platziert werden um sicherzustellen, dass das Datenmaterial nicht von anderen Unternehmen kopiert und verwendet wird. Diese „Traps“ sind gängige Praxis und befinden sich in vielen Produkten, haben aber vor allem bei den Google Maps bei Bekanntwerden für einigen Wirbel gesorgt.

Eine weitere „falsche“ Darstellung hat Google übrigens erst vor zwei Tagen aus dem Kartenmaterial herausgenommen: Die Erde ist nun keine Scheibe mehr.

Weitere aktuelle Google Maps-Artikel
» Google Maps: Standortfreigabe zeigt jetzt ständig den Akkustand des beobachteten Nutzers
» Google Maps & LEGO: ‚Build‘ zeigt aus LEGO-Steinen gebaute Gebäude auf der Google Maps-Karte
» Google Maps ändert Darstellung der Erde: Die Erde ist nun endlich keine Scheibe mehr

Siehe auch
» Google Maps: Fehler im Kartenmaterial führen zu kleinen Katastrophen & Problemen (Drei Beispiele)
» Google Maps: Fehler im Kartenmaterial führen zu kleinen Katastrophen & Problemen (Teil 2)

[BoingBoing]




Teile diesen Artikel:

Facebook twitter Pocket Pocket

comment 1 Kommentare zum Thema "Die Macht von Google Maps: Falsche Einträge sorgen für Umbenennung ganzer Nachbarschaften"

  • An sich aber nichts Ungewöhnliches, Neues oder Schlechtes?

    Jemand macht einen Film/Song/Buch über den Stadtteil „Bad Mückenteich an der Schnurpel“ und nennt ihn dort „Die Hölle“. Das kommt gut an, und der Name etabliert sich. Große Städte haben einen „Kiez“, der auf keiner Karte zu finden ist, wo man aber straßengenau sagen kann, wo der liegt.

    Es gibt jetzt halt ein neues, zusätzliches „Multiplikator-Medium“, welches Lokalkolorit abbildet.

Kommentare sind geschlossen.