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Google Maps: Warum gibt es noch immer keine Geschwindigkeitsbegrenzungen in der Navigation?

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Die Google Maps enthalten sehr viele Informationen zu allen Straßen und Orten rund um die Welt und sind eine riesige Ansammlung von Daten. Doch eine häufig gewünschte Funktion ist bis heute nicht enthalten, obwohl das Datenmaterial eigentlich zur Verfügung steht: Die Geschwindigkeitsbegrenzungen bei der Navigation. Ob sich das eines Tages einmal ändern wird, ist allerdings fraglich.


Nicht wenige Nutzer verwenden Google Maps für die Navigation, sowohl im Autos als auch mit dem Fahrrad oder zu Fuß. Während man sich bei letzten beiden eher nicht für Geschwindigkeitsbegrenzungen interessiert (natürlich gibt es auf dem Fahrrad Ausnahmen), sieht das im Auto ganz anders aus – denn jedes bessere Navigationssystem zeigt diese Begrenzungen an und weist den Nutzer daraufhin, wenn er sich zu schnell bewegt.

Immer wieder tauchen bei Google Maps in den Teardowns Hinweise darauf auf, dass die Geschwindigkeitsbegrenzungen schon bald während der Navigation angezeigt werden – zuletzt erst im April 2018. Doch tatsächlich hat es eine solche Anzeige noch nie in die endgültige Version der App geschafft. Es gibt zwar immer wieder mal Berichte von Nutzern, die diese Anzeige gesehen haben wollen (siehe Screenshot unten), aber das sind so vereinzelte Berichte, dass es sich nur um einen sehr kleinen und ständig wechselnden Kreis von Testnutzern handeln kann.

Nun könnte man denken, dass Google die Daten für die vorgeschriebenen Geschwindigkeiten einfach nicht besitzt, aber das ist nicht der Fall. Tatsächlich besitzt Google von sehr vielen Ländern dieser Welt die vollständigen Daten – und das sogar in einer sehr guten Qualität. In dieser Liste ist sehr gut zu sehen, für welche Länder diese Daten zur Verfügung stehen und wie die Qualität vom Maps-Team beurteilt wird. Deutschland, Österreich, Schweiz und auch die USA sind dabei mit sehr guter Qualität angegeben.

Tatsächlich können diese Daten auch über die diversen Google Maps APIs abgerufen werden und stehen für jeden Ort und jede Strecke zur Verfügung. Nur Google Maps selbst als Endprodukt nutzt diese Daten noch nicht, was sich aber kaum erklären lässt.



Google Maps kommt auch in Android Auto zum Einsatz und wird dort vermutlich von nicht wenigen Nutzern als Ersatz für das Navigationssystem verwendet. Gerade erst wurden dort die Satellitenbilder hinzugefügt, doch ausgerechnet die deutlich wichtigeren Geschwindigkeitsbegrenzungen kommen auch hier nicht zum Einsatz. Kurios daran ist, dass die Begrenzungen dafür sehr wohl in der Google-App Waze angezeigt werden, die bis heute die kleine Schwester von Google Maps ist und wohl auch dauerhaft eine Koexistenz führen wird.

Möglicherweise haben Googles Entwickler bzw. die Rechtsabteilung bedenken darüber, dass die angezeigten Geschwindigkeitsbegrenzungen zu Problemen führen könnten, wenn sich die Menschen zu sehr darauf verlassen. Eine falsche Anzeige kann dann schon mal dazu führen, dass die Menschen eher dem Google-Navi als den Straßenschildern vertrauen bzw. diese gänzlich übersehen. Das Risiko dafür ist natürlich da, aber es ist nicht höher als bei allen anderen Navis – sondern durch die ständige Cloud-Anbindung eher geringer.

Am Ende liegt die Verantwortung für das Fahrzeug und der Fahrweise beim Fahrer und nicht bei den ganzen elektronischen Helferlein, die mittlerweile in diesen verbaut sind. Zwar fahren immer wieder Menschen in U-Bahn-Unterführungen, gehen mit Auto im Fluss baden oder wenden auf der Autobahn, aber es wird wohl niemand auf die Idee kommen, den Navi-Hersteller dafür zur Rechenschaft zu ziehen. Auch Google müsste also kaum befürchten, Probleme zu bekommen, wenn jemand mit 200 km/h durch die Autobahn-Baustelle rast.

Auf der Speed Limit-Seite der Maps API Dokumentation wird genau vor den möglicherweise fehlerhaften Daten gewarnt:

The accuracy of speed limit data returned by the Roads API cannot be guaranteed. The speed limit data provided is not real-time, and may be estimated, inaccurate, incomplete, and/or outdated.

Bekanntlich sind aber auch Straßen manchmal nicht korrekt eingezeichnet, Einbahnstraßen nicht oder in die falsche Richtung gekennzeichnet und mehr – aber das war für Google auch kein Grund, die Straßenkarten einzustellen.

Eine Lösung wäre es vielleicht, die Geschwindigkeitsbegrenzungen nicht in Form von Verkehrsschildern darzustellen, so wie es viele Navis tun, sondern sie als visuell neutrale Zahl anzuzeigen, damit sich niemand darauf festnageln kann.



Durch die Aufnahmen der Streetview-Fahrzeuge möchte das Maps-Team auch viele Meta-Daten abgleichen, zu denen vermutlich auch die Verkehrsschilder rund um die Welt gehören. Dadurch könnte das bereits vorhandene Datenmaterial aktualisiert werden und so möglicherweise auch Fehler ausgeglichen werden. Das ist ein großer Vorteil gegenüber den klassischen Navis, die ihre Daten meist nur aus externen Datenbanken beziehen und ebenfalls niemals fehlerfrei sind.

Eine weitere gute Quelle sind die Bewegungsdaten aller Smartphones, die von Google bereits seit langer für vielfältige Angebote genutzt werden. Aus den Durchschnittswerten der im Fahrzeug sitzenden Personen sollten sich die Daten sehr gut abgleichen lassen. Natürlich kommt es dabei zu Ausreißern durch Raser oder Schleicher, aber in der Masse der Menschen sollte wohl erkennbar sein, ob hier 30, 50 oder 80 gefahren werden darf.

Lange Rede kurzer Sinn: Es gibt eigentlich keinen Grund, warum Google die Geschwindigkeitsbegrenzungen bis heute nicht in den Maps anbietet. Deshalb ist auch keine Prognose möglich, wann wir endlich mit diesen zusätzlichen Informationen in der Kartenoberfläche rechnen können.

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