Smartphone-Pionier in Nöten: Verkaufszahlen und Umsatz von HTC brechen dramatisch ein
Die Topliste der Smartphone-Hersteller hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert und sorgt dafür, dass es neben den beiden Marktführern Samsung und Apple auch viele anderen Unternehmen mit hohen Anteilen gibt. Gleichzeitig sind aber auch die Anteile von früheren Pionieren in den Keller gesunken – als bestes Beispiel gilt derzeit HTC. Beim Unternehmen brennt nicht mehr nur das Dach, sondern praktisch das ganze Haus.
Der Smartphone-Markt wird noch immer von Samsung und Apple angeführt, aber mit nicht all zu großem Abstand folgen dann schon Huawei, Xiaomi und auch OPPO mit seinen diversen Marken. Die „klasischen Hersteller“ (wenn man nach etwas mehr als 10 Jahren Smartphone-Boom schon davon reden kann) wie Motorola, Sony oder auch LG und HTC hingegen sind nur noch unter Ferner liefen zu finden und haben weder einen nennenswerten Anteil noch dürften sie Geld mit dem Verkauf verdienen.
HTC war noch vor einigen Jahren einer der größten Smartphone-Hersteller und galt als Pionier, der maßgeblich zur Verbreitung von Android beigetragen hat. Doch das Management trat von einem Fettnäpfchen ins andere und hat soviele Fehler begangen, dass die Marktanteile in den Keller gerutscht sind. Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass nun ein Viertel der Belegschaft auf die Straße gesetzt wird, um das wirtschaftliche Überleben zu sichern. Aber es wird nicht die letzte Maßnahme gewesen sein.
Obwohl das Unternehmen schon im vergangenen Jahr keine große Bedeutung mehr hatte, musste man nun ein Umsatzeinbruch von knapp 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr hinnehmen. Könnte möglicherweise auch daran liegen, dass der Google-Auftrag für die Pixel-Smartphones weggefallen ist, denn Google hat bekanntlich alle für die Pixel-Smartphones relevanten Abteilungen für über 1 Milliarde Dollar übernommen. Der Umsatz lag im Juni jetzt bei nur noch 62 Millionen Euro.
HTCs neue Mittel- und Einsteigerklasse-Smartphones verfügen weder über neue Spezifikationen noch ein hohes Preis-Leistungs-Verhältnis, was sich auch auf die Verkaufszahlen niederschlägt
HTC wird im Jahr 2018 wohl weniger als 2 Millionen Smartphones verkaufen, was zwar noch immer nicht gerade wenig ist, aber der einstigen Größe des Unternehmens nicht mehr gerecht wird. Zum Vergleich: Samsung wird im Jahr 2018 etwa 31 Millionen Samsung Galaxy S9 verkaufen – und das ist nur eines von sehr vielen Modellen. Als Kontra-Vergleich: Essential tat sich schon an der Hunderttausender Marke schwer und hat daraufhin direkt die Smartphone-Produktion erst einmal auf Eis gelegt.
Mit diesen Verkaufszahlen wird sich das Unternehmen nicht lange tragen lassen und eigentlich lebt nur noch von der Google-Milliarde, die aber schnell aufgebraucht sein kann. Mittelfristig hofft man auf den Erfolg im VR-Geschäft, bei dem das Unternehmen mit der HTC Vive gut aufgestellt ist. Doch auf diesen Durchbruch warten auch viele weitere große Unternehmen seit Jahren – im Gegensatz zu HTC können es sich Google, Microsoft, Facebook & Co. aber leisten, auch noch lange Zeit zu warten und dann – wenn es irgendwann noch zum Durchbruch kommt – den Markt zu fluten.
Wie es mit HTC weitergeht, ist völlig offen, ich würde aber nicht darauf wetten, dass das Unternehmen in einigen Jahren noch im Smartphone-Geschäft tätig ist. Die besten Mitarbeiter, die noch an Bord waren, hat man ohnehin an Google mitverkauft. Vielleicht könnte aber auch dieses mal wieder Google den Retter spielen und auch den Rest des Unternehmens zu einem Spottpreis übernehmen. Für andere Smartphone-Hersteller hingegen wäre das Unternehmen wohl eher nicht so interessant.
Die Marke würde sich sicher in Zukunft wiederbeleben lassen, auch wenn das Unternehmen seit Jahren hart daran arbeitet, die begeisterten Kunden zu vergraulen. Das positive Beispiel Nokia zeigt aber, dass das möglich ist.
Siehe auch
» HTC-Übernahme: Googles Hardware-Chef verspricht große Innovationen für die Pixel-Smartphones
» Große Zukunftspläne: Übernahme von HTC durch Google ist offiziell abgeschlossen
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