Google ist seit Jahren im Cloud-Geschäft tätig und bietet unzähligen Kunden die eigenen Dienste sowie die Rechenleistung und die Server-Infrastruktur an. Dennoch ist es noch immer ein vergleichsweise kleines Geschäft, das kaum gegen die übermächtig wirkende Konkurrenz ankommt. Schon bald könnte Google aber einen neuen prominenten Kunden gewinnen, der die Dienste des Unternehmens in Anspruch nehmen möchte: Facebook.
Im Cloud-Bereich bietet Google sehr umfangreiche Angebote: Diese reichen von Unternehmensversionen der bekannten Google-Apps unter dem Dach der G Suite über spezielle Cloud-Anwendungen bis hin zur Server-Infrastruktur, der App Engine und vielen weiteren Diensten. Bisher sind vor allem die Google-Apps sehr populär und werden von mehr als einer Million Nutzer im Unternehmensumfeld verwendet. Darunter befinden sich Unternehmenskunden jeder Größe.
Laut einem Bericht des stets sehr gut informierten Portals The Information soll Facebook nun intern in Erwägung zu ziehen, den Büro-Alltag der Mitarbeiter in die Google-Cloud zu verlegen. Die typische Microsof-Infrastruktur soll dabei vollständig rausfliegen und durch Googles G Suite-Lösung ersetzt werden. Konkret ist die Rede vom Google Drive, den Dokumenten-Apps Docs, Sheets und Slides sowie von GMail. Insbesondere letztes könnte den entscheidenden Ausschlag geben.
Die Facebook-Mitarbeiter sollen zunehmend mit Microsofts Office 365-Angebot unzufrieden sein und sich bessere Lösungen wünschen. Intern werden die Microsoft-Produkte gar als „langsam und aufgeblasen“ bezeichnet, was gerade für den Marktführer und vermeintlichem Standard im Büro-Alltag doch eher ungewöhnlich ist. Aber nicht nur Microsoft soll aus dem Facebook-System fliegen, sondern auch Dropbox sowie Salesforce Quip, die allesamt durch die Google-Dienste ersetzt werden könnten.
Ob Facebook nur auf der Suche nach Alternativen ist oder sich bereits konkret für Googles Plattform entschieden hat, ist derzeit noch nicht bekannt. Man kann aber davon ausgehen, dass eine endgültige Entscheidung von Google entsprechend medial verkündet wird.
Der möglicherweise anstehende Wechsel ist gleich in zwei Punkten sehr überraschend: Zum Einen hatte Facebook-CEO Mark Zuckerberg persönlich im Jahr 2011 alle Google-Produkte verbannt und deren Nutzung am Arbeitsplatz untersagt. Das ist bei einigen Tochterfirmen wie Oculus und WhatsApp zwar anders, aber grundlegend wird nur über die internen eigenen oder über die Microsoft-Systeme kommuniziert und gearbeitet.
Die zweite Überraschung ist, dass Microsoft seit vielen Jahren einen kleinen Anteil an Facebook hält, der bis heute nicht verkauft wurde. Zwar zu wenig für ein Veto-Recht, aber doch genug um solche negativen Aussagen der Facebook-Mitarbeiter einzudämmen. Sollte sich Facebook für Google entscheiden, würde das Unternehmen etwa 3 Millionen Dollar pro Jahr zusätzlich verdienen, aber vor allem der Image-Gewinn dürfte für Googles Apps sehr viel mehr wert sein.
Natürlich kann man sich fragen, warum Facebook nicht selbst entsprechende Angebote entwickelt und diese erst einmal intern einsetzt. Mit Angeboten wie Facebook Workplace ist man längst in diesem Bereich tätig und selbst auf der Suche nach Unternehmenskunden.
Googles Aufholjagd im Cloud-Geschäft kann ein solcher Deal natürlich nur recht sein, denn tatsächlich befindet sich das Unternehmen nur auf Platz 7 der größten Cloud-Anbieter.
Siehe auch
» Daten der iPhone-Nutzer: Apples iCloud-Daten liegen jetzt auch in der Google Cloud Platform
» Kleine Wolke: Google hat im Cloud-Geschäft derzeit keine Chance gegen Amazon & Microsoft
» IGTV vs. YouTube: Kampf um die Influencer – Instagram fordert YouTube mit langen Videos & neuer App heraus