Als US-Unternehmen ist Google bekanntlich sehr Prüde – man kann es auch einfach familienfreundlich nennen – und entfernt alles, was auch nur entfernt mit Erotik oder Sexualität zu tun hat aus den eigenen Angeboten. Jetzt ist ein doch recht kurioser Fall aus den USA bekannt geworden, in dem Googles Tastatur Gboard einen Vorschlag macht, der vielen sauer aufstößt und vom Unternehmen innerhalb kürzester Zeit entfernt wird.
Die USA haben bekanntlich teils sehr konträre Einstellungen zu bestimmten Themen, die wir in Europa nicht unbedingt nachvollziehen können. Während alles erotisch oder sexuell angehauchte tabuisiert wird, werden Waffen und viele Arten von Gewalt geduldet. Doch darum soll es in diesem Artikel nicht gehen, sondern viel mehr um eine Auswirkung dieser Prüderie-Zensur. Sie zeigt auch, vor welche Probleme Google und andere Unternehmen in Zukunft gestellt werden.
Wer mit eingestellter English (US)-Sprache auf dem Gboard die beiden Wörtchen „Sit on“ eintippt, bekommt einen kuriosen ersten Vorschlag: Nämlich „my face and“. Zu deutsch also, „sitz auf meinem Gesicht und…“ – eine eindeutig zweideutige sexuelle Anspielung – und damit natürlich in den USA nicht zumutbar. Der Nutzer, dem dies erstmals aufgefallen ist, hat bei Twitter viel Zustimmung, aber teilweise auch Häme und Spott bekommen.
I was SMSing our babysitter with the default Android SMS app; I typed "Hey! Are you free to sit" and autocomplete came up with "on my face." Needless to say, I have never entered that string into my Android device. (This is not a joke)
— son of an asylum seeker, father of an immigrant (@doctorow) 27. Juli 2018
Ein solches Thema kann Google natürlich nicht unkommentiert lassen und hat über einen Sprecher sehr schnell reagiert, der sich für den Fauxpas entschuldigt und ihn mit der komplexen Natur der Sprache begründet hat. Weiter wird betont, dass ein Fix bereits unterwegs ist und diese Vorschläge schon bald nicht mehr gemacht werden. Man kann wohl davon ausgehen, dass die Entfernung solcher Vorschläge in den nächsten Tagen zur Top-Priorität im Gboard-Team gehören wird.
Gboard is designed to avoid such predictions in its generic models, but human language is complex, and as with any sort of system that filters sensitive phrases, sometimes inappropriate suggestions make it through into the machine learning models. When we learn of an inappropriate suggestion we work quickly to remove it.
Einige Nutzer gehen sogar davon aus, dass es sich dabei um einen absichtlich platzierten Easteregg der Entwickler handelt, da der Vorschlag aus drei Wörtern besteht und mit dem Wörtchen „and“ noch eindeutig fortgeführt werden soll. Inspiriert sein könnte es vom bekannten Monty Python Sketch, den ihr in obigem Video seht.
Natürlich möchte niemand solche Anspielungen in den Vorschlägen haben, aber hierzulande hätte es in der Form wohl kaum für so viel Wirbel gesorgt. Tatsächlich gibt es aber auch in allen anderen Sprachen sehr familienfreundliche Filter. Tippt einfach einmal Wörter oder ganze Sätze mit eindeutigen Anspielungen in die Google Websuche und ihr werdet sehen, dass die Vorschlagsfunktion plötzlich deaktiviert ist. Das gilt natürlich genauso für die Smart Replys und auch die Gboard-Vorschläge.
Da die Vorschläge von den Algorithmen aus unzähligen Textquellen zusammengestellt werden, wird es immer wieder solche Dinge in den Datenbanken geben – was dann in Zeiten der Smart Replys, den automatischen GMail-Antworten oder gar dem telefonierenden Assistenten noch eine große Herausforderung werden kann.
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