EU-Kommission verhängt Rekordstrafe von 4,3 Milliarden Euro gegen Google & Untersagt App-Bündelung
Schon seit langer Zeit hatte die EU-Kommission gegen Googles Android ermittelt und es hatte sich schon seit längerer Zeit abgezeichnet, dass die App-Bündelung nicht mehr länger in der EU geduldet wird. Heute hat die Kommission nun geurteilt, dass die Bündelung der Apps mit dem Play Store nicht mehr länger zulässig ist und hat gleichzeitig eine Rekordstrafe von 4,3 Milliarden Euro gegen den Konzern verhängt.
Android ist seit Jahren das dominierende Betriebssystem und kommt weltweit auf mehr als 80 Prozent Marktanteil, wobei der Rest des Marktes noch von Apples iOS besetzt wird. Mit jedem in der westlichen Welt verkauften Android-Smartphone kommen außerdem – in den allermeisten Fällen – auch die Google-Angebote. Wer Zugang zum Play Store hat, hat auch gleichzeitig mehr als ein Dutzend Google-Apps standardmäßig vorinstalliert.
Die EU-Kommission hat heute Mittag geurteilt, dass die Bündelung des Play Stores mit den anderen Google-Apps nicht zulässig ist und den Konkurrenten die Möglichkeit nimmt, sich selbst zu etablieren. Aus diesem Grund wird dem Unternehmen nun die Bündelung untersagt, wobei es sich vor allem um die Verknüpfung des Play Stores mit den anderen Diensten dreht. Innerhalb von 90 Tagen muss Google nun reagieren und entsprechende Änderungen vornehmen.
Durch diese Praktiken wurde Wettbewerbern von Google die Möglichkeit genommen, innovativ und konkurrenzfähig zu sein.
Außerdem hat die Kommission Google zur höchstens jemals verhängten Strafe in der Geschichte verdonnert: Ganze 4,3 Milliarden Dollar soll das Unternehmen an die Kommission zahlen und damit noch einmal deutlich mehr als im vergangenen Jahr, als das Unternehmen 2,4 Milliarden Dollar Strafe zahlen musste. Sobald die Strafe gezahlt wird, wird das Ergebnis des Konzerns also wieder deutlich belastet und der erste Quartalsverlust seit über 18 Jahren wird einen Nachfolger bekommen.
Die finanzielle Strafe ist das eine und wird dem Unternehmen sehr weh tun, aber es nicht ernsthaft gefährden. Die Entkoppelung der Google-Apps von Android hingegen ist ein deutlich schwerer Schlag und könnte bereits kurzfristig für große Änderungen sorgen.
Google hat bereits angekündigt, das Urteil anzufechten und es in der Form nicht zu akzeptieren. Das ist natürlich ein großes Risiko, aber die Strafe sowie die Schwächung des gesamten Ökosystems wäre ebenfalls ein sehr großes Risiko für das Fortbestehen von Android und den Google-Apps in der jetzigen Form.
.@Android has created more choice for everyone, not less. #AndroidWorks pic.twitter.com/FAWpvnpj2G
— Google Europe (@googleeurope) 18. Juli 2018
Google hat bereits mit einem ausführlichen Statement reagiert, das von CEO Sundar Pichai höchstpersönlich veröffentlicht wurde und die ganze Geschichte von einer anderen Seite zeichnet: Die Nutzer haben eine endlose Auswahl und können, so zeigt es eine Animation, innerhalb von 30 Sekunden eine vorinstallierte App entfernen oder deaktivieren und durch eine andere ersetzen.
Wir dürfen gespannt sein, wie sich dieses Urteil in den kommenden Wochen und Monaten auf das Android-Ökosystem auswirken wird.
Gleichzeitig laufen in der EU übrigens noch zwei weitere Verfahren, die ebenfalls sehr teuer werden könnten: Ein Verfahren gegen das Werbegeschäft sowie eine Untersuchung gegen Google Maps.
» Erste Stellungnahme im Google-Blog
Siehe auch
» EU-Verfahren gegen Android: Google droht Milliardenstrafe & Auswirkungen auf das Android-Ökosystem
» EU-Verfahren Websuche
» EU-Verfahren Werbenetzwerk
» EU-Verfahren Android
» EU-Beschwerde Maps & Yelp
[heise]
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Wie man auf diese hohe Summe kommt, ist mir fraglich. Hier geht’s immerhin um ein kostenloses Ökosystem, dass die Hersteller nutzen können, oder es sein lassen können und ihr eigenes Ding machen.
Ich finde es nur noch peinlich, wie sich die EU-Kommission hier immer wieder aufführt. Wer halbwegs clever ist, sieht doch sofort, dass hier nur Kohle gemacht werden will, mit an den Haaren herbeigezogen Argumenten. Alles nur um Chancengleichheit für Konkurrenten herzustellen? Das sehe ich nicht so. Mal ehrlich, welche Konkurrenten sollten das sein. Ein paar dubiose Stores, die mit ihrem verseuchten Müll dem Anwender eher schaden als nutzen. Jeder Nutzer hat jetzt schon vom ersten Einschalten die Möglichkeit mit seinem Smartphone zu machen was er will. Das was die EU-Kommission hier macht ist kontraproduktiv und schadet eher dem Anwender, als dass es für Chancengleichheit von Konkurrenten nutzt.