Apple Pay vs. Google Pay: Apples Angebot wird freudig erwartet & Google Pay wird es weiter schwer haben
Ende Juni wurde Google Pay offiziell in Deutschland gestartet und hat damit ein Wettrennen um den deutschen Markt eröffnet, dessen Ausgang völlig offen ist. Der Start hat nun auch Apple dazu genötigt, sich in die Karten blicken zu lassen und den deutschen Marktstart anzukündigen. Und tatsächlich sieht so aus, als wenn Google es hierzulande sehr schwer haben könnte, größere Marktanteile zu erreichen und zu halten.
Wer zuerst am Markt ist, hat häufig den Frühstarter-Vorteil und kann ihn eine Zeitlang nahezu im Alleingang beherrschen – das gilt zumindest bei den großen Unternehmen. Die Kleinen Marktbereiter werden häufig gefressen und bleiben auf der Strecke, doch im Fall der kontaktlosen Bezahlung könnte auch Google einen sehr langen Atem und viele Jahre Geduld brauchen.
Mit dem Start von Google Pay vor der Sommerpause ist das Thema mobiles Bezahlen mit dem Smartphone wieder für einige Wochen aus den Medien verschwunden – doch vor wenigen Tagen kam es wieder in die Schlagzeilen: Die Sparkasse hat ihre eigene Lösung „Mobiles Bezahlen“ gestartet, zugunsten derer man auf Google Pay verzichtet – allerdings mit einem holprigen Start und längst nicht mit allen der mehrere Hundert Sparkassen-Verbänden.
Die größere Nachricht war aber der angekündigte Deutschland-Start von Apple Pay, der deutlich mehr Bewegung in den Markt bringen wird, als es Google möglich gewesen ist. Denn während sich die Banken bei Googles Lösung sträuben, sind sie Apples System gegenüber sehr aufgeschlossen – obwohl hier Gebühren fällig werden, die es bei Googles Angebot nicht gibt. Der Grund dafür ist recht einfach: Die Banken haben keine andere Wahl, wenn sie die zahlungskräftigeren iPhone-Nutzer nicht ignorieren wollen.
Obwohl das Angebot von Apple also deutlich schlechter ausfällt (weniger Kunden, Vorschriften des Herstellers, Gebühren), rennen die künftigen Partner dem Unternehmen die Tür ein um vom Start weg mit dabei zu sein – und darunter befinden sich auch die großen Namen. Etwas, das Google nicht gelungen ist.
Google trifft in Deutschland auf das Problem, dass die Banken das Angebot nicht als Chance, sondern eher als Konkurrenz wahrnehmen. Während sie viele Jahre lang keine eigene Lösung auf die Beine gestellt haben und nicht gerade als Kundenfreundlich gelten, schießen nun plötzlich eigene Lösungen aus dem Boden bzw. es gibt keine sehr gut wahrnehmbare Planlosigkeit. Geradezu scheint es, als wenn viele Institute vom mobilen Bezahlen völlig überrumpelt sind und nie darüber nachgedacht haben. Gilt natürlich nicht für Alle.
Eigene Lösungen sind natürlich nicht unbedingt schlecht, aber aufgrund der fehlenden Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Instituten kocht nun jeder wieder sein eigenes Süppchen und es gibt keinerlei Kompatibilität untereinander. Dazu kommt, dass es MeToo-Lösungen sind, die weder die Motivation haben etwas besser zu machen noch dem Kunden Vorteile zu bieten. Grundsätzlich geht es nur darum, sich nicht vom bösen amerikanischen Unternehmen überrennen zu lassen. Doch das ist genau der falsche Ansatz.
Mittelfristig wird es wohl auf viele Einzellösungen hinauslaufen, die eigentlich niemand möchte. Während die iPhone-Nutzer also Apple Pay bei vielen Banken nutzen können, müssen sie unter Android froh sein, überhaupt eine Lösung zu bekommen und sich auf den Willen ihrer Bank verlassen, diese Apps dann auch weiterzuentwickeln, die Sicherheit zu gewährleisten und gegebenenfalls neue Features hinzuzufügen. Die zentrale Lösung Google Pay wäre der bessere Weg.
Welche Daten werden gesammelt?
Wir haben in diesem Artikel schon einmal sehr genau beschrieben, welche Daten an welcher Stelle erhoben werden und damit gezeigt, dass sowohl die Banken als auch die Geschäfte ihr Kunden durch Google Pay besser kennenlernen als ohne. Dass sehr viele große Ketten und nahezu alle bekannten Marken als Partner mit an Bord sind zeigt, dass die Händler dieses Geschäftsmodell schon eher erkannt haben – aber ohne die Unterstützung der Geldhäuser wird das schwierig.
Google steht nun also vor dem Problem, deutlich weniger Bankpartner im Angebot zu haben als die Konkurrenz von Apple Pay. Grundlegend geht es dabei aber nur um ein kostenloses Angebot, dass die Menschen wohl eher dazu veranlasst die Bank zu wechseln, als sich ein iPhone zu kaufen. Aber das ist eben eine etwas längere Entwicklung, die nicht über Nacht kommt. Apple Pay hingegen kommt sprichwörtlich über Nacht.
Wir haben vor einigen Wochen schon einmal darüber berichtet, wie Google mit Pay Geld verdienen könnte und die meisten Möglichkeiten sind dabei nicht unbedingt auf die Kartenzahlung angewiesen, sondern diese ist eher ein Zusatzprodukt. Man wird es also nicht eilig haben und die Banken umgarnen, sondern wohl eher darauf warten, ob sie nicht doch eines Tages an zentralen Lösung interessiert sind, bei der die Nutzer bereits auf das Angebot warten.
Derzeit ist Google übrigens dabei, genauestens zu evaluieren wo die Nutzer einkaufen und womit sie zahlen, um gegebenenfalls auch andere Lösungen zu finden oder Statistiken für sich sprechen zu lassen. In den USA sind mittlerweile gut 1.500 Banken mit dabei und es werden immer mehr, während wir sie in Deutschland noch fast an einer Hand abzählen können. Dabei darf man aber auch nicht vergessen, dass das Angebot dort schon seit vier Jahren auf dem Markt ist und eine noch sehr viel längere Geschichte hat.
Aber dass es in Deutschland manchmal alles etwas komplizierter ist, musste Google in den vergangenen Jahren schon häufiger feststellen: Stichworte GEMA & YouTube oder auch das Reizthema Streetview.
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