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Verhärtete Fronten: Google wollte das Milliarden-Urteil gegen Android abwenden – kam aber zu spät

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Die Milliarden-Strafe gegen Google in der vergangenen Woche kam zwar nicht ganz unerwartet, hat in ihrer Höhe und den geforderten Konsequenzen aber doch überrascht. Doch wie Bloomberg nun berichtet, hätte es gar nicht soweit kommen müssen, denn zu einem früheren Zeitpunkt wären durchaus noch Verhandlungen der beiden streitenden Parteien möglich gewesen. Aber offenbar sind die Fronten mehr als verhärtet.


Die EU-Kommission wird Google wieder einmal um viel Geld erleichtern: Erst im vergangenen Jahr gab es das 2,4 Milliarden Urteil, dann in der vergangenen Woche das 4,3 Milliarden Euro-Urteil und auch damit wird es noch nicht abgeschlossen sein. Es läuft noch mindestens ein weiteres Verfahren gegen Google – nämlich gegen das florierende Werbegeschäft. Und da hier tatsächlich viel Geld verdient wird, wird auch diese (mögliche) zukünftige Strafe nicht gering ausfallen.

Laut einem Bericht von Bloomberg, sollen Googles Anwälte darum bemüht gewesen sein, eine Einigung zu erzielen und haben bereits von sich aus einige Zugeständnisse angeboten, um die App-Bündelung von Android zu lockern. Doch dieses Angebot bzw. die direkte Kontaktaufnahme soll erst im Sommer vergangenen Jahres erfolgt sein – nach dem ersten Urteil, das das Unternehmen ordentlich geschockt und durchgeschüttelt haben dürfte. Für das Verständnis der EU war das deutlich zu spät.

Erste Berichte über ein mögliches Verfahren gegen Android gab es bereits im Jahr 2014 und im Frühjahr 2016 wurden die Untersuchungen eingeleitet. Zu diesem Zeitpunkt hätte man sich eine Kontaktaufnahme mit Zugeständnissen von Google gewünscht, aber das ist eben nicht erfolgt, sondern erst dann, als durch das erste Urteil bereits Feuer am Dach war. Diese Sturheit aufseiten von Google hat möglicherweise auch dazu geführt, dass die Strafe nun so hoch und folgenreich ausgefallen ist.

Aber auch aufseiten der EU-Kommission soll man nicht wirklich kooperativ gewesen sein, so berichtet es zumindest Bloomberg und beruft sich dabei auf Quellen, die mit dem Vorgang vertraut waren.



Googles Anwälte sollen ab dem vergangenen Jahr kräftig interveniert und einige Angebote vorgelegt haben, wurden aber nicht erhört. Es soll nie eine offizielle Antwort der EU-Kommission gegeben haben, sodass sich Google nicht einmal sichern sein konnte, dass die Vorschläge überhaupt geprüft worden sind. Das Verfahren soll zu diesem Zeitpunkt aber wohl schon zu weit fortgeschritten gewesen sein, womit diese Zugeständnisse nicht mehr berücksichtigt werden konnte. Außerdem sollen sie auch nicht weit genug gegangen sein.

Natürlich ist es verständlich, dass die EU-Kommission nach langer Ignoranz durch Google ebenfalls auf Durchzug schaltet, aber auf einer solchen Ebene sollte es keine Kindereien geben. Das Ausbleiben einer offiziellen Antwort auf Googles Kontaktvorschläge könnte in der Berufung möglicherweise noch eine Rolle spielen. Dessen Ausgang ist völlig offen, dürfte an der grundlegenden Richtung aber nicht viel ändern, sondern diese höchstens mildern.

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[Futurezone]


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