Öffi: Google antwortet auf Rauswurf der populären ÖPNV-App aus dem Play Store – und legt nach
Der Rauswurf der Öffi-App aus dem Play Store sorgt derzeit für einen kleinen medialen Wirbel, bei dem sich praktisch alle Betroffenen auf die Seite des Entwicklers stellen und diesen Schritt nicht nachvollziehen können. Bis vor wenigen Stunden war von Google nur ein einziges Wörtchen als Begründung geliefert worden, aber jetzt wurde eine tiefergehende Begründung sowie eine neue Beschuldigung nachgeschoben. Beides wirft Fragen auf.
Wer häufig mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, hat mit ziemlicher Sicherheit auch Apps auf dem Smartphone, die die Abfahrtszeiten, Routen und weitere Informationen anzeigen können. Die Wahrscheinlichkeit, dass dafür die Öffi-App zum Einsatz kommt, ist relativ hoch, denn sie erfreut sich seit vielen Jahren großer Popularität. Doch möglicherweise muss man das bald in der Vergangenheitsform sehen.
Google hatte den Entwickler lediglich mit der Begründung „Payments“ über das Wochenende im Regen stehen lassen und die App aus dem Play Store entfernt. Dieser hatte sich daraufhin an die Community gewendet und bekommt seit gestern mit vielen Medienberichten (natürlich auch bei uns) große Unterstützung. Gleichzeitig hatte er auch eine Beschwerde bei Google eingereicht und somit um eine Begründung bzw. eine weitere Prüfung gebeten. Jetzt bekam er Antwort.
3 Tage später hat Google konkretisiert, dass es tatsächlich um Spenden aus der App heraus geht und zum Beweis Screenshots einer scheinbar von F-Droid installierten (oder sidegeloadeten) Version angehängt. Das in dem Screenshot sichtbare Spenden-Menü gibt es jedoch in der Version nicht, die man aus Google Play heraus installiert!
Außerdem kommt Google mit einer neuen Beschuldigung, nämlich dem „direkt herunterladen“-Knopf in meiner Infomeldung, die ich anlässlich des Play-Store-Rauswurfs an alle User verteile. Ich habe den Knopf vorerst entfernt, aber wie denkt sich das Google? Natürlich brauchen die User eine Alternative, wenn’s via Google Play nicht mehr klappt.
Wie bisher schon vermutet, handelt es sich als tatsächlich um den Spenden-Button in der App. Interessanterweise war dieser (laut Aussagen des Entwicklers und vieler Nutzer) niemals in der Version zu finden, die über den Play Store bezogen werden kann.
Möglicherweise ist bei Googles automatisierten Kontrollen etwas schiefgelaufen. Besonders schützt Google Play Protect auch vor Apps, die nicht aus dem Play Store stammen. Möglicherweise geriet so eine Version in die Google-Kontrolle, die es im Play Store niemals gegeben hat und deren Verbindung nur über den Paketnamen hergestellt werden kann. Wie dem auch sei, den medialen Wirbel dürfte auch Google bereits mitbekommen haben und vielleicht einmal einen Mitarbeiter drüberschauen lassen, der sich etwas tiefer damit beschäftigt.
Der zweite Vorwurf ist meiner Meinung nach gerechtfertigt, obwohl ich auch die Seite des Entwicklers verstehen kann. Alle bestehenden Nutzer bekamen einen Hinweis angezeigt, wo die App jetzt – nach dem Rauswurf aus dem Play Store – heruntergeladen werden kann. Diese Downloadlinks sind verboten – was auch völlig korrekt ist – aber eben auch von Seiten des Autors nachvollziehbar, der seine treuen Nutzer informieren möchte – die er wohlgemerkt seit 8 Jahren mit der Gratis-Dienstleistung versorgt.
Die Geschichte ist sicher noch nicht zu Ende und dürfte nun in die nächste Runde gehen. Dennoch bekleckert sich Google hier nicht mit Ruhm, was man an den unzähligen Kommentaren unter unseren Beiträgen und auch in den anderen Medien lesen kann. Vor allem der Vorwurf, dass Google lieber die Nutzung der Google Maps erzwingen möchte, ist zwar absurd, bleibt aber – so ist die Natur der Sache – in den Köpfen einiger Menschen hängen.
» Aktualisierter Beitrag des Entwicklers
Siehe auch
» Öffi: Google schmeißt populäre deutsche ÖPNV-App aus dem Play Store
UPDATE 11.07.2018
» Öffi: Versteckter Spenden-Button – Hintergründe zum Rauswurf der populären ÖPNV App aus dem Play Store
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Google mißbraucht mal wieder seine fast Monopolstellung. Und keine Kontrollinstanz kann etwas dagegen ausrichten. Traurig, aber leider wahr.
Tja, und wenn wir nicht aufpassen, dann gibt’s diese automatisierten Filter bald praktisch überall.Aber eine bodenlose Frechheit von Google, DANN auch noch mit weiteren Vorwürfen ums Eck zu kommen. Schöne neue Monopolwelt.
Ich könnte mir vorstellen, dass der eine Verkehrsverbund oder das andere Verkehrsunternehmen sich nochmal genau überlegen, ob es seine Daten weiterhin kostenlos an Google Maps ausgibt, wenn Google gleichzeitig Drittanbieter aus seinem Ökosystem aussperrt. Ich denke, da wird man nochmal prüfen…
Der Downloadlink war wohl eher eine verkehrte Panikreaktion, aber verständlich. Wann wird Google endlich reguliert, mit menschlichen, kompetenten Ansprechpartnern, Kontaktadressen, und ’ner Hotline? Wie jedes andere deutsche Unternehmen auch?
Die vermutliche Herkunft der App aus einem alternativen Store bestätigt nur, wie richtig es ist, die „vollständige Überprüfung“ von Google Play Protect abzuschalten und nur die Play Store Apps prüfen zu lassen.
Google Schnüffelsoftware, und die erhobenen Daten bekommen sie nicht korrekt ausgewertet. Eine weitere Befürchtung hat sich jetzt als wahr herausgestellt.