Öffi: Google schmeißt populäre deutsche ÖPNV-App aus dem Play Store
Dank des Smartphones muss man sich heute nicht mehr damit aufhalten, die Papier-Aushänge an der Haltestelle zu entziffern um herauszufinden, wann der nächste Bus kommt und wohin er fährt. Leider hat jeder Verkehrsverbund eigene Angebote und Apps, die untereinander zu einem großen Teil nicht kompatibel ist. Eine populäre deutsche App hat dieses Problem für viele Regionen gelöst, ist nun aber ohne nachvollziehbaren Grund von Google aus dem Play Store geworfen worden.
Wer häufig mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, hat mit ziemlicher Sicherheit auch Apps auf dem Smartphone, die die Abfahrtszeiten, Routen und weitere Informationen anzeigen können. Die Wahrscheinlichkeit, dass dafür die Öffi-App zum Einsatz kommt, ist relativ hoch, denn sie erfreut sich seit vielen Jahren großer Popularität. Doch möglicherweise muss man das bald in der Vergangenheitsform sehen.
In dieser Woche hat Google die Öffi-App aus dem Play Store geworfen (hier ist/wäre sie zu finden) und hat diesen Schritt gegenüber dem Entwickler mit nur einem einzigen Wort begründet: „Payments“. Leider ist absolut nicht nachvollziehbar, was die Redaktion oder auch die Algorithmen hinter dem Play Store damit meinen, denn die App verfügt weder über In-App-Käufe noch sammelt sie in irgendeiner Art und Weise Geld vom Nutzer ein.
In der Community wird über die Hintergründe spekuliert, die aber allesamt kaum nachzuvollziehen sind. So sollen die Verlinkungen zum Kauf von Tickets auf den externen Webseiten der Verkehrsbetriebe Schuld sein, aber auch der Spendenaufruf auf der Homepage der App (der in der App nicht direkt verlinkt sein soll) wird als möglicher Grund angeführt. Laut dem Entwickler der App gab und gibt es keine Pläne, mit Öffi Geld zu verdienen.
Eine entsprechende Beschwerde bei Google soll bereits eingereicht worden sein, aber bis diese bearbeitet wird, kann es schonmal einige Tage dauern. Da die App in Deutschland und einigen anderen Ländern sehr populär ist, könnte aber auch die mediale Berichterstattung möglicherweise dabei helfen, diesen Prozess zu beschleunigen.
Die App steht derzeit zwar nicht im Play Store zur Verfügung, die wichtigen Eckdaten lassen sich aber auch weiterhin auf Webseiten wie etwa AppBrain abrufen. Glaubt man diesen Daten, dann ist die App auf über 5 Millionen Smartphones installiert und kommt/kam auf eine Bewertung von 4,5 Sternen bei über 85.000 Bewertungen. Erstmals veröffentlicht wurde die App, die auch einen eigenen Wikipedia-Eintrag hat, im Januar 2010.
Dass die App nun aus dem Store verschwunden ist, heißt natürlich nicht, dass sie nicht weiter verwendet werden kann. Allerdings lässt sie sich bei einer Neueinrichtung des Smartphones nicht mehr herunterladen und installieren. Glücklicherweise stellt der Entwickler die App aber direkt auf seiner Homepage zum Download zur Verfügung, die für den Zeitraum der Sperre dann zur offiziellen Quelle wird.
Ich gehe davon aus, dass es sich um einen Irrtum handelt, der zu einer schnellen Überreaktion geführt hat. Google versucht seit geraumer Zeit, das Android- und Play-Ökosystem aufzuwerten und sauber zu halten, wobei es dann auch zu False Positives kommen kann. Sollte es eine offizielle Begründung geben, wird sie sicher auch auf dem G+ Account des Entwicklers zu finden sein.
» Öffi-App im Play Store (Derzeit nicht Verfügbar)
» Öffi-Homepage
» Beitrag des Entwicklers bei Google+
UPDATE 09.07.2018
» Öffi: Google antwortet auf Rauswurf der populären ÖPNV-App aus dem Play Store – und legt nach
UPDATE 11.07.2018
» Öffi: Versteckter Spenden-Button – Hintergründe zum Rauswurf der populären ÖPNV App aus dem Play Store
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Kann es vielleicht daran liegen, dass öffi Google Maps und Streetview verwendet und dafür nicht bezahlt?
Eigentlich sind die Kontingente sehr großzügig. Aber selbst wenn, dann sollte die Maps-Abteilung den Zugang sperren. Sollte aber nichts mit dem Play Store zu tun haben.
Ehrlich, die Gründe sind mir echt egal. Ich möchte diese App. In Großstädten, wie Berlin, ist für mich diese App. das Nonplusultra. Neuerungen, Anpassungen, Aktualisierungen bitte, bitte wieder aus dem App Store. Für mich gibt es nichts Besseres. Es wird doch wohl eine Lösung, in einem solchen milliardenschweren Unternehmen geben, die eine echte Hilfe für den „kleinen Mann“ ist.
Ich habe mal eine Petition gestartet, Öffi zu open-sourcen:
https://secure.avaaz.org/de/petition/OeffiEntwickler_DiplomInformatiker_Univ_Andreas_Schildbach_OpenSourcen_Sie_die_OeffiApp_statt_Google/?chvinnb
Denn nur so ist die Zukunft von Öffi sichergestellt, es wäre bei einer Einstellung sonst mehr oder weniger schnell einfach nur „weg“. Außerdem lässt es sich als „richtige“ Open-Source-App sehr viel einfacher in F-Droid downloaden.